Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Hinweise auf Überdosierung vorhanden?: WDR testet Versandapotheken

Das WDR-Magazin „Servicezeit“ untersuchte Versandapotheken hinsichtlich der Ausführlichkeit ihrer Beratung. | Bild: Screenshot www.wdr.de

Wird zusätzlich zu paracetamolhaltigen Kombinationsarzneimitteln Paracetamol eingenommen, droht eine Überdosierung des Analgetikums und damit die Gefahr schwerer Leberschäden. Doch weisen Versandapotheken bei der gleichzeitigen Bestellung auf dieses Risiko hin? Bei den zehn umsatzstärksten Versandapotheken haben Redakteure des WDR-Magazins „Servicezeit“ (Sendung vom 8. Januar) gemeinsam mit dem Arzt Dr. Heinz-Wilhelm Esser, genannt „Doc Heiwi Esser“ Wick MediNait und fünf Packungen Paracetamol bestellt.

Die zehn umsatzstärksten Versender 

  • Apo-Discounter 
  • Apo-Rot 
  • Apotal.de 
  • DocMorris 
  • Eurapon 
  • Europa Apotheek 
  • Medikamente-per-Klick 
  • Medpex 
  • Sanicare 
  • Shop-Apotheke

Nur zwei warnen vor der Kombi

Zuerst wurden die Informationen bewertet, die beim Bestellvorgang zur Verfügung gestellt werden. Diese fanden sich bei allen Apotheken, in den Augen der Tester jedoch zum Teil sehr oberflächlich, teilweise aber auch sehr gewissenhaft. Besonders positiv wegen der Ausführlichkeit wurden hier Eurapon und Sanicare bewertet. „Nicht ok“ findet Doc Esser jedoch, dass nur zwei Versender explizit vor der Kombination aus Paracetamol und MediNait warnen. Einen Wechselwirkungscheck bieten nur Apo-Discounter und DocMorris an, man muss aber selbst aktiv werden. 

Bei Apo-Discounter fühlen sich die Tester allerdings mit der Warnmeldung „schwere Wechselwirkung“ allein gelassen – eine weitere Erklärung dazu gibt es erstmal nicht, die muss per Mail angefordert werden. Besser findet Esser das bei DocMorris: Es gebe eine Erklärung und man gelange schnell zum Check.

Bestellmenge automatisch von fünf auf drei Packungen reduziert

Beim Abschluss der Bestellung stellen die Tester dann fest: Bei allen Apotheken wird die Bestellmenge Paracetamol auf drei Packungen reduziert – wegen der Gefahr einer Überdosierung. Und so lautet das Fazit: „Alle haben das Pflichtprogramm an Aufklärung erfüllt, kein extremer Ausreißer nach unten.“ Besonders positiv fielen in der Kategorie Information bei der Bestellung Apo-Discounter, Europa Apotheek, DocMorris, Eurapon, Medpex und Sanicare auf.

Informationen teilweise zu allgemein

Das zweite Kriterium war die Information bei der Lieferung, diese erfolgte jeweils wie versprochen innerhalb von drei Werktagen. Doch gab es auch Informationen im Paket? Schließlich habe der eine oder andere Kunde die Hinweise bei der Bestellung schon wieder vergessen. Deswegen sollten nach Meinung von Doc Esser auch den Paketen Informationen beiliegen. Das war aber nicht immer der Fall. 

So habe es bei einigen Anbietern, zum Beispiel Eurapon, zwar Informationen per Mail gegeben, aber im Paket selbst habe sich nichts gefunden. Medikamente-per-Klick gab nur allgemeine Infos zum Abhängigkeitspotenzial von Nasenspray, Schmerz-, Abführ- und Schlafmitteln, aber keine konkreten zu den bestellten Arzneimitteln. Zufrieden war das Team mit den Informationen von Apo-rot, Europa-Apotheek und DocMorris, die demnach umfassende Informationen und konkrete Warnungen zu den bestellten Arzneien zur Verfügung stellten. Nur diese drei konnten überzeugen.

Paracetamol-Überdosis nicht „klinisch relevant"?

Das Fazit somit: durchwachsen. Apo-Discounter, Apotal und Medikamente-per-Klick seien eher durch mangelnde Information aufgefallen, heißt es. Auf Nachfrage der Redaktion erklärt Apo-Discounter auf die Packungsbeilagen verwiesen zu haben, Apotal deklariert den fehlenden Infozettel zur Ausnahme, man lege sonst einen ausführlichen bei. Medikamente-per-Klick antwortet, dass man nur bei „klinisch relevanten Wechselwirkungen Infos beilege, um die Kunden nicht zu verunsichern“. Man werde aber zukünftig die Hinweise diesbezüglich ergänzen.

Hotline: DocMorris und Apo-Discounter erst im siebten Versuch

Zuletzt wurde die telefonische Beratung unter die Lupe genommen. Positiv wurde bewertet, dass alle Apotheken das Pflichtprogramm erfüllten und auf eine mögliche Überdosierung hinwiesen, allerdings oft nur zögerlich und auf ausdrückliche Nachfrage. Nur wenige stellten vorab die „entscheidenden Fragen“ nach Vorerkrankungen, wie einer möglichen Vorbelastung der Leber. Besonders umfassend berieten demnach Apo-Rot, Eurapon, Europa-Apotheek und Medpex. Abzüge gab es für Apo-Discounter und DocMorris. Die Beratung an sich sei zwar sehr gut gewesen, aber beide Hotlines konnten erst im siebten Versuch erreicht werden, so die Erklärung für den Malus. DocMorris rechtfertigt das gegenüber der Redaktion mit der unerwartet hohen Nachfrage. Apo-Discounter verweist auf die Möglichkeit einen „pharmazeutischen Rückruf“ zu vereinbaren. 

Das Gesamtfazit von Doc Esser: „Durchaus positiv, auch wenn die eine oder andere Versandapotheke weniger auskunftsfreudig war.“ Ausdrückliches Lob gibt es für die Bestellsperre für Paracetamol. Und auch wenn man manchmal mühselig selbst aktiv werden musste, seien doch alle Versandapotheken ihrer Beratungspflicht nachgekommen.