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Corona-Pandemie
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Natriumhypochlorit auch zur Händedesinfektion?

Nahaufnahme eines Desinfektionsmittelspenders
Die Herstellung von Natriumhypochlorit-haltigen Lösungen ist ausschließlich für die Flächendesinfektion erlaubt. | Bild: imago images / Martin Bäuml Fotodesign

Seit vergangener Woche dürfen in Deutschland viele Geschäfte wieder öffnen und zahlreiche Schulen bereiten sich derzeit auf die Öffnung vor. Diese Lockerungen sind stets mit besonderen Hygienevorschriften verbunden. Daher ist die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln nach wie vor groß. In diesem Zusammenhang erhielten wir die Anfrage einer Leserin, inwiefern Natriumhypochlorit-haltige Zubereitungen auch zur Desinfektion der Hände eingesetzt werden können.

Produkte zur Desinfektion von Haut und Oberflächen erhältlich

Tatsächlich sind auf dem Markt chlorhaltige Desinfektionsmittel als gebrauchsfertige Produkte zur Desinfektion von Haut und Oberflächen erhältlich. Rechtlich gesehen sind die Flüssigkeiten als Biozide eingestuft. Als Wirkstoff enthalten die Desinfektionsmittel Natriumhypochlorit, weiterhin sind Natriumhydroxid und Natriumchlorid enthalten.

Wirksamkeit auf Oberflächen bestätigt

Laut Herstellerangaben sind die Zubereitungen frei von Alkoholen und Parfüm und daher schonend zur Haut. Sie wirken bakterizid, fungizid, viruzid und sporizid. Auf die Wirksamkeit gegen Coronaviren wird explizit hingewiesen. Dazu wird auch aus dem Deutschen Ärzteblatt zitiert. Es wird in diesem Zusammenhang eine Untersuchung vorgestellt, bei der hochprozentiges Ethanol, 0,5 % Wasserstoffperoxid und auch 0,1 % Natriumhypochlorit die Zahl infektiöser Viruspartikel in einer Minute deutlich reduzieren könne. Wenn man allerdings genauer nachliest, bezieht sich die durchgeführte Studie darauf, inwieweit sich Coronaviren auf Oberflächen inaktivieren lassen. Die Wirksamkeit von Natriumhypochlorit zur Desinfektion der Hände wurde nicht untersucht.

Prinzipiell schon zur Händedesinfektion

Schon vor über 100 Jahren wurden Natriumhypochlorit-Lösungen zur hygienischen Desinfektion der Hände eingesetzt. Wirksames Prinzip ist dabei die Bildung von freiem Chlor, das stark mikrobizid wirkt. Mit den Proteinen der Mikroben bilden sich toxische Chloramine. Wichtig für die desinfizierende Wirkung ist auch die Bildung von atomarem Sauerstoff bei der Reaktion mit Wasser.

In Gegenwart organischer Substanzen verliert Natriumhypochlorit rasch seine Wirkung. Aus diesem Grund müssen verschmutzte Oberflächen vor dem Auftragen entsprechend gereinigt werden. Ansonsten ist eine Inaktivierung behüllter Viren wie des Coronavirus SARS-CoV-2 nicht sicher gewährleistet.

Weitere Probleme beim Einsatz Chlor-haltiger Desinfektionsmittel sind die chemische Instabilität, die pH- und temperaturabhängige Wirksamkeit und eine Reizwirkung auf die Haut. Aus diesem Grund spielen Händedesinfektionsmittel mit Natriumhypochlorit kaum noch eine Rolle, zur Flächendesinfektion kommen sie aber nach wie vor zum Einsatz. Momentan können Apotheken aufgrund einer Allgemeinverfügung der Bundesstelle für Chemikalien drei Zubereitungen zur Flächendesinfektion für berufliche Verwender herstellen. Darunter ist auch eine wässrige Natriumhypochlorit-Lösung 0,5 %.

Abschließende Bewertung

Auch das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universität Greifswald hat eine Aussage zur Anwendung von Natriumhypochlorit als Hautdesinfizienz gemacht. Die Experten kommen zu dem Ergebnis, dass hinsichtlich einer Anwendung als Händedesinfektionsmittel keine abschließenden Prüfergebnisse vorliegen und eine Effektivität gegen Coronaviren nicht abschließend bewertet werden kann. Zur sicheren Desinfektion der Hände sind Zubereitungen auf Basis von Alkohol mit der Deklarierung begrenzt viruzid eindeutig Mittel der Wahl, genauso empfiehlt es auch das Robert Koch-Institut.

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