Begleiterscheinungen der Pandemie
Corona-Pandemie
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Die nächste Welle: psychische Folgen des Lockdowns

Einsamer Mann schaut aus Fenster
Erneut wird das Leben im Zuge eines Lockdowns für mehrere Wochen heruntergefahren und erschwert. Fachleute raten, in dieser Zeit besonders auf die eigenen Bedürfnisse und Ressourcen zu achten, um depressive Verstimmungen zu vermeiden. | Bild: Photographee.eu / Adobe Stock

Die Pandemie hat das Alltagsleben aus den Angeln gehoben. Der erneute Lockdown wird die angespannte Situation für viele Menschen noch verschärfen. Denn soziale Isolation, familiäre Konflikte und Existenzsorgen werden zunehmen. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass sich die psychische Gesundheit der Bevölkerung noch weiter verschlechtern wird.

Zunahme depressiver Störungen erwartet

Drei Viertel der Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen in Deutschland rechnen mit einer Welle psychischer Erkrankungen in den kommenden zwölf Monaten. Das ergab eine Online-Befragung durch die pronova BKK, an der im Oktober und November 2020 bundesweit 154 Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen teilnahmen. Vier von fünf Therapeut:innen erwarten, dass Depressionen und depressive Verstimmungen weiter zunehmen. Dies betreffe besonders Menschen mit psychischen Vorerkrankungen. Ebenso seien Personen gefährdet, die ohnehin für Stimmungstiefs in der dunklen Jahreszeit anfällig seien.

Was die Lage diesmal erschwert

Mehrere Faktoren kommen aus Expertensicht erschwerend zur aktuellen Lockdown-Situation hinzu. So könne mangelndes Sonnenlicht auf die Stimmung schlagen. Aber auch beengte Wohnverhältnisse kämen nun stärker zum Tragen, wenn weniger Freizeitaktivitäten nach draußen verlagert werden können. Auch die Dauer der Krise bringe inzwischen viele an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit. Therapeut:innen sehen zudem die Gefahr, dass psychische Probleme verschleppt werden, wenn Patient:innen aus Angst vor Ansteckung nicht zur Behandlung kommen.

Krisen-Management: eigene Bedürfnisse beachten

Am besten versucht man, den derzeitigen Gegebenheiten etwas Positives abzugewinnen. Einige Ratschläge dafür hat Psychotherapie-Professorin Dr. Ulrike Lüken von der Humboldt-Universität zu Berlin parat. So dürfe man jetzt den sonst üblichen Vorweihnachtsstress ebenfalls runterfahren. Die Expertin empfiehlt, sich proaktiv auf die kommenden Wochen vorzubereiten: „Planen Sie, wie Sie die nächsten Wochen unter diesen Bedingungen gut verbringen können.“ Prof. Ulrike Lüken rät, die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten: „Was brauchen Sie, um diese Zeit positiv für sich zu nutzen?“  Ein Tipp der Expertin: Einmal am Tag den eigenen seelischen Zustand „messen“. Denn viele Menschen würden dazu neigen, sich zu verausgaben. Ein leerer Akku lade sich aber nur sehr langsam wieder auf. Die Professorin ermuntert dazu, sich jeden Tag bewusst etwas Zeit für eine schöne Aktivität zu nehmen.

Chance nutzen – Routinen überdenken

Weihnachten ist für viele Menschen in Deutschland der emotionale Höhepunkt des Jahres, betont Prof. Ulrike Lüken. Deswegen sei die anfängliche Frustration aufgrund der Einschränkungen des Lockdowns verständlich. Doch andererseits habe man nun die Möglichkeit, alte Weihnachtsgewohnheiten zu überdenken. Man könne sich jetzt auf die wirklichen Wünsche und Bedürfnisse in der Familie konzentrieren. Quellen: pronova BKK; Humboldt-Universität zu Berlin 

Tipp der Redaktion:

Um sich in einer positiven Denkweise zu üben, kann ein Dankbarkeitstagebuch hilfreich sein. PTA und Mentaltrainerin Patrycja Urbanczyk erklärt im Beitrag „Weihnachten Selbstinventur“, wie diese Methode funktioniert.

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