Studium für PTA
PTA – Der Beruf
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Immer mehr Menschen qualifizieren sich über ihre Berufspraxis für ein Studium: Pharmazie studieren auch ohne Abitur? 181 „tun“ es

In Deutschland studieren 181 Menschen ohne Abitur Pharmazie. Darunter auch PTA. | Bild: © kasto - Fotolia.com

Dritter Bildungsweg eröffnet auch PTA neue Möglichkeiten

Seit fast zehn Jahren gibt es deutschlandweit die Möglichkeit, sich über den sogenannten dritten Bildungsweg per Berufspraxis oder mittels Hochschulzugangsprüfung für ein Studium an einer Hochschule zu qualifizieren. So kann etwa die Note der PTA-Prüfung die Abitur-Note bei der Bewerbung um einen Studienplatz ersetzen oder aber die Note der Hochschul-Zugangsprüfung, wenn diese gefordert wird. 55 Prozent der Studienanfänger ohne Abitur wählen laut CHE ein Fach aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Jeder Fünfte studiert Ingenieurwissenschaften. Auch in Fächern mit beschränkter Zulassung wie Medizin und Pharmazie ist für sie ein Studium möglich. So haben 700 von insgesamt 107.000 Medizinstudenten kein Abitur.

Unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen

Gerade für ambitionierte PTA kann ein Pharmaziestudium eine Option sein, sich beruflich weiterzuentwickeln. Eine bundesweit einheitliche Regelung gibt es hierzu nicht. Das Hochschulwesen ist Ländersache und so variieren die Möglichkeiten für PTA von Universität zu Universität. Meist müssen verschiedene Voraussetzungen wie beispielsweise einige Jahre Berufserfahrung oder das Bestehen einer Hochschul-Zugangsprüfung gefordert. 

Eine detaillierte Zusammenfassung, wie der Weg zum Medizin- und Pharmaziestudium ohne Abitur funktioniert finden Sie im Arbeitspapier „Medizin und Pharmazie studieren ohne Abitur“, welches das Centrum für Hochschulentwicklung veröffentlicht hat. Allerdings lohnt es sich sicher immer, bei der zuständigen Fachstudienberatung / beim Studiendekan für Pharmazie der jeweiligen Universität nachzufragen, wie die Zugangsvoraussetzungen sind.

Entwicklung Pharmaziestudierende ohne Abitur 2014 bis 2016

Immer mehr Studierende ohne allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife nehmen ein Studium der Pharmazie auf. Prozentual und absolut gesehen sind das aber weniger als die Hälfte der Pharmaziestudierenden. Hinzu kommt, dass im Verlauf der Jahre 2014 bis 2016 beim Anteil der Pharmaziestudierenden unter den Erstsemestern ohne Abitur in Deutschland insgesamt ein rückläufiger Trend zu verzeichnen ist. Ein etwas positiveres Bild ergibt sich, wenn man die quantitative Entwicklung im Pharmaziestudium ohne Abitur im Verhältnis zum Pharmaziestudium in Deutschland insgesamt betrachtet. Aus dieser Perspektive fallen die Anteile in allen drei Kategorien etwas höher aus. So liegt die Quote bei den Studienanfänger(inne)n im Jahr 2016 bei 1,2 Prozent. Auch die Studierenden haben einen Anteil von 1,2 Prozent an allen Pharmaziestudierenden und 0,6 Prozent aller Hochschulabsolvent(inn)en in diesem Studienfach hatten keine schulische Hochschulzugangsberechtigung.

Haben PTA eine realistische Chance?

Im Pharmaziestudium stehen Naturwissenschaften an erster Stelle. Gute Vorkenntnisse in Biologie und Chemie, Mathematik und auch etwas Physik sind eine gute Grundlage, um ins Studium zu starten. Doch genau diese Vorkenntnisse haben PTA ohne Abitur nicht. Wir haben Dr. Mario Wurglics, seit 1997 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt und Lehrbeauftragter für Pharmazeutische Analytik an der Universität Graz gefragt, wie er die Chancen für PTA ohne Abitur im Pharmaziestudium einschätzt.

