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Zum Weltdiabetestag am 14. November: Parodontitis: Risiko bei Diabetes

Frau zeigt auf ihr Zahnfleisch
Wie hängt eine Diabetes-Erkrankung mit einer Parodontitis zusammen? | Bild: Pixel-Shot / AdobeStock

Diabetes und Parodontitis zählen in Deutschland als Volkskrankheiten: Rund 8,5 Millionen Menschen sind an Diabetes mellitus erkrankt, 35 Millionen Menschen haben eine Parodontitis und 10 Millionen davon mit schwerem Verlauf. Doch was viele nicht wissen: Es gibt gravierende Wechselwirkungen zwischen den beiden Krankheiten. 

Weltdiabetestag am 14. November

Jährlich findet am 14. November der Weltdiabetestag (World Diabetes Day) statt. Der Aktionstag wurde 1991 von der International Diabetes Federation (IDF) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als weltweiter Aktionstag eingeführt. Mit diesem Tag soll auf die zunehmende Verbreitung der Krankheit Diabetes mellitus aufmerksam gemacht werden. Als Kalendertag wurde der 14. November gewählt, das ist der Geburtstag von Sir Frederick Banting, der gemeinsam mit Charles Best 1922 das lebenswichtige Insulin entdeckte. 

Die Deutsche Diabetes-Hilfe (diabetesDE) führt anlässlich des Weltdiabetestags schon seit vielen Jahren einen Patienteninformationstag unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums durch. Wie bereits im vergangenen Jahr wird der Weltdiabetestag auch 2023 digital veranstaltet, um möglichst viele Menschen zu erreichen. / vs

Was kann eine Parodontitis auslösen?

Als Hauptauslöser für Parodontitis – eine Entzündung des Zahnhalteapparates – gilt bakterieller Zahnbelag. Er führt zunächst zu einer oberflächlichen Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Unbehandelt kann sich diese zu Parodontitis ausweiten. Mangelnde Mundhygiene, Rauchen, Stress und genetische Faktoren sind mögliche Ursachen für die chronische Entzündung. Ein weiterer großer Risikofaktor ist Diabetes mellitus.

Wechselbeziehung Blutzuckerspiegel und Parodontitis

Ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel begünstigt die Entstehung einer Parodontitis. Ist der Blutzuckerspiegel schlecht eingestellt, steigt das Risiko für Parodontitis stark an: Es kommt vermehrt zu Ansammlungen entzündungsauslösender Stoffe im Mund, die wiederum Infektionen auslösen. Durchblutungsstörungen führen außerdem zu einer schlechteren Immunabwehr und Wundheilung. Auch sprechen Diabetiker nicht so gut auf die Behandlung der Parodontitis an. 

Es gibt zudem einen umgekehrten Zusammenhang: Liegt eine Parodontitis vor, verschlechtert dies die Blutzuckereinstellung. Man geht davon aus, dass der chronische Entzündungsherd im Mundraum die Insulinresistenz erhöht. Deshalb sollten Menschen mit Parodontitis aufmerksam werden bei Symptomen wie Müdigkeit, Schwindel, Durst oder häufigem Wasserlassen. Dies könnten Hinweise für eine Diabetes-Erkrankung sein.

Insgesamt haben Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes ein dreifach erhöhtes Parodontitis-Risiko. Sie verlieren deshalb mehr Zähne als stoffwechselgesunde Menschen. 

Weniger Zuckerkranke in Nord- und Süddeutschland

Wie aus dem Diabetes-Atlas der Barmer Krankenkasse hervorgeht, gibt es im Norden und Süden Deutschlands vergleichsweise wenige Menschen mit Diabetes mellitus. In Hamburg sind 6,2 % der Bürger an Diabetes Typ 2 erkrankt. Gefolgt von Bremen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Bayern mit 7,2 % bis 7,8 %. Mit 13,5 % hat Sachsen-Anhalt die höchste Rate. 

Bundesweit litten rund 7,2 Millionen Menschen (8,7 % der Bevölkerung) an Diabetes mellitus Typ 2. Im Vergleich zum Jahr 2011 (6,1 Millionen Menschen) entspricht dies einem Plus von 18 %. Dabei gibt es klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Ab 40 steigt die Rate bei Männern, an einem „Altersdiabetes“ zu erkranken, stark an. Am häufigsten erkranken Frauen (26,0 %) und Männer (33,1 %) im Alter von 80–89 Jahren.

Bei Diabetes mellitus Typ 2 lasse sich mit Prävention eine Menge erreichen. Mit geänderten Ess- und Bewegungsgewohnheiten sei Diabetes mellitus vermeidbar oder lasse sich zumindest im Verlauf abschwächen oder hinauszögern. Quelle: Pressemitteilung Barmer / vs 

Warnzeichen einer Parodontitis

Das Tückische an einer Parodontitis: Sie verursacht selten Schmerzen. Es ist daher wichtig, auf erste Warnzeichen zu achten. Dazu gehören Zahnfleischbluten, geschwollenes Zahnfleisch, Mundgeruch, Änderungen der Zahnstellung oder länger werdende, gelockerte Zähne.

Außerdem rät die Deutsche Diabetes Gesellschaft zu regelmäßigen – mindestens einmal jährlichen – Zahnarztbesuchen. Bei der zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung erkennt der Zahnarzt mithilfe des „Parodontalen Screening Index“ (PSI) die Parodontitis bereits im Frühstadium und kann sie entsprechend behandeln.

Online-Selbsttest für persönliche Risikoeinschätzung

Wer sein Parodontitis-Risiko weiter senken will, sollte auf Rauchen verzichten, sich ausgewogen ernähren sowie Übergewicht und Stress vermeiden. Das gilt natürlich auch für Nichtdiabetiker. Jeder kann sein persönliches Parodontitis-Risiko grob selbst einschätzen. Dazu stellt zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro) online einen Selbsttest zur Verfügung. Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)