COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Allergische Reaktionen auf BNT162b – liegt es am Polyethylenglykol?

Nahaufnahme eines Vials des Biontech-Impfstoffs
In Großbritannien und den USA kam es nach Impfungen mit der Biontech/Pfizer-Vakzine vereinzelt zu allergischen Reaktionen. | Bild: ZUMA Press / Imago Images 

Kurz nachdem Großbritannien den Corona-Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer am 2. Dezember 2020 weltweit zugelassen hatte, reagierten zwei Mitarbeiter des dortigen staatlichen Gesundheitssystems NHS (National Health Service) anaphylaktisch auf die Impfung mit dem mRNA-Impfstoff. Bei beiden waren schon vor der Corona-Impfung eine Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen und Anaphylaxien bekannt und beide trugen stets ein Notfallset mit Adrenalin bei sich, berichtete unter anderem die britische Tageszeitung „The Guardian“. Atopiker haben eine Neigung zur krankhaft erhöhten Bildung von Immunglobulin-E-Antikörpern und allergischen Reaktionen des Soforttyps auf eigentlich harmlose Substanzen. „Diese Impfung hätte man bei diesen Personen, bei denen bekannt war, dass sie eine Anaphylaxie haben, besser nicht gemacht“, sagte Prof. Dr. Leif Erik Sander, Infektiologe an der Berliner Universitätsklinik Charité, gegenüber dem Bayrischen Rundfunk.

Anaphylaktiker nicht impfen

Die britische Arzneimittelbehörde MHRA (Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency) veröffentlichte am 9. Dezember 2020 daraufhin eine aktualisierte Leitlinie mit Ratschlägen zur COVID-19-Impfung für das medizinische Fachpersonal. Der zufolge sollten Personen, bei denen in der Vergangenheit eine Anaphylaxie auf einen Impfstoff, ein Medikament oder ein Lebensmittel aufgetreten ist, BNT162b2 nicht erhalten. Auch sollte auf eine zweite Dosis des Biontech/Pfizer-Impfstoffs verzichtet werden, wenn bei der ersten Applikation bereits anaphylaktische Reaktionen aufgetreten sind. Eine Impfserie mit BNT162b2 umfasst zwei intramuskuläre Injektionen im Abstand von drei Wochen. Nach aktueller Datenlage wird die zweite Dosis tendenziell schlechter vertragen, darauf verwies die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA in ihrem Zulassungsschreiben zu BNT162b2 am 11. Dezember 2020. Auch müsse bei Impfung zwingend ein Anaphylaxie-Set griffbereit liegen, das eine sofortige Behandlung mit 0,5 mg intramuskulärem Adrenalin ermöglicht. Das medizinische Fachpersonal in den Impfzentren müsse geschult sein, anaphylaktische Reaktionen zu erkennen, und müsse zudem mit Wiederbelebungsmaßnahmen vertraut sein.

Nutzen überwiegt Risiken

Die Chefin der britischen Arzneimittelbehörde MHRA, Dr. June Raine, erklärte, Anaphylaxie sei eine bekannte, wenn auch sehr seltene, Nebenwirkung bei jedem Impfstoff. Sie betonte die Sicherheit der Vakzine: „Die meisten Menschen werden keine Anaphylaxie auf die Impfung bekommen. Die Vorteile beim Schutz gegen COVID-19 überwiegen die Risiken.“

Auch in den USA: Patienten erholen sich

Einem Bericht der „New York Times“ (NYT) zufolge reagierten auch in Alaska zwei Menschen mit Überempfindlichkeitsreaktionen auf die Biontech/Pfizer-Impfung. BNT162b2 ist in den Vereinigten Staaten seit dem 11. Dezember 2020 zugelassen. Bei einem der Patienten ist laut der NYT keine Anaphylaxie in der Anamnese bekannt, der zweite Patient habe zwar allergische Reaktionen erlitten, jedoch keine anaphylaktische Reaktion. Beide Patienten erholten sich. Dr. Paul A. Offit, Impfstoffexperte und Mitglied eines externen Beratungsgremiums, das der FDA die Notfallzulassung von BNT162b2 empfahl, vermutete gegenüber der NYT, dass Polyethylenglykol die allergische Reaktion ausgelöst haben könnte. Polyethylenglykol dient als Stabilisator der Lipidpartikel, in die die mRNA des Spikeproteins eingebettet ist. Dr. Offit betonte jedoch, dass weitere Untersuchungen notwendig seien.

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