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Neue Lieferengpässe? Hitzewelle verursacht Produktionsprobleme bei der BASF

Bild: Imago

Seit Wochen beschäftigt die Apotheker der chronische Lieferengpass beim Schmerzmittel Ibuprofen. Ein Grund für den Engpass: Bei einem der führenden Hersteller des Wirkstoffes, dem Chemiekonzern BASF, hatte es an einem Standort Produktionsprobleme gegeben, die weiterhin andauern. Nun muss BASF erneut Produktionsprobleme einräumen: Konkret geht es um den Hauptstandort des Konzerns, Ludwigshafen am Rhein, wo laut BASF rund 40.000 Menschen arbeiten. Grund für die Probleme sind laut dem Konzern die andauernde Hitzewelle und die Dürre.

Gegenüber DAZ.online konkretisierte ein Konzernsprecher, an welchen Stellen in der Produktion derzeit Schwierigkeiten auftreten: „Die Wasserentnahmemenge aus dem Rhein unter anderem für Kühlzwecke ist behördlich limitiert; zudem ist die Wiedereinleittemperatur des Kühlwassers auf eine bestimmte Temperatur begrenzt. Um diese Vorgaben einzuhalten, muss BASF die Produktion am Standort Ludwigshafen sukzessive anpassen.“ Zur Erklärung: Aufgrund der seit Wochen anhaltenden Dürre ist die Wassertemperatur in deutschen Flüssen angestiegen, an einigen Stellen wurde bereits die kritische 28-Grad-Marke überschritten. Damit sich die Temperatur nicht noch weiter erhöht, haben die Behörden BASF nun offenbar angewiesen, die Wasserentnahme zu drosseln und die Wiederzuleitung auf eine gewisse Temperatur zu beschränken.

Behörden: Wasserab- und -zuleitung nur noch eingeschränkt

Doch auch die Schifffahrt leidet unter den niedrigen Wasserständen. Der BASF-Sprecher teilte mit, dass bei einem weiter sinkenden Pegelstand der Warentransport nur noch begrenzt über den Rhein erfolgen könne. Derzeit könne der Transport nur aufrechterhalten werden, weil die Anzahl der Schiffe erhöht wurde. Man bereite sich derzeit schon auf die Verlagerung auf „alternative Verkehrsträger“ vor.

Doch was bedeuten die Produktionsprobleme für die Arzneimittelherstellung? Vom eigentlichen Pharma-Geschäft hat sich der BASF-Konzern schon vor Jahren getrennt. Allerdings stellen die Ludwigshafener nach wie vor sehr wichtige Rohstoffe her, die an Arzneimittelhersteller verkauft werden. Bestes Beispiel: Ibuprofen. Nach wie vor ist BASF einer der führenden Ibuprofen-Produzenten. Der Konzern plant, bis 2021 ein neues Ibuprofen-Werk am Rhein zu eröffnen. Derzeit wird der Wirkstoff allerdings nur in einem US-amerikanischen Werk hergestellt, in dem es kürzlich Schwierigkeiten gab. Die Folge: Flächendeckende Ibuprofen-Lieferengpässe.

Vitamine, L-Menthol, Ethylen und Propylen 

Auf Nachfrage von DAZ.online, welche am Standort Ludwigshafen produzierten Rohstoffe für die Arzneimittelherstellung relevant sind, wollte der Konzernsprecher nicht antworten. Schaut man genauer hin, wird allerdings schnell klar, dass im größten BASF-Werk sehr wohl einige Chemikalien hergestellt werden, die für die weitere Arzneimittelproduktion von Bedeutung sein könnten. Da wären zum Beispiel Vitamine: BASF produziert in Ludwigshafen die Vitamine A, B, D und E. Diese sind sowohl in Nahrungsergänzungsmitteln aber auch in einigen Arzneimitteln enthalten.

Und auch die Produktion von L-Menthol ist für Apotheken und Pharmahersteller relevant: BASF hat eigenen Angaben zufolge hierfür eine eigene Produktionsmethode entwickelt, L-Menthol gehört zu einer der meistverkauften Chemikalien weltweit. Der Stoff ist in Kaugummis und Zahnpasta enthalten, aber auch in manchen Arzneimitteln (Wick VapoRup).

BASF: Es kann zu Lieferengpässen kommen

Was die Arznei- und Lösemittelherstellung betrifft, spielen auch die sogenannten „Cracker“ unter Umständen eine Rolle. Das sind riesige Produktionsstätten – in Ludwigshafen liegt der Cracker direkt am Rhein – in denen Wertschöpfungsketten entstehen. Denn dort wird unter Einsatz von Wasser und Entstehung von Dampf Rohbenzin (Naphtha), das aus langen Kohlenwasserstoffketten besteht, aufgespalten. Dabei wiederum entstehen kürzere Moleküle, die Grundbausteine für die weitere Produktion sind. In dieser weiteren Produktion entstehen dann unter anderem Ethylen, Propylen, Butadien, Pyrolysebenzin und Wasserstoff.

Welche Prozesse durch die Hitze und Dürre am meisten eingeschränkt werden müssen, wollte BASF ebenfalls nicht mitteilen. Der Sprecher gestand aber ein, dass es zu Lieferengpässen kommen kann: „In Einzelfällen kann es bei Andauern der aktuellen Wetterlage zu Lieferengpässen kommen. BASF ist hierzu mit ihren Kunden in engem Kontakt.“