Heimische Heilpflanzen
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Wegwarte – Wurzel für Verdauung und Genuss

Aus der wilden Wegwarte entstand eine wichtige Kulturform: der Chicorée. | Bild: maxandrew / Fotolia

Die hellblauen Blütenkörbchen der Gewöhnlichen Wegwarte (Cichorium intybus) sind meist nur bis zum Mittag voll entfaltet. Danach „wartet“ die Pflanze auf den nächsten Tag – und das vor allem an Wegen. Deshalb der Name „Wegwarte“.

Fleischige Wurzel als Speicherorgan

An ihre meist kargen und trockenen Standorte an Wegen, Straßenrändern und auf Ödland ist die Pflanze gut angepasst. So verdunstet über ihren festen gerieften Stängel und die wenigen rauen Blätter kaum Wasser. 

Ein weiterer, entscheidender Standortvorteil ist für diesen Korbblütler (Asteraceae) seine fleischige Pfahlwurzel. Diese kann bis zu 30 Zentimeter lang werden und eine große Menge Kohlenhydrate speichern, vor allem Inulin. Die Speicherstoffe ermöglichen es dem mehrjährigen Gewächs, im nächsten Jahr rasch heranzuwachsen. Die sparrig verzweigte Pflanze kann eine Wuchshöhe von über einem Meter erreichen. 

Wurzel für Kaffee

Auch die Menschen haben früh die nährstoffhaltige Wurzel für sich entdeckt. So verzehrten wohl schon die alten Griechen und Römer die Wegwartenwurzel als Gemüse. In unseren Breiten wurde die Wurzel richtig populär, als man eine besondere Verwendungsmöglichkeit entdeckt hatte – man konnte sie rösten und daraus Kaffee-Ersatz herstellen. Das war der sogenannte Zichorien-Kaffee, in manchen Gegenden „Muckefuck“ genannt. Auch heute noch findet sich eine Kulturform der Wegwartenwurzel – die Wurzelzichorie – als Zusatz in manchen Getreidekaffees. 

Köstlicher Salat

Bild: Bablo / Fotolia

Aus der wilden Wegwarte entstand noch eine andere wichtige Kulturform: die Salatzichorie, besser bekannt unter dem Namen Chicorée. Was wir als Chicorée verspeisen, sind die aus Zichorien-Wurzeln getriebenen Blätter in Knospenanlage. Da sie in Dunkelheit gezogen werden, bleiben die Blätter bleich und zart. 

Gegen Appetitmangel und Verdauungsstörungen

Bild: kalcutta / Fotolia

Wurzel- wie Salatzichorie zeichnen sich durch eine leichte Bitternote aus. Noch mehr Bitterstoffe enthält jedoch die Wurzel der Wildform, also der Wegwarte. Die Bitterstoffe sind zusammen mit weiteren Inhaltsstoffen wie Kaffeesäurederivaten, Cumarinen und Flavonoiden für die therapeutische Wirksamkeit von Wegwartenwurzel (Cichorii radix) verantwortlich. Die Droge kann bei Appetitlosigkeit und leichten Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden. 

Da Cichorii radix nicht so stark bitter schmeckt wie andere pflanzliche Amara, eignet sie sich auch für geschmacksempfindliche Personen. Sie wird vorwiegend als Tee zubereitet (2 bis 4 g geschnittene Droge für 250 ml heißes Wasser oder als Dekokt verwenden). Außerdem gibt es Cichorium intybus radix Urtinktur (z. B. von Ceres). Ein Wegwartenwurzel-Auszug steckt zum Beispiel in Salus Floradix® mit Eisen.

Erfahrungsheilkundlich sowie homöopathisch oder anthroposophisch wird von der Wegwarte auch das Kraut eingesetzt, zum Beispiel in Wala® Anagallis comp. Globuli, Weleda Amara-Tropfen.

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