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Bisphosphonate kombiniert mit zweiwertigen Kationen?

Mann zeigt auf Armbanduhr und Tabletten liegen auf dem Tisch
Bei der Einnahme von Bisphosphonaten und Calcium-Tabletten muss ein zeitlicher Abstand berücksichtigt werden. | Bild: sebra / Adobe Stock

Frau Stein löst ein Rezept über Alendronsäure 70 mg 4 Tabletten bei Ihnen in der Apotheke ein. Sie erhält diese Verordnung zum ersten Mal, da bei ihr Osteoporose diagnostiziert wurde. Von der Ärztin wurde ihr die zusätzliche Einnahme eines Präparates mit Calcium und Vitamin D3 empfohlen.

Worauf ist bei der Einnahme der beiden Präparate zu achten?

Gut zu wissen: Wie wirken Bisphosphonate?

Bisphosphonate sind Mittel der ersten Wahl in der Therapie der Osteoporose. Sie hemmen die Aktivität der Osteoklasten (= Zellen, die für den Knochenabbau zuständig sind) und erhöhen dadurch die Knochendichte. Mit der gesteigerten Knochenstabilität sinkt das Frakturrisiko.

Bisphosphonate haben eine schlechte Bioverfügbarkeit. Deshalb sollten sie morgens nüchtern eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit einem Glas Leitungswasser eingenommen werden. Üblich ist eine 1x-wöchentliche Einnahme.

Da Bisphosphonate die Speiseröhre reizen können, ist es wichtig, bei der Einnahme aufrecht zu sitzen und sich anschließend mindestens eine halbe Stunde lang nicht hinzulegen.

Verminderte Wirkung durch Komplexbildung

Die gleichzeitige Einnahme mehrwertiger Kationen wie z. B. Ca2+ mit Bisphosphonaten wie z. B. Alendronsäure kann zu einer verschlechterten Resorption und damit zu einer verminderten Wirksamkeit des Bisphosphonats führen. 

Denn: Mehrwertige Kationen sind in der Lage, mit verschiedenen Wirkstoffen – wie z. B. Bisphosphonaten – Komplexe zu bilden. In diesem Komplex gebunden können Alendronsäure, Risedronsäure, Ibandronsäure, Zoledronsäure und Co. nicht aufgenommen werden und verlassen den Körper wirkungslos über den Magen-Darm-Trakt.

Das Interaktionsmodul der ABDA-Datenbank meldet daher: „Überwachung bzw. Anpassung nötig“.

Zur Erinnerung: Was versteht man unter einem Komplex?

Komplexe sind chemische Verbindungen, die sich aus einem Zentralatom (oft mehrwertige Kationen) und mehreren Liganden zusammensetzen. Es handelt sich dabei um sehr stabile Verbindungen.

Ein Beispiel für einen natürlich vorkommenden Komplex ist der Blutfarbstoff Häm mit Eisen als Zentralatom.

Was ist aufgrund der Interaktion zu beachten?

Um die Komplexbildung zu vermeiden, ist ein zweistündiger Abstand zwischen der Einnahme des Bisphosphonats und der Aufnahme mehrwertiger Kationen wichtig. Die Bisphosphonate sollten daher auch mit Leitungswasser und nicht mit Mineralwasser eingenommen werden. Anschließend muss entweder zwei Stunden bis zum Frühstück abgewartet oder beim Frühstück auf Milch und Milchprodukte verzichtet werden. Dieser zeitliche Abstand muss auch für das Calciumpräparat eingehalten werden.

In der Praxis empfiehlt es sich, die Calciumtablette zu einem anderen Tageszeitpunkt einzunehmen, also z. B. zum Mittag- oder Abendessen. Wird das Bisphosphonat 1x wöchentlich eingenommen, so besteht auch die Möglichkeit, die Calciumeinnahme an diesem Wochentag auszusetzen. Zur Erleichterung für den Anwender bieten einige Hersteller Wochenpackungen an: Am ersten Tag des Blisters findet sich das Bisphosphonat, an den restlichen Tagen das Calcium/Vitamin-D-Präparat.

Für Frau Stein ist es sinnvoll, dass sie ihre Osteoporose-Therapie um ein Calcium/Vitamin-D3-Präparat ergänzt. Sie muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass eine zeitgleiche Einnahme die Wirksamkeit der Alendronsäure beeinträchtigen würde. Im Gespräch mit der Kundin sollte herausgefunden werden, welches die für sie praktikabelste Lösung ist.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bisphosphonate sind schwer resorbierbar.
  • Mehrwertige Kationen können Komplexe mit Bisphosphonaten bilden und so die Resorption zusätzlich vermindern.
  • Mehrwertige Kationen finden sich v. a. in Milch und Milchprodukten, mineralstoffreichen Mineralwässern, Antazida und Mineralstoffpräparaten.
  • Ein zweistündiger Einnahme-Abstand kann die Interaktion verhindern. Möglich ist auch der Verzicht auf das Mineralstoffpräparat am Wochentag der Bisphosphonat-Einnahme.
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