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Corona-Pandemie
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SARS-CoV-2 mit anorganischen Polyphosphaten abwehren

Frau führt Nasenspray in ein Nasenloch
Forscher hoffen, dass durch die Zufuhr anorganischer Polyphosphate in Zukunft ein Beitrag zur medikamentösen Prophylaxe gegen COVID-19 geleistet werden kann. In spezielle Nanopartikel verpackt, könnten sie dann zum Beispiel in Form von Nasensprays verabreicht werden. | Bild: Syda Productions / Adobe Stock

Wie sich SARS-CoV-2 Eintritt in die Zellen verschafft

Bei einer Infektion schleust das SARS-CoV-2-Virus seine Erbinformation in Form von RNA in die menschlichen Zellen ein. Damit dies geschehen kann, muss sich das Virus aber zunächst an seine Wirtszellen binden. Dazu dienen dem Coronavirus die Spike-Proteine, also die charakteristischen stachelartigen Strukturen auf seiner Oberfläche. Diese Spike-Proteine binden an zelluläre Rezeptoren, die ACE2 (Angiotensin Converting Enzyme 2)-Rezeptoren. ACE2-Rezeptoren sind auf der Zellmembran der Wirtszellen lokalisiert – auf den Epithelzellen der Atemwege und in der Lunge, außerdem in Arterien, Herz, Nieren und Darm.

Anorganische Polyphosphate verhindern Bindung an Rezeptor 

Im Zellexperiment haben Forscher nachgewiesen, dass anorganische Polyphosphate sich mit den Spike-Proteinen verbinden können und dadurch das Andocken der Viren an die ACE2-Rezeptoren verhindern. Anorganische Polyphosphate sind lange Ketten aus Phosphatbausteinen. Sie kommen in allen menschlichen Zellen vor, werden aber insbesondere in den Blutplättchen gebildet und dort gespeichert. Interessanterweise findet man bei COVID-19-Patienten eine reduzierte Zahl von Blutplättchen. Das bedeutet, dass die Patienten weniger anorganische Polyphosphate besitzen. Eine körpereigene Virenabwehr wird damit erschwert.

Mit Hilfe von Nasensprays anwenden?

Die Forscher hoffen, dass durch die Zufuhr anorganischer Polyphosphate in Zukunft ein Beitrag zur medikamentösen Prophylaxe gegen COVID-19 geleistet werden kann. Die Polymere sind synthetisch herstellbar und ungiftig. In spezielle Nanopartikel verpackt, die das Forscherteam bereits entwickelt hat, könnten sie dann zum Beispiel in Form von Nasensprays verabreicht werden. Die Mainzer Mediziner haben dabei vorrangig eine bestimmte Zielgruppe im Auge: Menschen, die an Thrombozytopenie – also an einem angeborenen oder erworbenen Blutplättchenmangel – leiden und deshalb besonders gefährdet sind. Ein zusätzlicher Effekt der anorganischen Polyphosphate: Sie regen offenbar die Schleimhaut zur Produktion von Mukus an und schützen die Atemwege auch auf diesem Weg vor dem Eindringen von Erregern. Quellen: Biochemical Pharmacology, Sept. 2020 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7474874/); Universitätsmedizin Mainz 

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