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Migräne-Antikörper: Wie viele Tage weniger Migräne haben die Patienten?

Seit einigen Monaten stehen Migränepatienten auch Antikörper als Therapieoption zur Verfügung. Die Migräne-Leitlinie wurde kürzlich um diese Migräne-Antikörper aktualisiert. | Bild: astrosystem / Adobe Stock

Seit einem Jahr hat sich in der Behandlung von Migräne viel getan. Neben Lasmiditan für die Akuttherapie haben sich vor allem in der Prophylaxe von Migräne therapeutische Fortschritte ergeben: Im Juli 2018 schaffte Erenumab (Aimovig®) als erster „Migräne-Antikörper“ die Zulassung, zunächst in den Vereinigten Staaten, kurz darauf auch in der Europäischen Union. Es folgten Fremanezumab in Ajovy® und Galcanezumab (Emgality®). In der Pipeline befindet sich aktuell noch Eptinezumab, für das Alder Biopharmaceuticals die Zulassung in den USA im April 2019 beantragte.

Zur Erinnerung: Was ist Migräne?

Bei der Migräne handelt es sich um eine primäre Kopfschmerzerkrankung. Häufig kommt es zu einseitigen und heftigen Attacken mit pulsierend-pochenden Kopfschmerzen, die sich bei körperlicher Betätigung verschlimmern. Die Migräneattacken dauern bei Erwachsenen vier bis 72 Stunden an. Oft leiden die Patienten zusätzlich an Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, können licht- und geräuschempfindlich sein. Bei einseitigen Kopfschmerzen können diese innerhalb einer Attacke die Seite wechseln, auch kann die Schwere der Attacken von Attacke zu Attacke variieren.

Doch wie soll mit diesen innovativen Arzneimitteln umgegangen werden? Wie gut wirken sie bei episodischer und chronischer Migräne wirklich? Experten haben sich Gedanken gemacht und die aktuelle Migräne-Leitlinie um die Antikörper aktualisiert.

3 bis 5 Migränetage weniger

Die CGRP-Antikörper (Eptinezumab, Fremanezumab, Galcanezumab) beziehungsweise CGRP-Rezeptor-Antikörper (Erenumab) wirken bei Patienten mit episodischer Migräne besser als Placebo (wirkstofffreie Präparate), und sie verringern die Zahl der monatlichen Migränetage stärker als Placebo. Im Schnitt haben die Patienten 2,9 bis 4,7 Migränetage weniger im Monat als ohne Antikörperbehandlung.

Zur Erinnerung: So wirken die neuen Antikörper

Erenumab, Eptinezumab, Fremanezumab und Galcanezumab greifen ins CGRP-System ein. Calcitonin Gene-Related Peptide ist ein entzündungsfördernder Botenstoff, dem in der Krankheitsentstehung von Migräne eine wichtige Bedeutung zukommt. Erenumab zielt als Antikörper auf den CGRP-Rezeptor, während Eptinezumab, Fremanezumab und Galcanezumab CGRP direkt neutralisieren. Die Antikörper wirken sowohl bei episodischer als auch chronischer Migräne (Kopfschmerzen an 15 oder mehr Tagen im Monat, von denen mindestens acht Tage die Kriterien einer Migräneattacke erfüllen).

Wie gut die Migräne-Behandlung wirkt, kann auch mit der 50-Prozent-Ansprechrate (50-Prozent-Responderrate) angegeben werden. Dieser Wert beschreibt, bei wie vielen Patienten sich nach drei bis sechs Monaten die Zahl der Migräne-Attacken halbiert hat. Etwa ein bis zwei Drittel der Migräniker (30 bis 62 Prozent) haben nach dieser Zeit unter den Migräne-Antikörpern nur noch halb so viele Migränetage, während dies unter Placebo bei weniger Patienten zu beobachten war (nur bei 17 bis 38 Prozent).

Chronische Migräne bessert sich um etwa 4 bis 7 Tage

Auch Patienten, die unter chronischer Migräne leiden, können von den Antikörpern profitieren. Sie haben unter der Therapie im Schnitt an 4,3 bis 6,6 Tagen weniger Migräne als mit Placebo. Dass die Antikörperbehandlung besser wirkt als wirkstofffreie Therapien, zeigt auch die 50-Prozent-Ansprechrate nach drei bis sechs Monaten. Ein Viertel bis mehr als die Hälfte der Patienten (27 bis 57 Prozent) haben nur noch halb so viele Migränetage im Monat. Unter Placebo zeigte sich diese Besserung nur bei 15 bis 40 Prozent.