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Arzneimitteleinnahme und Rauchen – was ist zu beachten?

Raucher sollten ihre Arzneimitteltherapie genauer unter die Lupe nehmen. | Bild: Aleksej / AdobeStock

Rauchen begünstigt die Entstehung von bösartigen Tumoren und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Diese unerwünschten Auswirkungen des Tabakkonsums sind hinreichend bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass das Tabakrauchen auch die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik vieler Arzneistoffe verändert.

Tabakkonsum und Metabolisierung in der Leber

Einige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe im Tabakrauch aktivieren verschiedene Leberenzyme wie z. B. CYP1A2. Substanzen, die über dieselben Enzyme metabolisiert werden, werden deshalb schneller abgebaut. Das bedeutet, dass einige Wirkstoffe bei Rauchern höher dosiert werden müssen als bei Nichtrauchern. Davon betroffen sind z. B. Duloxetin, Propranolol, Verapamil, Ropinirol, Theophyllin und Olanzapin.

Nikotin selbst zeigt diese Interaktion nicht, deshalb tritt das Problem unter der Nikotinersatztherapie nicht auf.

Tabakkonsum und Betablocker

Nikotin steigert die Sympathikusaktivität und führt so zu einer Erhöhung des Blutdrucks sowie der Herzfrequenz. Werden Betablocker z. B. zur Behandlung einer Hypertonie eingenommen, müssen sie deshalb bei Rauchern höher dosiert werden.

Auch die sedierende Wirkung der Benzodiazepine wird durch die Nikotin-bedingte Sympathikusaktivierung abgeschwächt. Dies kann eine Dosisanpassung erforderlich machen.

Tabakkonsum und Diabetes

Desweiteren bewirkt Nikotin eine Verengung der Blutgefäße der Haut. Wird Insulin während des Rauchens oder bis zu 30 min danach gespritzt, kann die Resorption dadurch deutlich verlangsamt sein. Regelmäßiges Rauchen verstärkt zudem die Insulinresistenz. Aufgrund dieser Nebenwirkungen müssen sowohl Insulin als auch verschiedene Antidiabetika bei Rauchern höher dosiert werden.

Tabakkonsum und Analgetika

Raucher haben eine erniedrigte Schmerztoleranz. Schmerz wird schneller als unangenehm und behandlungsbedürftig empfunden. Um eine zufriedenstellende Wirkung zu erzielen, müssen Analgetika daher im Vergleich zu Nichtrauchern höher dosiert werden. 

Tabakkonsum und Antazida

Regelmäßiges Rauchen führt zu einer gesteigerten Magensäureproduktion. Säurebedingte Probleme, Magenschmerzen und Sodbrennen treten bei Rauchern deshalb vermehrt auf. Meist muss die Therapie mit Antazida in höheren Dosen und über einen längeren Zeitraum als bei Nichtrauchern erfolgen.

Tabakkonsum und Verhütungsmittel

Rauchen erhöht auch das Risiko für venöse Thrombosen. Diese Nebenwirkung tritt ebenfalls unter der Therapie mit östrogenhaltigen Arzneimitteln auf. Um eine Potenzierung der Nebenwirkungen zu vermeiden, sind östrogenhaltige Arzneimittel wie z. B. die Mikropille für Raucher deshalb nicht geeignet.

Fazit

Bleibt der erwünschte Erfolg einer Arzneimitteltherapie aus, ist bei Rauchern daran zu denken, dass dies eventuell an einer zu niedrigen Dosierung liegen könnte.

Ein Rauchstopp ist im Sinne der Gesundheit in jedem Fall zu begrüßen. Nimmt der (ehemalige) Raucher jedoch regelmäßig Medikamente ein, sollte er sein Entwöhnungsvorhaben zuvor mit dem Arzt besprechen. Besonders bei Wirkstoffen mit geringer therapeutischer Breite ist dann eine Dosisreduktion nötig, um eine potenzielle Überdosierung zu vermeiden.

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