PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
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Brevet Professionnel de Préparateur en Pharmacie: PTA in Frankreich

Was ist anders in französischen Apotheken und gibt es in Frankreich den PTA-Beruf? | Bild: © benjamin sibuet - Fotolia.com

Die PTA-Ausbildung in Frankreich

In Frankreich gibt es die duale Berufsausbildung zum Préparateur en Pharmacie / zur Préparatrice en Pharmacie. Nach dem Abitur absolvieren Auszubildende eine zwei- oder dreijährige Ausbildung, je nachdem, ob sie ein naturwissenschaftliches Abitur abgelegt haben oder nicht. Der Azubi ist Vollzeit (d. h. 35 Stunden pro Woche) in der Apotheke präsent und hat zweimal die Woche Unterricht in der PTA-Schule. Anders als in Deutschland werden die Préparateurs en Pharmacie also in der Apotheke ausgebildet und lernen parallel dazu in der Berufsschule.

Das sind die Aufgaben

Ein Préparateur en Pharmacie unterstützt den Apotheker. Die Hauptaufgabe eines Préparateurs war es ursprünglich, Rezepturen herzustellen. Heute werden Rezepturarzneimittel im größeren Umfang nur noch in einigen großen Apotheken hergestellt, in vielen anderen so gut wie gar nicht mehr. Und wenn, handelt es sich um Cremes oder Salben. Préparateurs en Pharmacie sind heute vor allem für die Bestellungen zuständig, aber auch (unter Aufsicht eines Apothekers) für die Belieferung von Rezepten und für die Beratung der nicht-verschreibungspflichtigen Medikamente und in der "Parapharmacie". Darunter versteht man in Frankreich das, was in Deutschland unter dem Begriff "Freiwahl" zu finden ist, also Kosmetik, Zahnpflege, Nahrungsergänzungsmittel etc.

Apothekerin in Frankreich

Bild: privat

Carole Josef ist Apothekerin. Studiert hat sie im Norden Frankreichs, in Lille. Seit zweieinhalb Jahren ist sie Assistentin in der Apotheke „Pharmacie de la Sauer“ in Beinheim im Elsaß. Das liegt direkt an der Grenze zu Deutschland in der Nähe von Baden-Baden und Karlsruhe in Baden-Württemberg. 

Carole Josef spricht hervorragend Deutsch, weil viele Kunden von der deutschen Rheinseite in die elsässische Apotheke kommen und ihre Beratung in Anspruch nehmen. Sie hat uns über das französische Apothekensystem und die PTA-Ausbildung in Frankreich berichtet.

Apotheken in Frankreich

Derzeit gibt es rund 22.100 Apotheken in ganz Frankreich. Wie viele Patienten pro Apotheke versorgt werden, hängt sehr stark von der Lage ab und kann sehr unterschiedlich sein. Man unterscheidet in der Regel zwischen Apotheken mit unter 1,3 Millionen Euro Umsatz oder darüber. In der Regel sind Apotheken wochentags den ganzen Tag geöffnet, unterbrochen durch eine Mittagspause ( 8:30 bis 12:00 Uhr und 14:00 bis 19:00 Uhr). Samstags sind die meisten Apotheken nur halbtags geöffnet oder schließen zumindest früher, als an Wochentagen. An Sonn- und Feiertagen sind die meisten Apotheken geschlossen. Die Öffnungszeiten sind jedoch auch immer abhängig von der Lage der Apotheke. Notdienst ist für alle Apotheken in ganz Frankreich Pflicht und wird innerhalb der Regionen aufgeteilt, wo sie sich dann abwechseln. 

In französischen Apotheken gibt es den Inhaber (Titulaire), der Apotheker ist (Docteur en Pharmacie). Je nach Umsatz der Offizin und je nach Bedarf gibt es auch Assistenten (Pharmacien adjoint), die auch Docteurs en Pharmacie, also Apotheker, sind. Neben den Apothekern sind eine oder mehrere PTA (Préparateurs en Pharmacie) eingestellt. Ihre Anzahl ist von der Größe der Apotheke abhängig. Nur in einigen großen Apotheken werden auch nicht-pharmazeutische Mitarbeiter (Employé en Pharmacie) eingestellt, die dann nur dafür zuständig sind, die Bestellungen aufzunehmen und Ware zu verräumen. Sie dürfen aber nicht im Verkauf tätig werden. Der Apotheker ist der Verantwortliche. Er teilt sich die Verantwortung mit dem verschreibenden Arzt. Ein Préparateur darf zwar Rezepte bearbeiten und rezeptfreie Medikamente verkaufen, aber nur unter Aufsicht eines Apothekers. Falls es irgendein Problem gibt, wird der Apotheker zu Rechenschaft gezogen. Von daher gilt wie auch in Deutschland die Regel: Ist kein Apotheker anwesend, wird die Apotheke geschlossen.

