Studium für PTA
PTA – Der Beruf
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Studium für PTA auch ohne Abitur: Clinical Nutrition B. Sc. / Ernährungsmanagement

Hochschulgebäude neben der Straße
Das Thema Ernährungsberatung spielt heutzutage auch in öffentlichen Apotheken eine immer größere Rolle. Mit dem Studium Clinical Nutrition B. Sc./Ernäh­rungsmanagement können sich PTA auch ohne Abitur in diesem Bereich weiterbilden. | Bild: Privat

Ernährung ist ein Thema, das auch zunehmend in öffentlichen Apotheken eine Rolle spielt. Entsprechende Weiterbildungsangebote sind daher sehr gefragt. Eine Möglichkeit in dieser Hinsicht bietet der Studiengang „Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement, B. Sc.“ (B. Sc. = Bachelor of Science) an der Mathias Hochschule in Rheine. Für diesen können sich auch PTA ohne Abitur einschreiben.

Um mehr über die Inhalte des Studiums, die Zugangsvoraussetzung und zukünftigen Arbeitsbereiche zu erfahren, haben wir für Sie mit Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich, Fachapotheker für Klinische Pharmazie und Studiengangsleiter „Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement, B.Sc.“ gesprochen.

Was ist Clinical Nutrition?

Bei der klinischen Ernährung geht es nicht ausschließlich um die Ernährung in einer Klinik, sondern der Begriff umfasst sämtliche Ernährungsmaßnahmen bei erkrankten Menschen, und zwar unabhängig von der Grunderkrankung und dem Alter, unabhängig davon, ob stationär oder ambulant, ob chronisch oder akut. 

Ziel der klinischen Ernährung (Clinical Nutrition) ist dabei immer die Verbesserung des klinischen Verlaufes mit einer raschen Genesung, mit Leistungserhalt und Leistungssteigerung. Sie ist damit essenzieller Bestandteil eines umfassenden Therapiekonzeptes aus den Bereichen Medizin, Pflege, Pharmakologie und eben ­Ernährungstherapie. 

Studiengangsleiter Prof. M. Smollich fasst das Grundkonzept des Studiengangs wie folgt zusammen: „Der Studiengang „Clinical Nutrition“ bereitet nicht nur auf die Ernährungstherapie bei primär ernährungsbedingten Krankheitsbildern vor (Adipositas, Untergewicht in der Geriatrie, Tumorkachexie …), sondern auch auf ergänzende Ernährungstherapie und -beratung bei sämtlichen Krankheitsbildern, deren Verlauf und Heilung durch Ernährung wirksam beeinflusst werden kann. Und das sind sehr viele Erkrankungen: angefangen bei Diabetes mellitus, Gicht und Hypertonie bis hin zu Schilddrüsenerkrankungen, Osteoporose, onkologischen Krankheitsbildern oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. All diese Erkrankungen stellen auch in der öffentlichen Apotheke „das Alltagsgeschäft“ dar, weshalb gerade hier die ­Möglichkeit besteht, sinnvoll beratend am therapeutischen Gesamtkonzept mitzuarbeiten.“ 

Mit Einführung des Studiengangs „Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement, B. Sc.“ soll künftig den gestiegenen Anforderungen im ­Bereich ­Ernährungsmedizin  Rechnung getragen werden. Der Abschluss qualifiziert zum eigenständigen ernährungstherapeutischen, wissenschaftlichen und evidenzbasierten Handeln auf allen Gebieten der klinischen Ernährung.

Inhaltliche Schwerpunkte

Die inhaltlichen Schwerpunkte des Studiengangs sind:

  • ernährungsrelevante Pathologie/Histologie, Pathophysiologie,
  • Pharmakologie und Toxikologie in der Ernährungstherapie,
  • ernährungstherapeutisches Handeln und Diätetik in der Praxis,
  • künstliche Ernährung,
  • Kostenmanagement und evidenzbasiertes Management in der Ernährungstherapie,
  • Qualitätssicherung in der Ernährungsmedizin,
  • Krankheitslehre und Ernährungstherapie,
  • klinische Chemie in der Ernährungstherapie,
  • diätetische Patientenberatung,
  • sowie wissenschaftliches Arbeiten und Selbstmanagement.

Welche Voraussetzungen werden benötigt?

Besonders wertvoll sind Grundkenntnisse in Physiologie, Anatomie, Krankheitslehre, Biologie und Biochemie. Wer an diesen Themen Interesse hat, findet viele Modulinhalte in den ersten Semestern spannend. Es können alle studieren, die mindestens einen der folgenden Abschlüsse haben: 

  • Allgemeine Hochschulreife (Abitur)
  • Allgemeine, fachgebundene Hochschulreife oder Fachhochschulreife

Abschluss ohne Hochschulreife:

  • Abgeschlossene Berufsausbildung in einem Gesundheitsfachberuf und dreijährige berufliche Tätigkeit in einem Gesundheitsfachberuf (PTA) oder
  • abgeschlossene Berufsausbildung in einem gesundheitsfremden Beruf und dreijährige berufliche Tätigkeit in einem gesundheitsfremden Beruf und einer bestandenen Hochschulzugangsprüfung oder
  • zweijährige Tätigkeit in einem Gesundheitsfachberuf und ein Aufstiegsstipendium der „Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung“.

