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Tetrazykline und zweiwertige Kationen

Bei der Einnahme von Antibiotika muss besonders auf Interaktionen geachtet werden. | Bild: Jacob Lund / Adobe Stock

Mögliche Situation in der Apotheke:

Wegen des Verdachts auf Borreliose erhält Stefan vom Hausarzt ein Rezept über Doxycyclin 200 mg. Er soll die Tabletten 14 Tage lang einnehmen. Außerdem wünscht er Magnesiumtabletten, um Wadenkrämpfen vorzubeugen. 

Welche Interaktion tritt hier auf?

Die gleichzeitige Einnahme mehrwertiger Kationen wie z. B. Mg2+ mit Doxycyclin kann zu einer verschlechterten Resorption und damit zu einer verminderten Wirksamkeit des Antibiotikums führen. Das Interaktionsmodul der ABDA-Datenbank meldet: „Überwachung bzw. Anpassung nötig“.

Zur Erinnerung: So wirken Tetrazykline

Tetrazykline gehören zu den Breitspektrum-Antibiotika. Sie hemmen die bakterielle Proteinbiosynthese und wirken so bakteriostatisch. Doxycyclin wird bei bakteriellen Infektionen sowie bei (Verdacht auf) Borreliose eingesetzt. Tetracyclin ist ein Bestandteil der Eradikationstherapie gegen Helicobacter pylori. Minocyclin und Chlortetracyclin werden aufgrund ihrer zusätzlich entzündungshemmenden Wirkung bei Akne und Rosazea angewendet.

Tetrazykline gehören zu den Wirkstoffen, die photosensibilisierend wirken, also die Empfindlichkeit gegenüber der Sonnenstrahlung erhöhen. Für die Dauer der Therapie muss deshalb auf einen verstärkten Sonnenschutz geachtet werden.

Mehrwertige Kationen sind in der Lage, mit verschiedenen Wirkstoffen – wie z. B. den Tetrazyklinen – Komplexe zu bilden. In diesem Komplex gebunden kann das Antibiotikum nicht aufgenommen werden und verlässt den Körper wirkungslos über den Magen-Darm-Trakt. Von dieser Wechselwirkung sind unter den Antibiotika neben den Tetrazyklinen auch die Gyrasehemmer betroffen.

Zur Erinnerung: Was versteht man unter einem Komplex?

Komplexe sind chemische Verbindungen, die sich aus einem Zentralatom (oft mehrwertige Kationen) und mehreren Liganden zusammensetzen. Es handelt sich dabei um sehr stabile Verbindungen. Ein Beispiel für einen natürlich vorkommenden Komplex ist der Blutfarbstoff Häm mit Eisen als Zentralatom.

Was ist aufgrund dieser Interaktion zu beachten?

Um die Komplexbildung zu vermeiden und die volle Wirksamkeit des Antibiotikums zu gewährleisten, ist ein mindestens zweistündiger Abstand zur Aufnahme von Milch und Milchprodukten, Mineralstoffpräparaten und allen weiteren Lebens- und Arzneimitteln, die mehrwertige Kationen enthalten, wichtig. Dabei sollte am besten dem Antibiotikum der „Vorsprung“ gegeben werden.

Fazit:

Stefan muss darüber aufgeklärt werden, dass eine konsequente Tabletteneinnahme über die komplette Therapiedauer wichtig ist. Das Antibiotikum sollte immer in etwa zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Mineralstoffpräparate sowie alle anderen Lebens- oder Arzneimittel, die mehrwertige Kationen enthalten, dürfen erst frühestens zwei Stunden nach der Antibiotikaeinnahme verzehrt bzw. eingenommen werden.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Tetrazykline bilden Komplexe mit mehrwertigen Kationen.
  • Mehrwertige Kationen finden sich v. a. in Milch und Milchprodukten, mineralstoffreichen Mineralwässern, Antazida und Mineralstoffpräparaten.
  • Diese Interaktion kann verhindert werden, wenn Lebens- und Arzneimittel mit mehrwertigen Kationen frühestens zwei Stunden nach der Antibiotika-Einnahme verzehrt bzw. eingenommen werden.
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