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So erkennen Sie die verschiedenen Kopfschmerzen: Cluster-, Spannungskopfschmerz oder Migräne?

Bild: Dan Race / Adobe Stock

Fast jeder von uns hat schon einmal unter Kopfschmerzen gelitten und nahezu täglich fragen Patienten in der Apotheke nach einem Kopfschmerzmittel. Die Beschwerden können dabei sehr unterschiedlich ausfallen: Einige Betroffene klagen über ein Ziehen hinter der Stirn, andere über pochende Schmerzen oder ein unerträgliches Hämmern im Kopf. Bei der Beratung sollte die Frage nach den Symptomen eine besonders große Rolle spielen.

Haupt- oder Begleitsymptom?

Die Internationale Fachgesellschaft für Kopfschmerz (International Headache Society, IHS) teilt Kopfschmerzen in zwei große Gruppen ein: die primären und die sekundären (oder symptomatischen) Kopfschmerzen. Bei den primären Kopfschmerzarten ist der Schmerz das Hauptsymptom. Zu ihnen zählen beispielsweise Migräne, Clusterkopfschmerz und Spannungskopfschmerzen.  Sekundäre Kopfschmerzformen hingegen treten als Folge oder als Begleitsymptom einer anderen Erkrankung auf, z.B. bei einer Grippe, bei Bluthochdruck, Verletzungen im Kopfbereich, bestimmten psychischen oder neurologischen Erkrankungen oder bei Alkohol- oder Nikotinmissbrauch.

Spannungskopfschmerzen

Die häufigste Kopfschmerzform, unter der über ein Drittel der Bevölkerung leidet, ist der sogenannte Spannungskopfschmerz. Er macht sich durch einen dumpfen, drückenden bis ziehenden Schmerz von leichter bis mittelschwerer Intensität bemerkbar. Er beginnt häufig im Nacken und breitet sich allmählich über den ganzen Kopf aus. Viele Betroffene klagen über ein starkes Druckgefühl um die Augen oder hinter den Augen. Andere wiederum beschreiben ihren schmerzhaften Zustand als „Schraubstockgefühl“ um den Kopf oder beklagen ein dumpfes Gefühl sowie einen starken Druck im Kopf. Unbehandelt dauern Spannungskopfschmerzen von einer halben Stunde bis zu einer Woche an. Spaziergänge können die Schmerzen meist lindern. 
Treten Spannungskopfschmerzen nur gelegentlich auf, spricht man von einer episodischen Verlaufsform. Leiden die Betroffenen seit mindestens sechs Monaten an mehr als 15 Tagen pro Monat an den Beschwerden, handelt es sich um chronische Kopfschmerzen vom Spannungstyp.

Migräne

Die Migräne ist die bekannteste Form der primären Kopfschmerzen. Migräneattacken sind oft unerträglich und sehr belastend. Im Schädel klopft und pulsiert der Schmerz meist einseitig, manchmal wechselt er während der Attacke die Kopfseite. Bei einigen Betroffenen treten vor der Schmerzattacke sogenannte Aurasymptome auf.  
Eine typische Migräne ohne Aura liegt vor, wenn ein Patient über mindestens fünf Kopfschmerzattacken berichtet, die mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllen:

  • einseitiges Auftreten der mittelstarken oder starken Kopfschmerzen,
  • die Schmerzen haben einen pulsierenden Charakter,
  • die Schmerzen verstärken sich durch körperliche Routinetätigkeiten wie Treppensteigen,
  • die Kopfschmerzen werden begleitet durch Übelkeit, eventuell mit Erbrechen und / oder Lichtscheu und Geräuschempfindlichkeit.

Leidet ein Patient über mehr als drei Monate an mehr als 14 Tagen pro Monat unter Migräneattacken, handelt es sich um eine chronische Migräne.

