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So haben Kunden die Verordnungshistorie im Blick: Ein Pass für Antibiotika

Neben der Antibiotika-Historie liefert der Pass aus der Margareten-Apotheke in Münster auch Einnahme- und Zubereitungshinweise. | Bild: Margareten-Apotheke Münster

Haben Sie dieses Antibiotikum schon einmal bekommen? Wissen Sie noch wann und weshalb? Wichtige Beratungsfragen, die eine rationale Antibiotikatherapie stützen. Doch die wenigsten Apothekenkunden können diese exakt und chronologisch beantworten. Viele Patienten erhalten von unterschiedlichen Fachärzten Antibiotika, die wiederum häufig keine Kenntnis über die Verschreibungen ihrer Kollegen haben. Der fehlende Durch- und Überblick bei der Antibiose begünstigt Resistenzen und beeinträchtigt damit langfristig die Wirksamkeit der antimikrobiellen Wirkstoffe.

Überblick über die individuelle Antibiotika-Historie

In der Apotheke laufen alle Arzneimittelfäden zusammen. Dessen sind sich auch die Apothekerinnen Jessica Flühe und Anna Fischer von der Margareten-Apotheke in Münster bewusst. Für ihre Projektarbeit im Rahmen ihrer Weiterbildung zum Fachapotheker für Allgemeinpharmazie entwickelten die beiden Pharmazeutinnen einen Antibiotikapass, den die Patienten mit einem Antibiotika-Rezept seit dem 21. März dort bekommen können. Bei der Aktion macht das ganze Team mit. Nach etwa sechs Monaten wollten die beiden Apothekerinnen ihr Projekt auswerten.

Antibiotikaresistenzen sind insgesamt ein großes Thema. Wir wollten dazu beitragen, dass diese lebenswichtigen Substanzen ihre Wirksamkeit behalten. Mit dem Pass wollen wir Patienten dabei helfen, die Antibiotika richtig einzunehmen und den Überblick über die Verschreibungen zu bewahren“, erklärt Flühe gegenüber PTAheute.

Der Pass, ähnlich wie ein Röntgenpass, enthält eine Tabelle, in die die Pharmazeuten der Margareten-Apotheke gemeinsam mit dem Patienten die Antibiotikaverschreibungen mit Datum eintragen. „Wir füllen den Pass gemeinsam mit den Patienten aus, dieses macht die Beratung noch strukturierter und wirkt sich positiv auf die Arzneimitteleinnahme aus“, erläutert Sylke Bergmann, die Inhaberin der Margareten-Apotheke, die Idee ihrer Mitarbeiterinnen.

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Der Antibiotika-Pass ist ein wirksames Instrument im Kampf gegen resistente Keime. Arzt und Patient behalten damit den Überblick über Art, Wirksamkeit und Häufigkeit von Antibiotika-Verordnungen. 

Folgende Informationen können Sie dokumentieren: 

  • Bezeichnung des Antibiotikums 
  • Dosierung, Einnahmedauer 
  • Erkrankung, Diagnose 
  • verschreibender Arzt, Verordnungsdatum 
  • wichtige Hinweise zu Allergien, UAW, Wirksamkeit 

Der Antibiotika-Pass ist im Shop des Deutschen Apotheker Verlags erhältlich. 

Durchblick bei der richtigen Anwendung

Zuhause kann der Patient dann jederzeit auf einen Blick das Dosierschema für sein Antibiotikum ablesen. Außerdem werde in dem Pass beispielsweise vermerkt, ob das Antibiotikum zu oder vor den Mahlzeiten eingenommen oder nicht mit Milch eingenommen werden sollte. Künftig sollen Aufkleber mit Piktogrammen die Darstellung zusätzlich vereinfachen.

Zubereitungshinweise und Einnahmetipps

Den Pass gibt es in zwei Versionen – einmal für Kinder bis 12 Jahre und einmal für Jugendliche und Erwachsene. Die beiden Ausführungen unterscheiden sich in ihren zielgruppenspezifischen Einnahmehinweisen. In der „Kinderversion“ wird beispielsweise erläutert, wie die Eltern einen Trockensaft aufschütteln sollen. Bei der Erwachsenenversion wird unter anderem auf mögliche Wechselwirkungen zu Kontrazeptiva eingegangen.

Fragestellungen, für die unter anderem auch der elektronische Medikationsplan eines Tages vorgesehen ist. Bei dem Pass, den die Münsteraner Apothekerinnen in Papierform entwickelt haben, hat der Patient schon jetzt alle Informationen über seine Antibiose auf einen Blick vor Augen. „Der Pass wird von Patientenseite sehr gut angenommen. Insbesondere Eltern sind dankbar für die Unterstützung. Wir hatten sogar schon Anfragen von Kunden, die weit weg wohnen und den Pass haben möchten. Dass die Resonanz so positiv ist, hatten wir nicht erwartet“, freut sich Flühe.

Und den heilberuflichen Aspekt in der Pharmazie zu stärken, ist gerade im Rahmen der Debatte um die Vergütung von pharmazeutischen Dienstleistungen wichtig. „Wir haben das Projekt bewusst in der Apotheke verortet, weil die Beratung zur Einnahme in der Offizin stattfindet und wir Pharmazeuten die Arzneimittelexperten sind“, erklärt Bergmann. Denn eine individuelle Arzneimittelberatung kann eben nur die Apotheke vor Ort leisten.

Zuletzt aktualisiert am 18.11.2020; in einer vorherigen Version war der Antibiotika-Pass für Apotheken noch nicht erhältlich.