Corona-Schutzmaßnahmen
Corona-Pandemie
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COVID-19: Welche Maßnahmen brechen die Welle?

Klassenzimmer mit hochgestellten Stühlen
Bild: Benjamin / AdobeStock

Schon während der ersten COVID-19-Pandemiewelle im Frühjahr 2020 wurde rund um den Globus versucht, die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus zu bremsen. Dies geschah mit Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen, Lockdowns etc. Solche Maßnahmen werden als nichtpharmazeutische Interventionen (NPI) bezeichnet. Die einzelnen Länder haben unterschiedliche NPI ergriffen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Kraft gesetzt. Das machten sich Mathematiker der Universität Oxford zusammen mit weiteren Wissenschaftlern zunutze. Sie setzten die jeweiligen NPI mit den Erkrankungszahlen der betreffenden Länder in Beziehung. Auf dieser Basis berechneten sie die Auswirkungen der einzelnen NPI auf die Reproduktionszahl (R-Wert). Zur Erinnerung: Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person im Mittel ansteckt. 

Am effektivsten: Versammlungsbeschränkung auf zehn Personen

Die Wissenschaftler sammelten ihre Daten in zahlreichen europäischen sowie anderen Ländern während der ersten Pandemiewelle zwischen Januar und Mai 2020. Den stärksten Effekt auf den R-Wert zeigte eine Beschränkung von Versammlungen auf höchstens zehn Personen (Reduktion um 42 Prozent). Eine Beschränkung auf höchstens 100 Personen senkte den R-Wert noch um 34 Prozent, bei erlaubten 1.000 Personen sank der R-Wert nur noch um 23 Prozent. 

Deutliche Auswirkungen: Schulschließungen

Die am zweitstärksten wirksame NPI war den Berechnungen zufolge die Schließung von Schulen und Universitäten (R-Wert-Reduktion um 38 Prozent). Auch Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) konnten die Wirksamkeit von Schulschließungen demonstrieren. Mit Methoden des Maschinellen Lernens kamen sie zu dem Ergebnis, dass frühzeitige Schulschließungen eine Trendwende bei den täglichen Fallzahlen bewirken können. Auf der Grundlage ihres Ansatzes kommen sie zum Beispiel für Deutschland zu einer eindrucksvollen Schlussfolgerung: Wären die Schulen im Frühjahr nur einen Tag später geschlossen worden, hätte dies zu 125.000 zusätzlichen Infektionen geführt. 

Mäßig wirksam: Geschäftsschließungen

Einen nur mäßigen Effekt auf den R-Wert fanden die Mathematiker aus Oxford für die Schließung aller nicht-lebensnotwendigen Geschäfte (R-Wert-Reduktion um 27 Prozent). Die Schließung von Face-to-face-Geschäften mit hohem Risiko – etwa Restaurants, Nachtclubs, Kinos und Fitness-Center – senkte den R-Wert lediglich um 18 Prozent. Die Anordnung, möglichst zu Hause zu bleiben, wurde als ergänzender Effekt, zusätzlich zu den anderen Maßnahmen, ermittelt und belief sich auf 13 Prozent. 

Mit Vorsicht betrachten

Die Autoren der Oxforder Studie betonen, dass ihre Ergebnisse nicht als endgültig aufzufassen sind. Auch sei ungewiss, inwieweit sie sich auf die aktuelle Pandemiewelle übertragen lassen. Die Wissenschaftler weisen außerdem darauf hin, dass sich bei der Effektivität einzelner NPI zum Teil erhebliche Abweichungen zwischen den einzelnen Ländern ergaben. Schließlich wurden die Maßnahmen in den verschiedenen Ländern in unterschiedlicher Weise umgesetzt und eingehalten.  J. M. Brauner et al., Science 15 Dec 2020 (https://science.sciencemag.org/content/early/2020/12/15/science.abd9338); Karlsruher Institut für Technologie (KIT)  

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