Corona-Schutzmaßnahmen
Corona-Pandemie
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COVID-19: Welche Schutzmaske für wen?

Ein Stapel eingepackter FFP2-Masken
In einigen Ländern ist das Tragen von Atemschutzmasken in der Öffentlichkeit bereits Pflicht. Aber was und vor allem wem nützt das Masken-Tragen? Ein Überblick über die aktuelle Diskussionslage. | Bild: foto2press / Imago Images

Atemschutzmaske, Mund-Nasen-Schutzmaske, OP-Schutzmaske, FFP2- und FFP3-Masken oder als relativ neuer Begriff „Community-Masken“ beziehungsweise „Mund-Nasen-Bedeckung“ – zahlreiche Begriffe kursieren in Zeiten der Corona-Krise. Und vieles davon ist bereits bei den noch wenigen Passanten in den Straßen und den Menschen im Supermarkt zu sehen. Aber was schützt davon eigentlich wen vor dem SARS-CoVirus-2? 

Tatsächlich bieten unterschiedliche Masken auch unterschiedlichen Schutz – und zwar nicht immer unbedingt (nur) für den Träger. Und es gibt angesichts der Knappheit zertifizierter professioneller Schutzmasken bereits seit Beginn der Krise im Dezember 2019 auch Gründe, die gegen das Tragen bestimmter Masken sprechen.

Filtrierende Halbmasken

Im Wesentlichen werden mittlerweile drei Kategorien von Schutzmasken unterschieden. Es gibt zertifizierte und professionell hergestellte filtrierende Halbmasken der Schutzklassen FFP1 bis FFP3. FFP steht für „Filtering Face Piece“ und kategorisiert, wie viel Prozent Stäube oder Aerosole eine Maske noch passieren lässt. FFP2- und FFP3-Masken schützen den Träger zu einem hohen Prozentsatz vor einer möglichen Ansteckung mit dem SARS-CoV-2. Die Masken sind in der Regel aus einem stabilen papierartigen Vlies gefertigt und besitzen meist zusätzliche Ausatemventile. FFP2- und FFP3-Masken entsprechen der Norm DIN EN 149:2001-10.

OP-Masken

Ein Mund-Nasen-Schutz, auch als OP-Maske bezeichnet, besteht aus dünnerem Papiervlies. Er entspricht der Norm DIN EN 14683:2019-6 und schützt weniger den Träger als vielmehr die Mitmenschen vor Tröpfchen und Aerosolen, die der Träger von sich gibt.

Community-Maske – Selbstgenäht und -gebastelt

Als dritte Kategorie unterscheidet etwa das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM die „Community-Maske“ – einen selbstgefertigten Mund-Nasen-Schutz, der nach unterschiedlichen Anleitungen selbst aus Stoff genäht werden kann oder auch aus Küchenkrepp oder Kaffeefiltern gebastelt werden kann. Er ist naturgemäß nicht zertifiziert und entspricht keiner Norm – Schutzwirkung für die Gesellschaft hat aber auch er. Allerdings so wie OP-Masken eher keine direkte für den Träger.

Do-it-yourself-Anleitungen

Anleitungen zum Selbernähen gibt es unter anderem auf PTAheute.de. Eine Anleitung für eine Behelfsmasken-Variante aus Küchenkrepp oder Kaffeefilter stammt ursprünglich aus Hongkong und wurde unter anderem vom Charité-Virologen Christian Drosten als nützlich empfohlen. Die Anleitung auf Englisch findet sich hier, eine deutsche Schritt-für-Schritt-Anleitung bietet der Tagesspiegel hier.

Vollmasken mit Filterpatronen

Der Vollständigkeit halber sollten noch professionelle Vollmasken erwähnt werden, die zusätzlich ein Gesichtsvisier besitzen und über wechselbare Filterpatronen verfügen. Ohne Visier als Halbmasken gibt es diese auch. Beide sind echte Atemschutzmasken und schützen je nach Filter vor Stäuben, Aerosolen, Viren, Bakterien oder auch Chemikalien und Gasen. Sie schützen den Träger und auch sie verkaufen sich seit Beginn der Corona-Krise zum Teil sehr gut wie ein Apotheker aus Stuttgart die Erfahrung machte.

Mundschutzpflicht nicht ungewöhnlich

In Deutschland wird derzeit noch diskutiert, ob es eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit geben soll. In Tschechien oder Slowenien gibt es bereits solche Pflichten. In Supermärkten und öffentlichem Personennahverkehr gilt sie auch in Österreich und der Stadt Jena.

RKI ist vorsichtig, was das Masken-Tragen betrifft

Während die Weltgesundheitsorganisation WHO keinen erwiesenen Nutzen im Tragen von Masken in der Öffentlichkeit sieht, spricht sich das Robert Koch-Institut bei den FAQs zur Corona-Pandemie mittlerweile vorsichtig dafür aus. „Durch einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) oder bei der gegenwärtigen Knappheit eine textile Barriere im Sinne eines MNS (sogenannte community mask oder Mund-Nasen-Bedeckung) können Tröpfchen, die man z. B. beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt, abgefangen werden“, schreiben die Wissenschaftler. Das Risiko, eine andere Person durch Husten, Niesen oder Sprechen anzustecken, könne so verringert werden.

