Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Einmal Migräne-Antikörper – immer Migräne-Antikörper?

Für Migräne-Patienten können neue Prophylaxe-Wirkstoffe einen echten Vorteil bringen. Doch müssen diese Wirkstoffe dann lebenslang eingenommen werden? | Bild: Andrii Zastrozhnov / Adobe Stock

Migränepatienten, die häufig und unter schweren Migräne-Attacken leiden, benötigen neben einer Akuttherapie (zum Beispiel mit Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder bei mittelschweren bis schweren Attacken mit Triptanen) eine Prophylaxe. Seit letztem Jahr bereichern in der Migräneprophylaxe Antikörper die vorbeugenden Maßnahmen. Sie schalten CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) aus, einen wichtigen Botenstoff in der Entstehung von Migräne, und sollen so Migräne-Attacken verhindern.

Drei Wirkstoffe zur Migräne-Prophylaxe zugelassen

Zugelassen sind bislang drei Vertreter der innovativen Wirkstoffklasse: Erenumab (Aimovig®), Fremanezumab (Ajovy®) und Galcanezumab (Emgality®) dürfen „zur Migräne-Prophylaxe bei Erwachsenen mit mindestens vier Migränetagen pro Monat“ eingesetzt werden. Die Indikation umfasst die episodische und chronische Migräne. Zur Erinnerung: Eine chronische Migräne liegt vor, wenn Patienten an mehr als 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen haben, von denen acht Tage die Symptome einer Migräne erfüllen.

Wirksam ja, aber wie lange?

Dass die Migräne-Antikörper wirken, haben sie in Studien gezeigt. Im Schnitt reduzieren sich – auf ganze Zahlen gerundet – die Migränetage bei episodischer Migräne um drei bis fünf Tage pro Monat unter Antikörpertherapie. Patienten mit chronischer Migräne hatten eine Verbesserung der Migränetage von fünf bis sieben Tagen im Monat, wenn sie Erenumab, Eptinezumab (noch nicht zugelassen, aber in der Entwicklung), Fremanezumab oder Galcanezumab erhielten. 

Doch wie sieht es eigentlich aus, wenn die Patienten auf die CGRP-Antikörper ansprechen und sich die Migräne bessert: Können sie versuchen, die CGRP- beziehungsweise CGRP-Rezeptor-Antikörper auch wieder abzusetzen? Der neue Anhang – Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor – zur Migräne-Leitlinie gibt eine Orientierung.

Absetzen nach sechs bis neun Monaten versuchen

Ein Auslassversuch ist durchaus möglich: „Eine Therapie mit monoklonalen Antikörpern sollte nach sechs bis neun Monaten unterbrochen werden, um zu überprüfen, ob sie noch notwendig ist“, empfehlen die Leitlinien-Experten. Allerdings scheint Studien zufolge sodann die Zahl der Migränetage wieder zu steigen. Das Gute: Die Migräne wird bisherigen Erkenntnissen zufolge nicht so schlimm wie vor Behandlung, die Ausgangswerte wurden nicht wieder erreicht.

Migräne verschlechtert sich wieder, aber …

Die meisten Studien zu den Antikörpern liefen über einen Zeitraum von drei Monaten, teilweise sechs Monate. Die Patienten hatten anschließend jedoch die Möglichkeit, in eine offene Langzeitstudie zu wechseln. So gibt es Daten zu Galcanezumab (Emgality®): Nach sechs Monaten Behandlung mit dem Antikörper hatten die Migränetage um 4,5 bis 5 Tage (EVOLVE-Studien, Ausgangs-Migränetage: 9,1 - 9,2) durchschnittlich abgenommen. Vier Monate nach Absetzen verschlechterte sich die Migräne wieder, jedoch hatten die Patienten im Mittel immer noch 3,5 bis 4,1 Tage weniger Migräne als vor Galcanezumab.