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ADEXA und ADA treffen sich am 11. Juli 2018: Tarifverhandlungen: Gehaltserhöhungen für alle Berufsgruppen und Zuschläge für Fortbildungsaktive?

Morgen treffen sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverband zu Tarifverhandlungen. Es geht um mehr Gehalt, Extra-Leistungen und einen gesonderte Regelung für Filialapotheker. | Bild: Thomas Reimer / Adobe Stock

Mit der Forderung nach einer Gehaltserhöhung für alle Berufsgruppen und Extravergütungen für Angestellte, die regelmäßig Fort- und Weiterbildungen besuchen geht die Apothekengewerkschaft Adexa am morgigen Mittwoch in die Tarifverhandlungen.

„Attraktive Gehälter für Apothekenangestellte sind der beste Weg, um die Abwanderung in andere Branchen zu vermeiden und Berufsnachwuchs zu fördern“, sagt Tanja Kratt. Sie leitet die Tarifverhandlungen. „Deshalb fordern wir nicht nur eine angemessene Gehaltserhöhung für alle Berufsgruppen, sondern separate Zuschläge für besonders qualifizierte Angestellte.“ „Dazu gehören Filialleiterinnen und Filialleiter, denen als angestellten Führungskräften besondere Aufgaben zukommen“, ergänzt Andreas May. „Aber auch Angestellte, die regelmäßig Fort- oder Weiterbildungen besuchen, sollen Zuschläge erhalten.“

Die Apothekengewerkschaft hält einen eigenen Tarif für Filialleiter für wünschenswert. Dies thematisierten die Vorsitzenden Tanja Kratt und Andreas May zuletzt im März diesen Jahres. 

Mindestlohn im Apotheken-Nachtdienst

Erst kürzlich hatte die Gewerkschaft anlässlich der beschlossenen Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns darauf hingewiesen, dass Apothekenangestellte, die Nachtdienst leisten, schon jetzt unter Mindestlohn bezahlt werden. Sie hatte angekündigt, in den demnächst anlaufenden Tarifverhandlungen für eine Änderung sorgen.

Ergebnisse erst am Nachmittag

Das Treffen zwischen der Apothekengewerkschaft und dem Arbeitgeberverband beginnt gegen 11:00 Uhr. Mit einem Ergebnis, so heißt es, sei jedoch nicht vor 15:00 Uhr zu rechnen. Adexa kündigte an, die Fachpresse zu informieren.

Im vergangenen Jahr einigten sich Adexa und ADA in der zweiten Tarifrunde auf eine Erhöhung der Gehälter von 2,5 Prozent. 

Tarifverhandlungen - wie funktioniert das eigentlich?

Welche Arbeit hinter solchen Tarifverhandlungen steckt, erklärt uns Tanja Kratt, ADEXA-Vorstand und Leiterin der ADEXA-Tarifkommission.

Wie lange dauern Tarifverhandlungen im Schnitt?

Tanja Kratt:

Die Vorbereitungen für einen Tarifabschluss dauern in der Regel mehrere Monate. Das kommt zum einen auf den Tarifpartner an: Bei der TGL Nordrhein verhandeln wir nur mit den Vertretern eines einzigen Kammerbezirkes. Im ADA sind dagegen Arbeitgeber aus 15 Kammerbezirken organisiert, da ist es meist schwieriger, alle Meinungen aus Nord, Süd, Ost und West unter einen Hut zu bekommen. Auch weil die wirtschaftlichen Bedingungen nicht überall gleich sind. Überhaupt muss man bei den Tarifabschlüssen bedenken, dass sie einen Mindeststandard darstellen, den auch die weniger belastbaren Apotheken umsetzen können. Bei Apotheken, denen es gut oder richtig super geht, sind daher übertarifliche Gehälter möglich – und dürfen auch von den Mitarbeitern gefordert werden.

Wer genau vertritt die Interessen der Angestellten bei den Verhandlungen?

Tanja Kratt:

Die ADEXA-Tarifkommission ist – neben dem Vorstand – mit acht ehrenamtlichen Mitgliedern aus dem ganzen Bundesgebiet und allen Berufsgruppen besetzt. Sie kennen die Situation der Apotheken durch ihre Arbeit aus eigener Anschauung und verhandeln für ihre Kolleginnen und Kollegen das Machbare. Denn natürlich spielen die politischen Rahmenbedingungen auch eine Rolle bei den Tarifverhandlungen. Und derzeit herrscht gerade wieder Unsicherheit wegen des EuGH-Urteils und des (noch nicht erreichten) Rx-Versandverbots, wegen des unveröffentlichten Gutachtens aus dem Wirtschaftsministerium zur Apothekenhonorierung und auch wegen der verzögerten Regierungsbildung.

Wie laufen die Tarifverhandlungen ab? 

Tanja Kratt:

Generell gilt: Ein Tarifvertrag hat eine bestimmte Laufzeit, meist ein oder zwei Jahre, bevor er – in der Regel von uns als Gewerkschaft – gekündigt werden darf. Rechtzeitig vorher trifft sich unsere Tarifkommission und legt fest, mit welchen Forderungen wir an die Arbeitgeber herantreten. Dann gibt es günstigenfalls eine oder meist mehrere Tarifrunden, zu denen üblicherweise alle Mitglieder der Tarifkommission anreisen. Auf denen wird verhandelt und ein Kompromiss gesucht. Denn die Vorstellungen von Gewerkschaft und Arbeitgeberverband liegen ja in der Regel auseinander. Wenn ein für beiden Seiten akzeptables Ergebnis erzielt wurde, muss die Tarifkommission diesem zustimmen. Es folgt ein Unterschriftenverfahren und die Eintragung in das Tarifregister. Anschließend löst der neue Tarifvertrag den vorangehenden Vertrag ab bzw. tritt zeitnah in Kraft; manchmal wird auch rückwirkend abgeschlossen.