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Studie prüft Nebenwirkungen: Ist Teebaumöl schädlich?

Fläschchen mit Teebaumöl
Teebaumöl ist nicht frei von Nebenwirkungen. Worauf sollten Kunden achten? | Bild: New Africa / AdobeStock

Akne, Warzen, Schuppen – das terpenreiche Öl von Melaleuca alternifolia und weiteren Arten der Gattung Melaleuca erfreut sich großer Beliebtheit bei der Behandlung von Hautproblemen aller Art. Neben seiner antimikrobiellen Wirkung ist Teebaumöl aber auch für sein Allergiepotenzial (als Kontaktallergen) bekannt. Wie gravierend sind diese und weitere unerwünschte Wirkungen des ätherischen Öls?

Zur Erinnerung: Was ist ein Kontaktallergen?

Kontaktallergene sind bestimmte Stoffe, auf die der Körper nach erfolgtem Kontakt überempfindlich (mit einer allergischen Reaktion) reagiert. Typische Symptome sind Hautausschlag, Rötung, Juckreiz oder Schwellung. Tritt eine Kontaktallergie auf, ist es ratsam, den Kontakt mit dem Auslöser zu vermeiden.

Welche Nebenwirkungen von Teebaumöl sind bekannt?

In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben sich Forscher aus den Niederlanden mit dem Sicherheitsprofil und insbesondere mit den Nebenwirkungen von Teebaumöl beschäftigt. Hierfür werteten sie 161 in die Datenbank VigiBase der Weltgesundheitsorganisation eingetragene Meldungen über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Teebaumöl oder Teebaumölpräparaten aus. 

Wenig überraschend waren Hautreaktionen wie Kontaktdermatitiden, Hautausschläge und Erytheme die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen. Auch Reizungen der Atemwege (mutmaßlich durch Einatmen des Öls), des Gastrointestinaltraktes und der Augen wurden wiederholt beobachtet. In einigen Fällen war das Teebaumöl oral aufgenommen worden, was neben Hautreaktionen auch zu Ataxie (Störung der Bewegungskoordination) und Schläfrigkeit führte. 

Frauen häufiger von Nebenwirkungen betroffen

Insgesamt 16 der berichteten Nebenwirkungen (10%) wurden von den Studienautoren als schwerwiegend eingestuft. Frauen waren mit 2/3 aller Fallmeldungen deutlich häufiger betroffen als Männer. 

Die Autoren begründen dies mit der Annahme, dass Frauen häufiger pflanzliche Präparate anwenden und auch häufiger Nebenwirkungen melden würden. Neun Fallmeldungen gehen aber auch auf Kinder zurück, die versehentlich exponiert wurden. 

Teebaumöl nicht schlucken!

Schlussfolgernd raten die Autoren dringend von einer oralen Anwendung ab, die zu schwerwiegenden Symptomen des Zentralnervensystems (ZNS) und der Lunge führen könne. Die kutane Anwendung empfehlen sie ausschließlich für unempfindliche („non-vulnerable“) Personen mit leichten, entzündlichen Hauterkrankungen. 

Dies deckt sich weitestgehend mit den Empfehlungen der HMPC-Monographie von 2015 (Monographie ist derzeit in Überarbeitung, HMPC = Committee on Herbal Medicinal Products). Gemäß dieser kann das Öl pur oder verdünnt dermal bei kleinen oberflächlichen Wunden, Insektenstichen, kleinen Furunkeln und Fußpilz sowie verdünnt oromukosal bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut eingesetzt werden.  

Zu einer deutlich vorsichtigeren Einschätzung hat die niederländische Studie hingegen die Redaktion des Arzneimittel-Telegramms bewogen: „Angesichts der zahlreichen in Teebaumöl enthaltenen Substanzen, der vielfältigen Störwirkungen und der mit häufigerem Luftkontakt des Öls zunehmenden Menge sensibilisierender Oxidationsprodukte raten wir von dem harmlos erscheinenden sogenannten Naturkosmetikum ab“, ist dort zu lesen.

Beratungshinweise zu Teebaumöl

Fest steht jedoch, dass Teebaumöl kein nebenwirkungsfreies und sanftes Naturprodukt ist. Möchten Kunden es dennoch anwenden, kann das Apothekenpersonal durch folgende Hinweise die Anwendungssicherheit erhöhen:

  • Flaschen außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren.
  • Fest verschlossen und vor Hitze sowie Licht geschützt lagern*.
  • Nach Ablauf der Haltbarkeit nicht mehr verwenden.
  • Bevorzugt Öle in pharmazeutischer Qualität verwenden.
  • Bei Schwangeren, Stillenden, Kindern oder Haustieren nicht anwenden.
  • Nicht bei bekannter Allergie gegen das Öl oder Kolofonium (Geigenharz) einsetzen.

*um Missverständnisse zu vermeiden, wurde am 02.02.2023 die Lagerempfehlung „kühl“ durch „vor Hitze geschützt“ ersetzt.