Allerdings gebe es keine hinreichenden Belege dafür, dass man sich mit einem solchen  Mund-Nasen-Schutz vor einer Ansteckung schützen könne – und auch noch keine wissenschaftlichen Beweise, dass andere vor einer Ansteckung durch den Träger geschützt werden könnten. Es sei allerdings zu vermuten, dass auch Mund-Nasen-Bedeckungen das Risiko verringern können, andere anzustecken, weil sie die Geschwindigkeit der Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder Sprechen entstehen, reduzieren könnten.

Zumindest belegen Studien, dass die Verbreitung respiratorischer Viren ganz allgemein durch das Tragen von Mund-Nasen-Schutz – aber auch durch Social Distancing – reduziert werden kann.

BAK empfiehlt Mund-Nasen-Schutz bei Patientenkontakt

Das vorsorgliche Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung könne aber insbesondere bei unwissentlich und nur mit leichten Symptomen mit SARS-CoV-2 infizierten, aber ansteckenden Personen dazu beitragen, das Übertragungsrisiko zu vermindern. „Deshalb könnte das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung durch Personen, die öffentliche Räume betreten, in denen der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann, z. B. ÖPNV, Lebensmittelgeschäften oder auch ggf. am Arbeitsplatz, dazu beitragen, die Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen. Darüber hinaus könnten Mund-Nasen-Bedeckungen das Bewusstsein für „physical distancing“ und „gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen“, argumentieren die RKI-Wissenschaftler.

Für Tätigkeiten mit Patientenkontakt in der Apotheke empfiehlt die Bundesapothekerkammer (BAK) jedenfalls das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

Video-Experiment: Auch mit Maske wird Aerosol verteilt

Mit einem Video-Experiment haben Forscher der Bauhaus-Universität Weimar unterdessen verdeutlicht, welchen Schutz die Masken tatsächlich bieten – mittels des sogenannten Schlierenspiegels zeigten Forscher der Professur Bauphysik, wie sich die Atemluft mit und ohne Maske beim Atmen und Husten verbreitet. Auch mit Mund-Nasen-Schutz verteilt sich potenziell infektiöses Aerosol nach vorne. Daher raten die Forscher auch mit Maske sowohl die Abstands- als auch die Hygieneregeln wie das Husten in den Ellenbogen unbedingt einzuhalten. Letzteres bremst am effektivsten die Aerosol-Verbreitung und hält die Hände sauber.

Mundschutz nicht uneingeschränkt empfohlen

Während die RKI-Forscher eine Unterstreichung des „Social Distancing“ durch Tragen von Masken sehen, fürchten dagegen viele Wissenschaftler, dass sich die Menschen mit Maske in falscher Sicherheit wiegen und die Abstands- und Hygiene-Regeln außer Acht ließen.

Die WHO fürchtet darüber hinaus, es gebe mit Maske ein zusätzliches Infektionsrisiko, wenn die Masken falsch abgenommen würden. „Unser Rat: Wir raten davon ab, Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist“, wird etwa WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan zitiert.

Auf das richtige Tragen kommt es an

In jedem Fall müssten auch Community-Masken richtig getragen werden, also etwa bei Durchfeuchtung gewechselt werden und dicht anliegend verwendet werden, heißt es auch vom RKI. Dort verweist man auch auf das BfArM, das Regeln zur Verwendung von do-it-yourself-Masken aufgestellt hat. Seitens des Amtes verweist man auch darauf, dass beim Verkauf etwa in Apotheken von Community-Masken nicht der Eindruck erweckt werden dürfe, es handele sich um ein zertifiziertes Medizinprodukt. Erlaubt ist der Verkauf aber im Sinne von „Gegenständen, die der Gesundheit unmittelbar dienen“.

FFP-Schutzmasken medizinischem Personal vorbehalten

Auf keinen Fall – da herrscht Konsens – dürften nun massenweise FFP2- und FFP3-Schutzmasken von Gesunden gekauft werden. Insbesondere weil diese derzeit nur schwer zu beschaffen sind und es bereits diplomatische Verwicklungen wegen angeblich beschlagnahmter Masken-Lieferungen gab, müssten diese unbedingt dem Personal im Gesundheitswesen vorbehalten bleiben. „Diese (Masken) sind für den Schutz von medizinischem und pflegerischem Personal essenziell und müssen dieser Gruppe vorbehalten bleiben. Der Schutz von Fachpersonal ist von gesamtgesellschaftlichem Interesse“, sagen die RKI-Forscher.

Mundschutz durch Hitzebehandlung wiederverwendbar

Wegen der Knappheit der eigentlichen Einmalprodukte werden diese mittlerweile bereits mehrfach verwendet und wieder aufbereitet. Der Krisenstab des Bundesgesundheitsministeriums hat jüngst dazu ein neues Wiederverwendungsverfahren bekannt gegeben. Eine Hitzebehandlung bei 65 bis 70 Grad Celsius wird dafür empfohlen – was allerdings nicht alle Masken auch verkraften.

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