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Helfen Probiotika Kindern bei Bauchschmerzen?

Mädchen mit Bauchschmerzen im Bett
Wenn keine organische Ursache für Bauchschmerzen bei Kindern vorliegt, könnten Pro- und Synbiotika helfen. | Bild: agnieszka_marcinska / AdobeStock

Bauchschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden im Kindesalter. Bei vielen Kindern dürften dahinter harmlose Ursachen wie Verstopfungen oder Blähungen stecken. Seltener können die Beschwerden auch auf chronische Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Infektionen hinweisen. Aber muss immer eine organische Ursache hinter den Bauschmerzen stecken? 

Kinder leiden häufig unter funktionalen Bauchschmerzen

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin schreibt hierzu: „Viele Kinder mit häufig wiederkehrenden Bauchschmerzen haben keine organische Ursache für ihre Beschwerden. Sie bilden sich die Schmerzen aber nicht ein und sie haben auch keine psychische Störung als Ursache! Vielmehr liegt eine besondere Empfindlichkeit für Darmbewegungen, eine Übererregbarkeit der Schmerzfasern des Darms oder eine Reizung der Darmwand vor.“ 

Die Kinder leiden also unter funktionalen Bauchschmerzen. Ob eine Behandlung dieser Kinder mit Pro- oder Synbiotika sinnvoll und sicher ist, dazu haben Cochrane-Wissenschaftler eine Übersichtsarbeit verfasst.

Gut zu wissen: Was sind Pro-, Prä- und Synbiotika?

Bei Probiotika handelt es sich um oral auf­genom­me­ne, le­bende, apathogene Mikro­or­ganis­men, z. B. Milchsäu­re­bakteri­en und He­fen. Durch die Einnahme wird die Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst und das Wachstum pathogener Bakterien gehemmt.

Präbiotika sind Nahrungs­bestandteile, die durch kör­pereigene Enzyme nicht ab­ge­baut werden kön­nen. Ihre Aufgabe ist, das Wachstum bestimmter, günstiger Bakterien, z. B. Lakto­bazillen oder Bi­fi­do­bakteri­en, im Darm anzuregen. 

Synbiotika nennt man die kombinierte Anwendung eines Probiotikums mit einem für das Probiotikum als Substrat dienenden Präbiotikum. Quelle: Pschyrembel Online, abgerufen am 24.02.2023 

Hierfür werteten die Wissenschaftler 18 randomisiert-kontrollierte Studien aus, die den Einsatz von pro- bzw. synbiotischen Präparaten bei insgesamt 1.309 Kindern (vier bis 18 Jahre alt) mit funktionellen Bauchschmerzen untersuchten. Die Kontrollgruppen erhielten jeweils eine Placebotherapie. 

Da einige Studien die Symptombesserung (Abnahme der Schmerzintensität oder -häufigkeit) und andere Schmerzfreiheit als klinischen Endpunkt definiert hatten, wurden diese beiden Kategorien getrennt ausgewertet.

Probiotika und Synbiotika helfen gegen Bauchschmerzen

Unter einer Behandlung mit probiotischen Präparaten erfuhr jedes zweite Kind (50 Prozent) eine Besserung der Beschwerden. 42 Prozent waren nach der Behandlung schmerzfrei. In der Placebogruppe hatten sich die Beschwerden bei jedem dritten Kind gebessert (33 Prozent) und 27 Prozent waren schmerzfrei.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Synbiotika: 47 Prozent der Kinder erfuhren eine Besserung, in der Placebogruppe waren es 35 Prozent. Nach der Behandlung mit einem Synbiotikum waren 52 Prozent der Kinder schmerzfrei und 32 Prozent waren es in der Placebogruppe.

Insgesamt kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der Einsatz von Pro- bzw. Synbiotika bei Kindern mit funktionalen Bauchschmerzen einer Placebobehandlung überlegen sein könnte, obwohl keine der beiden Behandlungsoptionen der anderen sichtlich überlegen war.

Langfristige Sicherheit von Pro- und Synbiotika ungeklärt

Aufgrund der großen Heterogenität der Studien schätzen sie die Evidenz ihrer Ergebnisse allerdings nur von geringer Sicherheit ein (low certainty evidence). Subgruppenanalysen, etwa aufgeschlüsselt nach verschiedenen eingesetzten Bakterienstämmen, seien nicht möglich gewesen.

Schwere unerwünschte Nebenwirkungen seien in keiner der 18 Studien berichtet worden. Allerdings sind die Forscher auch hier sehr zurückhaltend mit ihrer Einschätzung zur Sicherheit der Präparate. Denn: Klinische Studien seien nicht das ideale Mittel, um eine langfristige Sicherheit festzustellen, was vor allem für die Therapie von Kindern wichtig sei.

Insgesamt sei daher noch weitere Forschung auf diesem Feld nötig. Insbesondere Studien zur langfristigen Sicherheit und zu spezifischen Bakterienstämmen könnten helfen, das Bild zu schärfen.