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Krebsmedikament unter Verdacht: Daratumumab könnte Hepatitis-B reaktivieren

Rote-Hand-Brief zu Darzalex®: In manchen Fällen kam es bei der Daratumumab-Behandlung von Patienten mit multiplem Myelom zur Reaktivierung einer Hepatitis B. | Bild: fotovapl / Adobe Stock

Janssen-Cilag ändert die Produktinformationen zu Darzalex®. Künftig werden Fach- und Gebrauchsinformation zu Daratumumab darauf hinweisen, dass ein Zusammenhang zwischen der Anwendung des Antikörpers und einer Hepatitis-B-Reaktivierung nicht ausgeschlossen werden kann. In Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA und dem Paul-Ehrlich-Institut PEI informiert der Darzalex®-Hersteller aktuell mit einem Rote-Hand-Brief.

Hinweise lieferten klinische Studien und Spontanmeldungen 

Hinweise, dass Daratumumab eine Hepatitis-B-Infektion reaktiviert, lieferten Daten aus klinischen Studien und Spontanmeldungen über Reaktivierungen der Virusinfektion bei Darzalex-Patienten. Laut der Roten Hand waren die meisten der sechs aufgetretenen Hepatitis-B-Virus(HBV)-Reaktivierungen in den klinischen Studien „nicht schwerwiegend“, jedoch sind in Studien und nach Markteinführung manche Fälle auch tödlich verlaufen. Der Rote-Hand-Brief weist darauf hin, dass in manchen Fällen die Daratumumab-Behandlung fortgesetzt wurde, nachdem die Infektion mit antiviralen Arzneimitteln kontrolliert war. 

Bei Multiplem Myelom 

Darzalex® enthält den Antikörper Daratumumab und wird zur Behandlung des Multiplen Myeloms bei Erwachsenen eingesetzt. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung von Antikörper-bildenden B-Zellen – den Plasmazellen – und in der Folge zur Bildung von Antikörpern oder Fragmenten davon. 

Hepatitis-B-Reaktivierung 

Eine unauffällige oder vermeintlich ausgeheilte Hepatitis B kann nach vielen Jahren wieder aktiv werden, wenn eine andere Erkrankung oder Medikamente das Immunsystem stark beeinträchtigen. 

Hepatitis B wird über Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Erste Symptome können grippeähnlich sein. Es zählen aber auch Müdigkeit, Übelkeit, heller Stuhl, dunkler Urin sowie eine Gelbfärbung der Haut und der Augen dazu. Nach Jahren kann es zu Lebertumoren kommen. 

Nach aktuellem Kenntnisstand gehören vor allem Patienten mit früherer autologer Stammzelltransplantation (transplantierte Zellen stammen vom Patienten selbst) mit gleichzeitiger oder früherer immunsuppressiver Therapie zum Risikokollektiv, ebenso Patienten, die in Regionen mit hoher HBV-Prävalenz leben oder aus diesen eingewandert sind. 

Vor und während der Darzalex-Behandlung 

Um die Sicherheit in der Anwendung von Daratumumab hinsichtlich potenzieller Hepatitis-B-Reaktivierungen zu erhöhen, empfehlen Janssen-Cilag, EMA und PEI, dass 

  • bei allen Patienten vor Behandlungsstart mit Daratumumab der HBV-Status überprüft werden soll. Gleiches gilt für Patienten, die bereits mit Daratumumab behandelt werden und deren HBV-Status nicht bekannt ist. Auch diese sollen auf HBV untersucht werden,
  • Patienten mit positivem Hepatitis-B-Status während der Daratumumab-Therapie und für mindestens sechs Monate nach Beendigung der Daratumumab-Gabe auf klinische Anzeichen und Laborparameter, die auf eine HBV-Reaktivierung hindeuten, kontrolliert werden sollen. (Wenn klinisch notwendig, sollen Experten für die Behandlung von HBV-Infektionen aufgesucht werden.)
  • bei Patienten, die unter Daratumumab eine HBV-Reaktivierung entwickeln, die Behandlung mit Daratumumab unterbrochen werden soll und Experten für die Behandlung von HBV-Infektionen aufgesucht werden,
  • eine Wiederaufnahme der Daratumumab-Behandlung bei Patienten, bei denen die HBV-Reaktivierung unter angemessener Kontrolle ist, mit in der Behandlung von Hepatitis B erfahrenen Ärzten diskutiert werden soll.

Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden 

Die Rolle, die Daratumumab bei den berichteten Fällen einer HBV-Reaktivierung spielt, ist dem Rote-Hand-Brief zufolge „unklar“, da bei Patienten mit multiplem Myelom bereits durch die Grunderkrankung eine Immunsuppression vorliegt. In einigen Fällen erhielten Patienten gleichzeitig Arzneimittel, die mit einer Virus-Reaktivierung in Verbindung gebracht werden, erklärt Janssen-Cilag. „Da jedoch ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden kann“, wolle man durch aktualisierte Produkthinweise „diese neuen Informationen zur Sicherheit widerspiegeln“, erklärt der Hersteller.  Quelle: Janssen-Cilag, dpa