Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Protest in Berlin: Die Initiative #retteDeineApotheke macht weiter

Bild: Benjamin Rohrer

Der Protestmarsch in Berlin, bei dem kürzlich knapp 500 Apotheker und Apothekenmitarbeiter für den Erhalt der Apotheke vor Ort in Berlin auf die Straße gingen, war nicht die erste und letzte Aktion der Apotheker-Initiative #retteDeineApotheke. Wie schon von Mitinitiator Maximilian Wilke nach dem Marsch angekündigt, setzen die drei Nachwuchsapotheker ihre PR-Arbeit fort und sticheln insbesondere in den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook weiter gegen den Einfluss internationaler Großkonzerne in der Arzneimittel-Versorgung.

Vergleich Apotheke vs. EU-Versender

Die neueste Aktion der drei Pharmazeuten: zwei Grafiken, die insbesondere auf Facebook tausendfach geteilt wurden. Tabellenartig vergleicht die Initiative in einer Grafik die Leistungen und Qualitätsmerkmale der EU-Versender mit denen der Vor-Ort-Apotheken. Neben der Versorgung am gleichen Tag thematisieren die drei Apotheker darin unter anderem auch die Kontrolle durch deutsche Behörden, die Arbeitsplätze in Deutschland, die Steuerzahlungen und die Investoreninteressen. Mitinitiator Wilke erklärte dazu auf DAZ.online: „Dieser Post wurde fast 2.500 mal geteilt. Das ist total irre. Und zeigt, wie wichtig soziale Medien für unsere Art der Kommunikation sind.“

In einer weiteren Grafik der Initiative geht es um die wirtschaftlichen Auswirkungen eines möglichen Rx-Bonus auf die Apotheke vor Ort. Anhand zweier Beispiele wird dort berechnet, wie viel vom Apothekenhonorar übrig bliebe, wenn ein Bonus von 5 oder 10 Euro anfallen würde. Konkret rechnen die drei Apotheker am Beispiel Insulin Aspart N3 (Verkaufspreis 161,61 Euro) vor, dass die Apotheke derzeit 12,22 Euro verdient, wobei 16 Cent davon in den Nacht- und Notdienstfonds wandern. Zieht man dann noch den Kassenabschlag ab, bleiben bei einem 5-Euro-Rabatt 5,29 für die Apotheke, das Honorar würde sich somit um 48 Prozent verringern.

Schrot will Spahn treffen

Aber welches Ziel verfolgt die Aktion? Was treibt die drei Apotheker weiterhin an? Wilke dazu: „Wir werden nicht aufhören, zu erklären, wie wichtig die Apotheken für die Menschen da draußen sind. Und zwar so lange, bis es auch der letzte Politiker, Krankenkassen-Chef oder Apotheken-Skeptiker gehört und verstanden hat. Da gibt es bei einigen noch jede Menge Nachholbedarf.“

Auch die derzeit von der Großen Koalition geplante Apotheken-Reform besänftigt die Nachwuchsapotheker nicht. Zur Erklärung: Mit dem Apotheken-Paket will das Bundesgesundheitsministerium das Rx-Boni-Verbot im SGB V verankern – eine Forderung, die die ABDA zumindest so ähnlich auch aufgestellt hat. Doch Wilke meint, dass sich durch das geplante Gesetzespaket nicht wirklich etwas ändern wird. Vielmehr beharren auch Wilke, Zoschke und Schrot weiter auf dem Rx-Versandverbot. Wörtlich erklärte der Berliner Apotheker:

Das meiste, was wir bisher von den Vorschlägen aus dem Ministerium gehört haben, halten wir für clever verpackte Beruhigungspillen. Da muss man sich die Details ganz genau ansehen. Vieles kann in Zukunft mächtig nach hinten losgehen, wenn es nicht sauber bis ins letzte Komma verhandelt wird. Auch wenn zwar im Moment keine Mehrheit für ein Rx-Versandverbot existiert, werden wir trotzdem weiter auf diesen Weg pochen. Denn das ist aus unserer Sicht in vielerlei Hinsicht die beste und nachhaltigste Lösung.“
Apotheker Maximilian Wilke

Auch abseits des Internets suchen die drei Pharmazeuten nun nach Wegen, wie sie ihre Forderungen der Politik vermitteln können. Schrot, der eine Apotheke in Schleswig-Holstein betreibt, hat einen Brief an das Bundesgesundheitsministerium geschrieben. Er möchte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Rande eines Wahlkampf-Termins nahe seinem Heimatort treffen.