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Ein hausgemachtes Problem: Rhinitis medicamentosa

Nasensprays und -tropfen, die α-Sympathomimetika enthalten, sollen in der Selbstmedikation nicht öfter als dreimal pro Tag und nicht länger als sieben Tage am Stück angewendet werden. | Bild: grey / AdobeStock

Nasensprays und -tropfen zur Behandlung von Schnupfen enthalten als wirksame Komponente α-Sympathomimetika. Diese führen zu einer Gefäßverengung und damit zu einem Abschwellen der Nasenschleimhäute. Die verschnupfte Nase ist schnell wieder frei. Am häufigsten werden die Wirkstoffe Xylometazolin (z. B. Otriven®), Oxymetazolin (z. B. Nasivin®) und Tramazolin (z. B. Rhinospray®) eingesetzt.

Auch eine trockene Nase fühlt sich verstopft an

Mit systemischen Nebenwirkungen ist bei Einhaltung der therapeutischen Dosierung nicht zu rechnen, da die Wirkstoffe über die Nasenschleimhäute nur zu einem sehr geringen Teil resorbiert werden. Es kann jedoch bereits nach zehntägiger Anwendung zu Gewöhnungseffekten kommen: Durch den sogenannten Rebound-Effekt schwillt die Schleimhaut verstärkt an. Zusätzlich führt die Schädigung des Flimmerepithels zu einem Austrocknen der Nasenschleimhaut. Die Rhinitis medicamentosa wird deshalb auch als Rhinitis sicca bezeichnet. Dieser Effekt kann durch das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid noch verstärkt werden. Auch eine trockene Nase fühlt sich verstopft an und gibt dem Betroffenen das Gefühl, ein abschwellendes Nasenspray zu benötigen.

Wichtig: Auf Anwendungsbegrenzung hinweisen

Nasensprays und -tropfen, die α-Sympathomimetika enthalten, sollen in der Selbstmedikation nicht öfter als dreimal pro Tag und nicht länger als sieben Tage am Stück angewendet werden. Hat der Kunde das Gefühl, über einen längeren Zeitraum ein abschwellendes Mittel zu benötigen, muss im Beratungsgespräch geklärt werden, welche Ursache für die verstopfte Nase in Frage kommt. So können z. B. im Falle einer Allergie Präparate mit Cromoglicinsäure, Antihistaminika (z. B. Vividrin® Azelastin) oder Glucocorticoiden (z. B. Otri-Allergie®) empfohlen werden. Klagt der Patient über trockene Schleimhäute, kommen pflegende und befeuchtende Produkte (z. B. Hysan® Hyaluronspray) in Frage. Bei einer lang anhaltenden Erkältung können hypertone Kochsalzlösung (z. B. Rhinomer® plus Schnupfenspray), Nasenduschen (z. B. Emser® Nasendusche) oder pflanzliche Arzneimittel wie Sinupret® eine Alternative sein.

Wie kann die Nase wieder entwöhnt werden?

Stellt sich im Beratungsgespräch heraus, dass der Kunde bereits eine Rhinitis medicamentosa entwickelt hat, können ihm verschiedene Methoden genannt werden, um die Nasenschleimhaut wieder zu entwöhnen: 

  • Dosisreduktion
    Zur Wiederherstellung einer gesunden Nasenschleimhaut wird die Konzentration der abschwellenden Wirkstoffe schrittweise reduziert. Dabei kann z. B. zunächst ein Produkt für Kinder und anschließend eines für Säuglinge gewählt werden. Das Nasenspray sollte zudem nach und nach immer seltener eingesprüht werden. Zur Erleichterung kann im Wechsel ein Kochsalz-Nasenspray verwendet werden. Dabei bieten sich vor allem hypertone Produkte an (z. B. Rhinomer® plus Schnupfenspray), da sie einen leicht schleimhautabschwellenden Effekt besitzen.
  • Ein-Loch-Methode
    Bei dieser Methode wird ein Nasenloch auf „harten Entzug“ gesetzt und nur in das andere wie gewohnt ein Nasenspray mit α-Sympathomimetika eingesprüht. Somit muss eine Zeit lang in Kauf genommen werden, dass die Atmung nur durch ein Nasenloch unbehindert möglich ist. Hat sich nach einer Weile das erste Nasenloch wieder erholt, wird das abschwellende Nasenspray komplett abgesetzt, um auch das zweite Nasenloch zu entwöhnen.

Lokale Glucocorticoide erleichtern die Übergangsphase

Unabhängig davon, welche Methode zur Entwöhnung eingesetzt wird, können Nasensprays mit lokalen Glucocorticoiden die Übergangsphase erleichtern. In der Selbstmedikation stehen z. B. Präparate mit den Wirkstoffen Fluticason (z. B. Otri-Allergie®) oder Mometason (z. B. Mometason-ratiopharm®) zur Verfügung. Da diese Präparate jedoch nur für die Therapie der allergischen Rhinitis beim Erwachsenen rezeptfrei erhältlich sind, sollte die Anwendung zuvor mit dem Arzt abgesprochen werden. 

Vorsicht bei der nächsten Erkältung

Wenn die Entwöhnung nach einiger Zeit gelungen ist, sollten weitere Erkältungen vorsichtshalber ohne Nasensprays und -tropfen mit α-Sympathomimetika auskuriert werden. Andernfalls besteht eine relativ große Gefahr für einen Rückfall.

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