Präsenzstudium oder berufsbegleitend?

Der Abschluss „Bachelor of Science in Clinical Nutrition“ wird über ein berufsbegleitendes Bachelorstudium mit einer Regelstudienzeit von sechs Semestern (drei Jahre) absolviert. Grundsätzlich handelt es sich um ein reguläres Vollzeitstudium. Es ist jedoch aufgeteilt in Präsenzphasen (circa 30 Tage pro Semester, zusammengefasst in sechs Präsenzwochen), Transferzeiten (Praktika) und Selbststudienzeit. Insgesamt ist das Studium so organisiert, dass man parallel noch arbeiten könnte. 

Für die Studienfinanzierung gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten. Es gibt kein rein Noten-basiertes Auswahlverfahren, sondern es wird nach studiengangsbezogenen, fachlichen und persönlichkeitsbezogenen Kriterien ausgewählt. Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass individuelle Aspekte und Kompetenzen in das Auswahlverfahren einbezogen werden. 

Was mache ich mit dem Abschluss?

Nach Abschluss des Studiums können die Absolventen beispielsweise in Apotheken arbeiten, die sich auf therapiebegleitende Ernährungsberatung spezialisieren möchten und dort Ernährungsberatungen von Kunden durchführen. Auch Krankenhausapotheken und krankenhausversorgende Apotheken, die enterale/parenterale Ernährung herstellen, sind ein potenzielles Tätigkeitsfeld. 

Auch medizinische Versorgungszentren mit Schwerpunktpraxen für Ernährungsmedizin suchen qualifiziertes Fachpersonal, genauso wie das Präventions- und Kostenmanagement der Krankenkassen.

Ernährungsberatung in der Apotheke

Die Studierenden entwickeln Handlungskompetenzen in der Ernährungsmedizin, wodurch sie fachlich dazu qualifiziert sind, die Bedürfnisse von Menschen mit ernährungsrelevanten Erkrankungen zu erkennen, Beratungsbedarf individuell zu erheben und die Beratungsergebnisse zielgerichtet umzusetzen. Neben der Ernährungsberatung erkrankter Menschen in Apotheke, Praxis und Klinik ist auch die selbstständige Arbeit möglich. 

Für die Apotheke könnte außerdem die Frage interessant sein, ob eine solch qualifizierte Dienstleistung (Ernährungsberatung) bei der Kasse abgerechnet werden kann. Eventuell würde sich die Apothekenleitung sogar dazu entschließen, PTA das Studium zu bezahlen. Studiengangsleiter Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich verweist hierzu auf den Leitfaden „Prävention der Krankenkassen“ und die Rahmenbedingungen des § 43 SGB V. Hiernach werden Ernährungsberatungen und diättherapeutische Maßnahmen dann von den Krankenkassen finanziell unterstützt, wenn die Anbieter entsprechende Qualifikationen im Bereich der Ernährung bzw. der klinischen Ernährung aufweisen. Primär zählen hierzu z. B. Diätassistenten, Oecotrophologen und Ernährungsmediziner. 

Absolventen des Bachelorstudiums Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement sind diesen Berufsgruppen in puncto Anerkennung der Therapiemaßnahme in ihrer Anbieterqualifikation äquivalent anzusehen und können ebenso wie diese bei der Durchführung adäquater ernährungsmedizinsicher Maßnahmen finanziell unterstützt werden. Vorteilhaft sind hier Verträge zwischen interessierten Apotheken und einzelnen Krankenkassen. 

PTA, die das Studium „Clinical Nutrition“ abgeschlossen haben, können dann auch in öffentlichen Apotheken Krankenkassen-unterstützte Konzepte und Beratungen anbieten. Dies ist nicht allein für krankenhaus- oder heimversorgende Apotheken interessant, sondern auch für öffentliche Apotheken, denn die klinische Ernährung bezieht sich ja nicht allein auf den „klinischen“ Bereich. Auch bei jedem Apothekenkunden, der für seine Gichtmittel, Betablocker oder Osteoporose-Medikation in die Apotheke kommt, kann die ergänzende ernährungstherapeutische Beratung sinnvoll sein. Dies ist sicherlich ein Feld, in dem sich einzelne Apotheken entsprechend positionieren und profilieren  können – und zwar mit Unterstützung der Krankenkassen. 

