Corona-Schutzmaßnahmen
Corona-Pandemie
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Alltagsmasken: Besserer Schutz durch Nanosilber?

Aufsteller mit Hinweisschild Mundschutz hier erhältlich
Bild: imago images / Müller-Stauffenberg

Als „die beliebteste Schutzmaske Deutschlands” beschreibt der Händler selbst sein Produkt, die Nano-Silber-Mund-Nasen-Maske. Auf der Website www.nanosilbermaske.de bietet er gleich mehrere Modelle von Atemschutzmasken zum Verkauf an, deren Fasern Nanosilberpartikel enthalten: die Variante in „schimmerndem Weiß” oder das farbige Modell „Nanokids” für Kinder, bedruckt mit Pinguinen und Schäfchen. Der Zweierpack kostet hierbei jeweils 9,99 Euro. In einem PR-Video bewirbt ein Arzt die Masken als Schutz vor dem Coronavirus: Die „antivirale Nanosilbertechnologie und die Kohlendioxidreduzierung” machten die Maske einzigartig.

Auch Apotheken haben Masken mit Nanosilber im Sortiment

In der Produktbeschreibung heißt es, sie biete Schutz vor Mikroorganismen wie Bakterien oder Viren. Mikroorganismen in der Atemluft würden „unschädlich gemacht und das bei jedem Ein- und Ausatmen.” Die Masken seien daher besonders geeignet für Asthmatiker, Allergiker und Menschen, die ein geschwächtes Herz- oder Lungensystem haben, womit klar auf Coronavirus-Risikogruppen angespielt wird. Doch nicht nur Internethändler, sondern auch viele Apotheken haben Atemmasken mit Nanosilber im Sortiment. Gekauft werden sie offenbar von Kunden, die sich davon einen besseren Schutz vor dem Coronavirus erhoffen. Belege dafür fehlen. Gleichzeitig warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Es sei nicht auszuschließen, dass das Nanosilber selbst die Gesundheit gefährdet.

Was genau ist Nanosilber?

Unter Nanosilber versteht man Partikel von elementarem Silber, die kleiner als 100 Nanometer sind. Silber hat tatsächlich keimtötende Eigenschaften, die durch die Bildung von Ionen auf seiner Oberfläche zustande kommen. Bei Nanosilber ist diese stärker ausgeprägt, da die Oberfläche der winzigen Teilchen im Verhältnis zum Volumen größer ist. Zudem kann Nanosilber Zellwände durchdringen. Bei Aufnahme in den Körper kann es deshalb in nahezu alle Organe gelangen, mit noch nicht abschließend geklärten Auswirkungen auf die Gesundheit. Dennoch ist Nanosilber bereits heute in vielen Produkten enthalten, unter anderem in Kosmetik- und Hygieneartikeln, Funktionsbekleidung oder der Beschichtung von Haushaltsgeräten – und nun eben auch in Schutzmasken.

Bietet Nanosilber in FFP2-Masken zusätzlichen Schutz?

Die üblichen Nanosilbermasken erfüllen jedoch die Ansprüche von FFP-Masken nicht, auch wenn sie zum Teil bei E-bay als „FFP2-äquivalent” beworben werden. Eine immerhin echte FFP2-Maske, die Nanosilber enthält und zusätzlich mit Chemikalien behandelt wurde, stellt die Schweizer Firma HEIQ her. Vermarktet wird diese nicht als Nanosilber-, sondern als „Viroblock”-Maske, zwei waschbare Masken kosten rund 40 Euro. HEIQ verweist auf Labortests, in denen SARS-CoV-2 auf der Maskenoberfläche wirksam reduziert worden sei. Einen Nachweis, dass die Maske unter Praxisbedingungen die Infektionsrate senken kann, gibt es aber offenbar nicht.

Anbieter einfacher Nanosilbermasken lassen Fragen nach einem Wirksamkeitsnachweis unbeantwortet. Auf der Seite nanosilbermaske.de heißt es, die Masken seien „wissenschaftlich geprüft durch die RAS AG (agpure)”, einen Hersteller von Nanosilber. Nachfragen zur Art dieser Prüfung beantwortet auch die RAS AG nicht. Sie verweist aber auf einen Test, wonach sich mit Nanosilber auf einer Glasoberfläche bovine (rinderartige) Coronaviren reduzieren ließen.

BfR: Risiken sind nicht ausreichend untersucht

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hat sich mit dem Thema Nanosilber-Masken zum Schutz vor Coronaviren befasst. Über die Wirkung auf Viren sei bisher nur wenig bekannt, heißt es auf der Homepage des Instituts. Es benennt zudem mögliche Gefahren: Bei nichtmedizinischen Behelfsmasken mit Nanosilber sei zu bedenken, dass durch Atemkondensat oder Speichel eine Freisetzung von Silberionen möglich sei. Eine „abschließende Bewertung der gesundheitlichen Risiken” dazu sei „aufgrund fehlender Studien und Daten derzeit nicht möglich”. Die längerfristigen Risiken wie Auswirkungen auf die Mikroflora der Haut und eine mögliche Resistenzentwicklung bei Bakterien seien „bislang nur unzureichend erforscht”.

Das Institut halte daher an einer Empfehlung fest, die es bereits 2010 zum Thema Nanosilber veröffentlicht hatte. Das BfR rät dazu, auf den Einsatz „in verbrauchernahen Produkten” so lange zu verzichten, bis die Datenlage eine „abschließende Bewertung der mit der Exposition des Verbrauchers verbundenen gesundheitlichen Risiken” erlaube.

Zurück