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Darf man zwischen Migräne-Antikörpern wechseln?

Wenn die Therapie mit einem Migräne-Antikörper nicht anschlägt, kann ein Wechsel teilweise sinnvoll sein. | Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / Adobe Stock

Ab Juli des letzten Jahres ging es bei den innovativen Antikörpern zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen Schlag auf Schlag: Mittlerweile bereichern bereits drei – Erenumab (Aimovig®), Galcanezumab (Emgalitiy®) und Fremanezumab (Ajovy®) – die Migräneprophylaxe. Für einen vierten CGRP-Antikörper, Eptinezumab, ist die Zulassung in den USA bereits beantragt. Eine Entscheidung erwartet der Hersteller Alder Biopharmaceuticals noch in diesem Jahr.

Entzündungsförderndes Neuropeptid im Fokus

Die Antikörper zielen auf das entzündungsfördernde Neuropeptid CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) ab. Während Erenumab als Target (Ziel) den CGRP-Rezeptor trifft, blockieren Fremanezumab und Galcanezumab (und auch Eptinezumab) den Botenstoff direkt. Den Umgang mit den neuen Wirkstoffen regelt seit Kurzem ein Anhang zur Migräne-Leitlinie: Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-REZEPTOR.

Migräne-Leitlinie beantwortet viele Praxisfragen

Unter anderem geben die Migräne-Experten dort einen Überblick: Um wie viele Tage verringern sich die Migräne-Attacken im Schnitt mit den Antikörpern? Worin liegen die Vorteil zu bisher eingesetzten Migräneprophylaktika? Dürfen die Patienten, wenn sie auf Erenumab & Co. ansprechen, auch einen Auslassversuch wagen und die Antikörper wieder absetzen – oder sind diese eine lebenslange Dauertheraphie? Auch der Frage, ob denn bei Nichtansprechen von einem der drei zugelassenen CGRP- beziehungsweise CGRP-Rezeptor-Antikörper auf jeweils einen anderen zu wechseln ist, gehen die Migräne-Experten nach. Das ist wohl möglich – allerdings ist nicht jeder Wechsel sinnvoll.

Wechsel von Erenumab auf Fremanezumab oder Galcanezumab und umgekehrt

Die Antikörper haben teils unterschiedliche Ziele – entweder CGRP (Fremanezumab, Galcanezumab) oder dessen Rezeptor (Erenumab). Und das hat Konsequenzen. Denn ein Wechsel ist nach Ansicht der Leitlinien-Experten nur bei unterschiedlichen Zielen sinnvoll: „Antikörper gegen Liganden (CGRP) oder Rezeptoren (CGRP-Rezeptor) können unterschiedliche Kaskaden beeinflussen“ – das bedeutet: unterschiedliche Reaktionsabfolgen auslösen und so vielleicht unterschiedliche Effekte haben. Nach Ansicht der Leitlinie kann es aus biologischen Gründen im Einzelfall somit sinnvoll sein, bei Versagen eines CGRP-Rezeptorantagonisten es mit einem CGRP-Antagonisten – und andersrum – zu versuchen.

Kein Wechsel zwischen Fremanezumab und Galcanezumab?

Das Ziel CGRP verfolgen Eptinezumab, Fremanezumab und Galcanezumab. Auf den Rezeptor zielt allein Erenumab ab. Das bedeutet: Ein Wechsel von Erenumab auf Eptinezumab, Fremanezumab und Galcanezumab kann überlegt werden, ebenso ein Wechsel von Eptinezumab, Fremanezumab oder Galcanezumab auf Erenumab. Jedoch: Einen Wechsel innerhalb der CGRP-Antagonisten-Gruppe Eptinezumab, Fremanezumab und Galcanezumab erachten die Leitlinien-Autoren zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht für sinnvoll.