Darmgesundheit
Wissen am HV
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Probiotika – diese Bakterien kommen zum Einsatz

Zu den probiotischen Mikroorganismen gehören einige verschiedene Vertreter mit unterschiedlichen Eigenschaften. | Bild: IMAGO / Science Photo Library 

Bakterien, die unseren Darm besiedeln, sind vielseitig und unterscheiden sich stark in ihren Eigenschaften sowie Effekten auf den menschlichen Organismus. Sie werden in Familien eingeteilt, deren einzelne Vertreter unterschiedlicher nicht sein können. 

So gehören die in vielen Probiotika enthaltenen Laktobazillen zur gleichen Gruppe wie die Clostridien, die mit ihrem wohl bekanntesten Vertreter Clostridium difficile ein potentiell pathologisches Familienmitglied aufweisen. Die einzelnen Gruppen werden weiter in Stämme unterteilt, die wiederum für unterschiedliche Indikationen nützlich sein können. 

Zu den probiotischen Bakterienstämmen der Laktobazillen zählen u. a. L. acidophilus, L. casei und rhamnosus. Werden mit einem ganz bestimmten Stamm Studien durchgeführt und erfüllt dieser gesundheitsfördernde Eigenschaften, wird er gelegentlich auch als „Leitkeimstamm“ bezeichnet.

Bakteriengruppen und ihre Vertreter

Bakteriengruppe:Vertreter:
Firmicutes-GruppeLaktobazillen/Clostridien/Staphylokokken
Bacteroides-GruppePrevotella-Arten/Bacteroides-Arten 
Proteobakterien-GruppeEscherichia Coli/Proteus/Klebsiella
Actinobakterien-GruppeBifidobakterien 

E. Coli Nissle 1917

Ein besonderer und lang erforschter Vertreter ist der Escherichia Coli Stamm Nissle 1917 (EcN), der vor mehr als 100 Jahren von Prof. Dr. Alfred Nissle aus dem Stuhl eines Soldaten isoliert wurde. Dieser Stamm stabilisiert die Darmbarriere, unterstützt die Darmflora und wirkt Darmentzündungen entgegen. Noch heute wird der Bakterienstamm im Produkt Mutaflor® des Herstellers Ardeypharm vertrieben. 

Darreichungsformen ist mitentscheidend

Probiotika müssen unversehrt die Magen- und Gallensäure überwinden, um ihre Wirkung in den Bereichen des Darms zu entfalten. Bedingung ist außerdem, dass dort ausreichend Bakterien in lebensfähiger Form ankommen. 

Die Hersteller verwenden zum Beispiel magensaftresistente Kapseln oder Pulver, in denen die Bakterien gefriergetrocknet vorliegen. Bei Pulvertütchen werden die Bakterien vor der Einnahme in Wasser reaktiviert. Zusätzlich sind Probiotika als Lösungen bzw. Suspensionen auf dem Markt, die in Form von Tropfflaschen (Symbioflor 1®) oder Einzelphiolen (Mutaflor®) vertrieben werden. Die Einnahme variiert je nach Produkt. Gängig ist die Dosierung von 1- bis 2-mal täglich auf nüchternen Magen, damit die Bakterien schnell an den Ort des Geschehens gelangen. 

Zusätzlich ist eine Probiotika-Therapie immer über einen längeren Zeitraum anzustreben, damit sich die Bakterien in ausreichender Menge ansiedeln und ihre positiven Effekte ausüben können.  

Es muss nicht nur ein Bakterienstamm sein

Andere Probiotikahersteller setzen auf eine Kombination verschiedener Leitkeimstämme, um besonders viele förderliche Eigenschaften in den Darm zu bringen und die Darmschleimhaut nicht einseitig zu besiedeln.

Das Präparat Omnibiotic 6® enthält sechs verschiedene Leitkeimstämme aus den Gruppen der Laktobazillen, Bifidobakterien sowie Enterococcus faecium, die den Darm von oben bis unten besiedeln können und deren positive Eigenschaften sich gegenseitig ergänzen. Es war eines der ersten Probiotika, bei dem verschiedene Bakterienstämme kombiniert wurden und man nicht nur auf einen einzelnen Stamm setzte.

Auch andere Firmen setzen auf Kombinations-Probiotika, die Liste der Nahrungsergänzungsmittel in diesem Bereich ist sehr lang. Weber & Weber bringt mit seinem Produkt Innovall CDI® Abhilfe bei Antibiotika-assoziierter Diarrhoe oder bei Clostridium-difficile-assoziierter Diarrhoe. Das Produkt enthält drei verschiedene Bakterienstämme von Laktobazillen und konnte seine Wirkungsweise in Studien belegen. Zur Erinnerung: Clostridium difficile kann sich im Darm vermehren, wenn nach häufiger Antibiotikatherapie schützende Darmbakterien absterben und somit optimale Bedingungen für C. difficile herrschen. Quellen:
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/8099/1/Schulz_Wolf-Georg.pdf ;
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-20-2017/e-coli-stamm-nissle-1917-ein-besonderes-probiotikum;
https://www.omni-biotic.com/de/produkte/omni-biotic-6/;
https://innovall.de/produkte/innovall-cdi/
 

Zurück