Unterschiede zu Deutschland

Frankreich ist eines der günstigsten EU-Länder, was Medikamente betrifft. Das liegt mitunter daran, dass noch sehr viele Präparate von der französischen Krankenkasse übernommen werden. Damit diese die Kosten eines Medikaments übernehmen, verhandelt der Staat die Preise. Dieser Preis ist dann auch einheitlich in ganz Frankreich. 

Neben den Produkten in der "Parapharmacie" (Hygieneartikel, Nahrungsergänzungsmittel etc.), unterscheidet man wie in Deutschland auch zwischen freiverkäuflichen und freizuggänglichen Präparaten und nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die verschreibungspflichtigen Medikamente (prescription obligatoire) sind in zwei Listen aufgeteilt "Liste I" und "Liste II". Medikamente nach Liste I dürfen nur einmalig abgegeben werden, es sei denn, der Arzt hat ausdrücklich angegeben, wie oft das Medikament auf dasselbe Rezept an dieselbe Person abgegeben werden darf. Manche Medikamente nach Liste I können weiteren Beschränkungen unterliegen. Sie sind z. B. nur zur Anwendung durch Krankenhauspersonal oder nur zur erstmaligen Verabfolgung im Krankenhaus zugelassen. Weiterhin gibt es Medikamente nach Liste I, die nur zur Verwendung durch bestimmte Spezialisten oder unter besonderer Überwachung zugelassen sind. Medikamente nach Liste II dürfen innerhalb von maximal 12 Monaten mehrfach an denselben Empfänger abgegeben werden, jedoch nur in einer üblichen Menge, die jeweils für eine monatliche Behandlung notwendig ist. Medikamente, die Betäubungsmittel enthalten, dürfen nur verordnet werden auf einem speziellen, nummerierten, fälschungssicheren Rezept. Darauf muss auch die maximale Dauer der Behandlung mit 7, 14 oder 28 Tagen angegeben werden.  

Meistens erfolgt die Erstattung von Arzneimitteln über eine Zahlung durch Drittpersonen ("tiers payant"). Das bedeutet, dass der Patient mit einer französischen Krankenversicherung das Rezept mit seiner Krankenversichertenkarte („carte vitale“) einlöst und dann nicht für die Kosten der Medikamente aufkommen muss, vorausgesetzt es handelt sich um ein Medikament, das von der Krankenkasse übernommen wird. 

In Frankreich unterscheidet man zwischen drei sogenannten Vignetten mit drei verschiedenen Abdeckungs-Niveaus: 

  • ein Medikament mit einer weißen Vignette wird zu 60%, 
  • ein Medikament mit einer blauen Vignette zu 30% und 
  • ein Medikament mit einer orangen Vignette zu 15% 

von der Krankenkasse übernommen. 

Die restlichen Kosten können über eine Zusatzversicherung abgedeckt werden, wenn der Patient eine solche besitzt. Im Elsass werden die weißen Vignetten zu 90% und die blauen Vignetten zu 80% übernommen.

Ein typischer Arbeitstag eines Préparateur en Pharmacie

In der Regel wird die Apotheke morgens und nachmittags vom Großhändler beliefert. Deshalb fangen typische Arbeitstage meist mit der Bearbeitung der Bestellung und dem Einräumen der Ware an. Falls es Rezepturen herzustellen gibt, übernimmt dies auch der Préparateur bzw. die Préparatrice en Pharmacie. Den Rest des Tages verbringt eine französische PTA-Kollegin dann in der Rezeptbelieferung, mit der Beratung in der Offizin zu nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten und in der Parapharmacie. 

Als deutsche PTA nach Frankreich?

Die deutsche PTA-Ausbildung wird in Frankreich voll anerkannt, und so kann jede deutsche PTA mit ausreichenden Sprachkenntnissen auch in französischen Apotheken arbeiten. Voraussetzung ist natürlich auch, sich schnellstmöglich in das Apothekensystem und das Produktangebot einzuarbeiten oder diese idealerweise schon zu kennen. 

Aufstiegsmöglichkeiten

Für PTA in Frankreich besteht auch die Möglichkeit, in einer Krankenhaus-Apotheke zu arbeiten. Hierfür benötigen die französischen Kollegen noch eine zusätzliche Ausbildung, die 10 Monate (ein "Schuljahr") dauert. Es gibt in Frankreich zur Zeit acht Schulen die diese Ausbildung anbieten. Dort werden ganz spezifische Module gelehrt wie zum Beispiel Sterilisation, Zytostatika-Herstellung, Medizinprodukte usw. Eine Krankenhaus-PTA hat dann weitere Aufstiegsmöglichkeiten wenn sie noch ein Jahr auf eine Schule für "Cadres" geht. "Cadre": das bedeutet "leitende Angestellte". Sie können dort gleichzeitig einen Master erwerben. Auch in öffentlichen Apotheken können die Chefs einer PTA besondere Verantwortungen übertragen und sie als Cadre einstufen (was sich bei Gehalt und später bei der Rente besonders positiv auswirkt).

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