Die Migräne mit Aura kommt selte­ner vor als die einfache Migräne. Sie kann in fünf Phasen verlau­fen. In der ersten Phase, die auch bei der Migrä­ne ohne Aura vorkommen kann, treten Tage bis Stunden vor den Kopf­schmerzen sogenannte Vorbotensymptome auf. Dies können Be­schwerden wie Müdigkeit, verstärktes Gähnen, Konzentrationsstörungen, Blässe, Heißhunger oder auch Übel­keit sowie verschwommenes Sehen sein. Kurz bevor die Kopfschmerzen hinzukommen, setzen in der zweiten Phase die Aurasymptome ein. Dazu gehören Sehstörungen wie Flimmern oder Funkensehen, Licht­blitze, Gesichtsfeldeinschränkungen und sich ausbreitende Zickzacklinien im Sichtfeld. Es können aber auch Aurasymptome im Bereich der Ex­tremitäten – wie ein Taubheitsgefühl oder ein Kribbeln – oder auch Sprachstörungen auftreten. Diese zweite Phase dauert fünf bis 30 Minuten, selten bis 60 Minuten. Danach folgt die Kopf­schmerzphase für – unbehandelt – vier bis 72 Stunden. In der Auflösungsphase werden die Kopf­schmerzen schwächer. Häufig tritt hier eine umgekehrte Symptomatik zur Vorbotenphase ein. Zeichnete sich der Anfall beispielsweise durch eine Heißhungerattacke ab, so kann diese Phase durch Appetitlosigkeit ge­kennzeichnet sein. In der Erholungs­phase verschwinden die Symptome völlig, allerdings kann noch bis zu 48 Stunden ein Zustand der Erschöpfung anhalten.

Clusterkopfschmerzen

Von Clusterkopfschmerzen spricht man, wenn zahlreiche Kopfschmerzattacken „gebündelt“ in einem bestimmten Zeitraum auftreten. Die Anfälle häufen sich vor allem im Frühjahr und im Herbst. Die Zeit dazwischen, Monate oder sogar Jahre, verläuft oft völlig beschwerdefrei. Bei den meisten Patienten beginnt der Schmerz in der Augenregion, wobei die Schmerzintensität schnell zu­nimmt. Praktisch aus dem Wohlbe­finden heraus kommt es zu extrem heftigen Schmerzen, die von vielen Patienten als vernichtend beschrie­ben werden. Clusterkopfschmerz tritt nie beidseitig auf, sondern fast immer auf derselben Kopfseite. Nach einer derartigen Attacke verschwinden die Schmerzen bei den meisten Betrof­fenen oftmals wieder monatelang. Die einzelnen Attacken halten etwa 15 Minuten bis zu 3 Stunden an. Sie können mit einer Häufigkeit von ein­mal in zwei Tagen bis zu achtmal täg­lich auftreten. Häufig werden die At­tacken von Tränenfluss, verengten Pupillen, Gesichtsrötung und einem hängenden Augenlid am betroffenen Auge begleitet.

Wann zum Arzt gehen oder den Notarzt rufen? 

Nicht alle Kopfschmerzen lassen sich einer der drei Hauptarten zuordnen. Treten sie als Begleitsymptom einer Infektion auf, ist die Ursache dennoch häufig schnell ersichtlich. Zahlreiche weitere Kopfschmerzarten – auch harmlose -, kann in der Regel der Hausarzt oder ein Internist nach ausführlicher Anamnese sicher zuordnen. Treten die Beschwerden regelmäßig auf, sprechen sie nicht gut auf Schmerzmittel an oder kommen die Schmerzattacken immer häufiger vor, sollte der Patient einen Arzt aufsuchen. Er ist auch der richtige Ansprechpartner, wenn Schmerzmittel aufgrund von Kopfweh häufiger als acht bis zehnmal im Monat eingenommen werden und wenn Begleiterscheinungen wie Fieber oder neurologische Ausfallsymptome (z. B. Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Wesensänderungen) auftreten. 
Bei extrem starken Kopfschmerzen, die schlagartig innerhalb von Sekunden ihr Maximum erreichen, bei begleitender Nackensteife, hohem Fieber, epileptischen Anfällen oder akuten neurologischen Ausfallsymptomen (z. B. Lähmungen) sollte sogar gleich der Notarzt gerufen werden.