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Ökotest prüft Vitamin-B12-Präparate

Weibliche Hand mit Nahrungsergänzungsmitteln
Wie gut sind Präparate mit Vitamin B12? | Bild: Маргарита Манухо / AdobeStock

Eine vegetarische oder vegane Lebensweise, Einnahme von Medikamenten wie Metformin oder Protonenpumpeninhibitoren sowie Erkrankungen des Verdauungstraktes, die die Vitaminresorption behindern – diese und weitere Gründe können eine regelmäßige Supplementierung von Cobalamin erforderlich machen. 

Zur Verfügung steht hierfür ein ganzes Arsenal an Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke, die Patienten rezeptfrei erwerben können, um ihren Tagesbedarf von circa 4 µg zu decken (Schätzwert für eine angemessene ZufuhrQuelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung ).

29 davon hat Ökotest genauer untersucht und anhand von Studien, der Präparataufmachungen und eigens durchgeführten Laboranalysen eingeschätzt. Für Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel wurden hierbei leicht abweichende Kriterienkataloge angewendet.

Arzneimittel für B12 bewertet Ökotest gut

Als gut oder sogar sehr gut stuft Ökotest vier der fünf untersuchten Arzneimittel und Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke ein:  

  • B12-Asmedic® Tropfen und Vitamin B12-Loges® 1.000 µg Kapseln dürfen sich über die Bestnote freuen.
  • Leichte Abzüge erhalten B12 Ankermann® 1.000 µg Tabletten und Vitamin B12-Ratiopharm® 10 µg Tabletten, da sie den umstrittenen Hilfsstoff Titandioxid enthalten.

Bei der Beratung von Veganern kommt eine weitere Stolperfalle hinzu: Wenngleich diese zu einer Hauptzielgruppe von Vitamin-B12-Supplementen zählen, ist von den vier Produkten nur das Präparat von Dr. Loges als vegan gekennzeichnet.  

Das harte Urteil „ungenügend“ gab es für das letzte untersuchte Arzneimittel: Vitasprint B12® Trinkfläschchen. Der Hauptgrund: Laut Testbericht sind die Trinkfläschchen als traditionelles Arzneimittel für die Indikation „Besserung des Allgemeinbefindens“ zugelassen, ausreichend Beweise für die Wirksamkeit in diesem Gebiet liefere eine traditionelle Zulassung jedoch nicht. 

Vorsicht vor Überdosierung bei Nahrungsergänzungsmitteln mit B12

Die 24 untersuchten Nahrungsergänzungsmittel hatte Ökotest in verschiedenen Drogerien, Discountern und Reformhäusern erstanden. Unter den Testkandidaten waren aber auch einige häufiger in Apotheken anzutreffende Produkte dabei. 

Fünf Produkte wurden mit sehr gut oder gut bewertet, ganze 17 Produkte wurden als befriedigend oder mangelhaft eingestuft, zwei sogar als ungenügend. Hauptkritikpunkt bei all diesen Präparaten war die enthaltene Tagesdosis des Vitamins. 

Dabei waren die Produkte keineswegs unterdosiert. Sie überschritten teilweise die Höchstmengenempfehlung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) um wenige Mikrogramm. Teilweise enthielten sie aber auch 40-mal so viel Vitamin B12, wie vom BfR bei Nahrungsergänzungsmitteln als sicher eingeschätzt wird. Und das sind 25 µg pro Tag.  

Ökotest schreibt hierzu: „Der Körper kann Vitamin B12 auch in sehr hohen Dosierungen nur geringfügig aufnehmen. Den Rest scheidet er aus – und produziert daraus sozusagen jede Menge teuren Urin.“ 

Mit einem schmerzenden Geldbeutel ließe sich vielleicht noch leben, jedoch könnte der Schaden auch darüber hinausgehen. Studien der vergangenen Jahre legen nahe, dass eine langfristige, hochdosierte Einnahme von Vitamin B12 mit Gesundheitsrisiken wie einem gesteigerten Risiko für Lungenkrebs und Oberschenkelhalsbrüche einhergeht. Hochdosierte Präparate sollten daher nur zeitlich begrenzt bei einem bestätigten Vitamin-B12-Mangel angewandt werden.

Fehlende Hinweise auf betroffene Personengruppen

Die beiden mangelhaften Präparate, DocMorris Vitamin B12® Minitabletten und Vitamaze Vitamin B12® Tropfen, fielen überdies durch starke Gehaltsabweichungen auf. Ihr tatsächlicher Gehalt wich um mehr als 50 Prozent in positiver bzw. um mehr als 20 Prozent in negativer Richtung vom etikettierten Sollgehalt ab. 

Zu bemängeln hatte Ökotest auch, dass viele Präparate nicht auf Personengruppen oder Ernährungsformen hinweisen, bei denen eine Supplementierung von Vitamin B12 empfehlenswert ist. Dies schüre falsche Hoffnung bei Verbrauchern. 

„Denn wer gesund ist und tierische Lebensmittel zu sich nimmt, braucht keine B12-Präparate. Weder gegen ‚Müdigkeit und Erschöpfung‘, wie etliche Anbieter suggerieren, noch ‚um Energie und Leistungsfähigkeit im Alltag‘ sicherzustellen“, so Ökotest im Testbericht.