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Gar nicht mal so schlecht – der Medikationsplan

Der Medikationsplan ist besser als angenommen, zeigt eine Untersuchung der Universität Mainz. | Bild: Henrik Dolle / Adobe Stock

Einen sonderlich guten Ruf genießt er in Deutschland nicht. Die Akzeptanz sei sowohl bei Patienten, Ärzten und Apothekern gering – so lauten die miesmachenden Stimmen zum bundesweiten Medikationsplan. Seit Oktober 2016 ist er im Umlauf – zwar nicht für jeden Patienten, doch immerhin für diejenigen, die dauerhaft mindestens drei Arzneimittel einnehmen oder anwenden. Seit letztem Jahr (Oktober 2017) müssen auch Krankenhauspatienten bei Entlassung, im Rahmen des Entlassmanagements, einen Medikationsplan erhalten – er soll die kritische Schnittstelle der stationären hin zur ambulanten Versorgung einfacher machen. Doch – wie gut ist der Medikationsplan überhaupt, wann macht er Sinn und finden Patienten, Ärzte und Apotheker ihn tatsächlich überflüssig? Allen Unkenrufen zum Trotz – es gibt Positives zu vermelden und das sogar wissenschaftlich belegt. Die Krankenhausapotheke der Uniklinik Mainz hat dem Medikationsplan mal auf den Zahn gefühlt und an über 600 Patienten seinen Nutzen und die Akzeptanz getestet. Mit im Boot waren über 300 öffentliche Apotheken und die Haus-und Fachärzte der Patienten. Das Fazit: Der Medikationsplan ist besser als sein Ruf, er birgt durchaus Möglichkeiten – nur werden diese nicht immer auch sinnvoll genutzt.

Exakte Einnahmehinweise und Indikation zwingend notwendig

Wie macht der Medikationsplan keinen Sinn? Wenig hilfreich für Patienten – und für die ist der Medikationsplan schließlich gedacht – ist dieser, wenn lediglich die Arzneimittel untereinander aufgelistet werden. Allerdings vollständig ausgefüllt, können Patienten tatsächlich von ihrem Medikationsplan profitieren. Dazu gehören vor allem, so die Meinung der Klinikapotheker aus Mainz, Hinweise zur Einnahme und insbesondere auch Einnahmegründe. Zwar sind diese nicht verpflichtend gefordert, doch zeigen Untersuchungen: Wenn der Patient weiß, warum und wogegen er seine Arzneimittel einnimmt, fördert dies seine Therapietreue und er nimmt seine Arzneimittel tatsächlich auch zuverlässiger ein. Präzision sollten Apotheker und Ärzte auch bei Einnahmehinweise walten lassen. Patienten können mit einem schlichten „vor dem Essen“ häufig nichts anfangen – und sie schlucken die Tabletten direkt vor dem ersten Bissen. Einen Wermutstropfen gibt es aber: Derzeit nutzen nicht allzu viele Patienten die Möglichkeit eines Medikationsplans – das schätzt zumindest Klinikapothekerin Professor Krämer aus Mainz. Sie geht von gerade einmal 20 Prozent aus. Hier sind Apotheken und auch Ärzte aufgefordert, ein bisschen „Werbung“ zu machen – der Medikationsplan kann die Arzneimitteltherapiesicherheit durchaus sinnvoll unterstützen.

Patienten, Ärzte, Apotheker: Medikationsplan ist eine gute Sache

Offenbar ist – so zeigen die Untersuchungen der Krankenhausapotheke aus Mainz – die Akzeptanz des Medikationsplans auch mitnichten so schlecht, wie teilweise beschrieben. Sowohl die beteiligten Ärzte und Apotheken bei dem Mainzer Projekt bewerten den Medikationsplan als eine gute Sache. Noch besser sieht es wohl bei Patienten aus – denn sie sind froh, dass sie überhaupt einmal einen Medikationsplan an die Hand bekommen.