Heimische Heilpflanzen
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Weißdorn – zu Herzen gehendes Arzneimittel

In den Monaten Mai und Juni verströmen die Blüten des Weißdorns einen unangenehmen Geruch. | Bild: M. Schuppich / AdobeStock

Der Weg zum Herzmittel

Schon im 16. Jahrhundert wurde dem Weißdorn eine stärkende Wirkung zugeschrieben. So soll auch der altersschwach gewordene englische König Heinrich VIII. (1491 – 1547) durch einen Weißdorntrunk wieder zu Kräften gekommen sein. Später wies die Wissenschaft die herzstärkende Wirkung der Pflanze nach. In Deutschland kam im Jahr 1941 mit Crataegutt® das erste hochdosierte Weißdornpräparat auf den Markt. Heute stehen hochdosierte Trockenextrakt-Präparate wie Bomacorin® 450 mg Weißdorn-Tabletten, Crataegutt® 450 mg Herz-Kreislauf-Tabletten oder Natucor® 450 mg zur Verfügung.

Schutz und Stärkung fürs Herz

Die Droge besteht aus Blättern mit Blüten (Crataegi folium cum flore). Als wirksamkeitsrelevante Inhaltsstoffe gelten oligomere Procyanidine und Flavonoide. Drogenstammpflanzen sind in erster Linie Crataegus monogyna (Eingriffeliger Weißdorn) und Crataegus laevigata (Zweigriffeliger Weißdorn). Den hieraus hergestellten Extrakten wird aufgrund zahlreicher Studien eine ganze Reihe positiver Herz-Kreislauf-Effekte zugeschrieben. Dies sind vor allem Verbesserung von Schlagkraft und Erregungsleitung, Erhöhung der Reizschwelle, antiarrhythmische Wirkung, Senkung des peripheren Gefäßwiderstands und Erhalt der Gefäßelastizität.

Neubewertung von Weißdornextrakt

Aufgrund einer Neubewertung auf europäischer Ebene ist Weißdornextrakt jedoch seit einigen Jahren nicht mehr zur Behandlung von Herzschwäche im NYHA-Stadium II zugelassen. Die vorliegenden wissenschaftlichen Daten reichten nach Ansicht des EMA-Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel (Committee on Herbal Medicinal Products, HMPC) nicht mehr für einen Wirksamkeitsbeleg aus. Daher haben Weißdornzubereitungen laut HMPC nur noch den Status als traditionelles Arzneimittel. Damit sollen Fehlbehandlungen einer therapiebedürftigen Erkrankung wie der Herzinsuffizienz verhindert werden. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Weißdornpräparate für Deutschland als traditionelle Arzneimittel eingestuft. Das Anwendungsgebiet lautet jetzt zum Beispiel: „zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion“.

Unabhängig vom Indikationswortlaut ist bei der Abgabe eines Weißdornpräparats ein Hinweis sinnvoll: Es ist kein Mittel für die Akutbehandlung. Von einer Wirksamkeit spürt man meist erst nach fünf bis sechs Wochen etwas.

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