Interview mit Elena Brack, PTA

PTA Elena Brack (rechts) mit dem Studiengangsleiter Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich (links). | Bild: PTAheute.de

Elene Brack ist 31 Jahre alt und hat ihre Bachelorarbeit zum Thema „Probiotika zur Diarrhö-Prophylaxe“ im Abschluss-Semester der Mathias Hochschule in Rheine geschrieben. Sie hat 2002 ihre Ausbildung zur PTA abgeschlossen, war seitdem mit Unterbrechungen durch Elternzeit (zwei Kinder) in der öffentlichen Apotheke tätig. Frau Brack war so freundlich, uns von ihren Erfahrungen während des Studiums zu berichten.

Stellt das CN-Studium für Sie als PTA eine sinnvolle Ergänzung zum Beruf dar? Wenn ja, warum?

Elena Brack:

Ja, mit dem Studium erfährt man ein neues Therapiegebiet. Zum einen ist es die medikamentöse Versorgung der Patienten und zum anderen die Ernährungstherapie, die die Versorgung optimiert und ergänzt.

Können Sie Studium und Beruf nebeneinander vereinbaren?

Elena Brack:

Da sich das Studium in circa 30 Präsenztage pro Semester und Selbstlernphasen gliedert, lassen sich Studium, Beruf und sogar Familie gut miteinander vereinbaren. Damit einem nicht alles über den Kopf wächst, ist natürlich Organisation und etwas Disziplin gefordert. Wenn man sich aber einen entsprechenden Plan macht und diesen auch einhält, lässt sich das alles gut schaffen. 

Welche Tätigkeitsfelder sehen Sie für PTA, die das Studium Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement, B. Sc. absolviert haben?

Elena Brack:

Da kann ich mir viele Tätigkeitsfelder vorstellen: Apotheken oder auch Dienstleistungsunternehmen, die Patienten ambulant betreuen z. B. im Bereich der Onkologie, Gastroenterologie, Nephrologie mit den Tätigkeiten wie Ernährungsdiagnostik, Berechnen des Nährstoffbedarfs, Berechnen und Erstellen von Infusionsregimen, Ernährungsberatung bei Infusionstherapien, enterale, parenterale Ernährung, intradialytische parenterale Ernährung (IDPE). Auch bei Stoffwechselkrankheiten (Diabetes, Adipositas, Zöliakie ...) gehört die Ernährung zur Basistherapie der Behandlung. 

Diese Tätigkeiten lassen sich natürlich auch auf den klinischen Bereich in Krankenhäusern mit Ernährungsteams übertragen. Krankenkassen legen mittlerweile viel Wert auf Prävention in Kindergärten, Schulen und betrieblicher Gesundheitsförderung. Auch eine Tätigkeit als Pharmareferent im wissenschaftlichen Außendienst im Bereich der Ernährungstherapie ist denkbar.

Was fanden Sie als PTA am Studium besonders interessant?

Elena Brack:

Besonders interessant fand ich das Studieren mit anderen Berufsgruppen. Hier bringen alle einen unterschiedliches Wissensstand und viele Erfahrungen mit.

In welchen Fächern konnten Sie von Ihrer vorherigen PTA-Ausbildung profitieren?

Elena Brack:

Profitiert habe ich von meiner PTA-Ausbildung vor allem in den Modulen Biochemie, Pharmakologie und Toxikologie in der Ernährungstherapie mit der Option, sich diese Module anerkennen zu lassen. 

Sie arbeiten neben dem Studium – wie auch schon vor Ihrer Zeit als Studentin – in einer öffentlichen Apotheke. Streben Sie das auch als zukünftiges Tätigkeitsfeld an oder möchten Sie sich umorientieren und ausschließlich im Bereich klinische Ernährung arbeiten? 

Elena Brack:

Ich arbeite seit 2002 in einer öffentlichen Apotheke und strebe nach meinem Abschluss einen Tätigkeitsbereich an, in dem ich das Wissen aus dem Studium wirklich gezielt umsetzen kann. Welcher Bereich das sein wird, kann ich noch nicht sagen. Ich möchte mich zunächst auf meine Bachelor-Arbeit konzentrieren. 

Wie sehen Sie den PTA-Beruf und Ihre ganz persönlichen Weiterentwicklungschancen durch das Studium?

Elena Brack:

Der Beruf PTA ist ein sehr vielseitiger und interessanter Beruf. Das Studium war für mich eine große Herausforderung, aber die Studienform macht es mir möglich, neben meinem Beruf und meiner Familie zu studieren. Ich möchte für mich mit dem Studium das Wissen aus der PTA-Ausbildung erweitern, im Bereich der Ernährungsmedizin vertiefen und mir neue weitere interessante Tätigkeitsfelder, die ich bereits genannt habe, offen halten.

Wie sind Sie auf den Studiengang Clinical Nutrition aufmerksam geworden?

Elena Brack:

Ich bin durch Zufall auf einen Artikel in der Lokalpresse zur Eröffnung der Mathias Hochschule in Rheine aufmerksam geworden und habe dann im Internet recherchiert und mich beworben.

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