„Probleme machen Mathematik und Physik!“

Bei uns in Frankfurt, so Wurglics, sieht die Sache so aus: „Wir hatten immer wieder Studierende, die ohne Abi studiert haben. Da waren auch, aber nicht nur, PTA darunter. Grundsätzlich war es für alle nicht einfach und viele haben das Studium auch nicht beendet. Die größten Schwierigkeiten lagen dabei jedoch nicht in der Chemie, sondern oftmals in den „Nebenfächern“ Physik und Mathematik. Für beide Fächer gilt, der Gymnasialstoff wir mehr oder weniger vorausgesetzt. Wer sich bisher noch nicht mit Differenzialgleichungen und ähnlichem herumschlagen musste, der versteht in den Vorlesungen und Übungen plötzlich die Welt nicht mehr. Aus Erzählungen weiß ich, dass viele hier auf Nachhilfe angewiesen waren. Andererseits studieren bei uns viele PTA nach ihrer Ausbildung auch noch Pharmazie, allerdings hat die bei weitem überwiegende Mehrzahl Abitur. Diese Studierenden haben gegenüber den Nicht-PTA natürlich den Vorteil, dass sie schon reichlich Laborerfahrung haben. Gefährlich wird es nur dann, wenn sie glauben, dass sie (in der Chemie) schon alles wissen und können. Das Erstaunen ist dann oft groß, wie genau und detailliert die Chemie bei uns in Frankfurt gemacht wird. Als Beispiel: Im 1. Semester wird das Mischen von Lösungen besprochen. Zur Berechnung wird aber nicht das Mischungskreuz, welches als Rechenhilfe ganz praktisch ist, herangezogen, sondern eben die Mischungsgleichung, mit der eben auch komplexere Mischungen berechnet werden können.“ Alles in allem, so Wurglics, halte er ein Studium der Pharmazie für PTA machbar. Es sei aber mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand, zusätzlicher Nachhilfe, einem großen Durchhaltevermögen und viel Fleiß verbunden.

„Die Kombination von Berufs- und Hochschulbildung wird immer mehr zum Normalfall“, sagt der Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung, Frank Ziegele. „Gelernte Krankenpfleger oder Handwerksmeisterinnen sind heute keine Exoten mehr auf dem Campus, sondern gehören zur selbstverständlichen Vielfalt der Studierenden an deutschen Hochschulen.“

Nicht alle sind begeistert von den aktuellen Entwicklungen

Der jüngste Zuwachs sorgt im Bundestag für unterschiedliche Reaktionen. Kai Gehring, der hochschulpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, hält die Zahlen noch für zu niedrig und kritisiert die unterschiedlichen Zulassungsregeln der einzelnen Bundesländer: „Zum durchlässigen Bildungssystem ist es noch weit“, twitterte Gehring am Donnerstag. Sein AfD-Kollege Götz Frömming sieht die Entwicklung hingegen skeptisch und beklagt bei Twitter ein allgemein sinkendes Bildungsniveau: „Das Gymnasium wird zur Hauptschule, die Universität zur Volksschule.“

Männer leicht in der Überzahl

Männer sind bei den Studierenden ohne Abitur mit 55 Prozent etwas mehr vertreten als Frauen mit 45 Prozent. Fast jeder Zweite ist laut der CHE-Erhebung älter als 30 Jahre. Die 30- bis 40-Jährigen sind mit einer Quote von rund einem Drittel relativ häufig anzutreffen. Die Zahl derjenigen, die ein Studium ohne Abitur erfolgreich abschließen, ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 2016 erreichte sie mit 7200 Absolventen ihren vorläufigen Höchstwert.

Hamburg ist Spitzenreiter

Vordere Plätze beim Anteil der Studienanfänger ohne Abitur belegen Hamburg (4,6 Prozent), Nordrhein-Westfalen (4,2 Prozent) und Berlin (3,6 Prozent). Schlusslicht ist laut CHE das Saarland mit lediglich 0,8 Prozent. Quellen: dpa, CHE (Arbeitspapier Nr. 207 Medizin und Pharmazie studieren ohne Abitur) 

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