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Wie heiße Tage den Körper beanspruchen

Besonders im Süden Deutschlands ist diese Woche mit hohen Temperaturen zu rechnen. Das setzt einigen Personengruppen besonders zu. | Bild: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Auch in dieser Woche ist es wieder heiß. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klettern die Temperaturen vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands vielerorts über die 30-Grad-Marke. Die tropischen Temperaturen wecken bei Sonnenanbetern und Freibadfans wahre Glücksgefühle, sind jedoch für einige Personengruppen alles andere als unbedenklich.

Wer sollte bei Hitze besonders aufpassen?

Nach übereinstimmender Einschätzung von Medizinern sind ältere Menschen besonders von Hitze gefährdet – vor allem, wenn sie nicht ausreichend trinken. Ihr Durstempfinden sei vermindert, manchmal vergäßen sie das Trinken ganz, warnt die Bundesärztekammer. Daher sollten ältere Menschen insbesondere an heißen Tagen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. 

Zur Erinnerung: Wie viel sollte man trinken?

Je nach Körpergewicht und Gesundheitszustand sollten täglich zwischen 1,8 und 2,5 Liter getrunken werden. Als einfache Faustformel gilt: 30 ml Wasser pro kg Körpergewicht. Aber Achtung: Bei bestimmten Vorerkrankungen, wie z. B. Herz- und Nierenerkrankungen, ist die Soll-Trinkmenge mit dem Arzt abzuklären.

Zur Flüssigkeitszufuhr eignen sich Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, Kräuter- und Früchtetees sowie verdünnte Fruchtsäfte. Eiskalte Getränke sowie Alkohol sollten dagegen vermieden werden. 

Bei Jüngeren kann die Hitzetoleranz hingegen erheblich variieren, heißt es in einer vom Ärzteblatt veröffentlichten Übersicht. Akute Infekte und Erkrankungen machen empfindlicher, Flüssigkeitsmangel und Störungen im Elektrolythaushalt können zu Beschwerden führen. Und auch Übereifer, unzureichende Gewöhnung und Medikamenteneinnahme begünstigen Hitzenotfälle wie Sonnenstich, Hitzekollaps oder -schlag. Insbesondere chronisch Kranke sollten bei hohen Temperaturen daher Vorsicht walten lassen. 

Wenn die Selbstkühlung an ihre Grenzen stößt

Bei steigender Körpertemperatur (z. B. durch Sport oder hohe Umgebungstemperaturen) wird die Schweißproduktion angeregt und die Blutgefäße der Haut weiten sich. Indem der Schweiß anschließend auf der Haut verdampft, wird Energie verbraucht und dabei der Körper heruntergekühlt.

Allerdings kann die Schweißproduktion bei Krankheit oder in gehobenem Alter erheblich eingeschränkt sein. Auch können Medikamente dazu beitragen, dass jemand weniger schwitzt als nötig. Zudem ist im Alter die Hautdurchblutung verringert, weshalb weniger Wärme über die Haut abgegeben werden kann.

Der Selbstkühlungsmechanismus des Körpers ist zudem begrenzt. Wenn bei sehr hohen Temperaturen oder langanhaltender Hitze eine Abkühlung durch Schwitzen nicht mehr möglich ist, droht ein Wärmestau: Blutgefäße in Armen und Beinen erweitern sich und der Blutdruck fällt ab. Die dadurch verminderte Gehirndurchblutung kann zur Bewusstlosigkeit führen. 

Bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann der wärmebedingt Blutdruckabfall die Grunderkrankung negativ beeinflussen, denn um den Kreislauf weiterhin aufrechtzuerhalten, muss das Herz in der Folge stärker schlagen.

Wärmestau und seine Folgen

Eine Stauung von Wärme kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung entstehen: Wer sich z. B. längere Zeit ohne Kopfbedeckung der Sonne aussetzt, riskiert einen Wärmestau im Gehirn. Dabei kann es zu einer Reizung der Hirnhäute kommen, wodurch das Hirngewebe anschwellen kann. Die Folgen: Kopf- und Nackenschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Im Extremfall droht ein Hirnödem, das zur Bewusstlosigkeit führen und sogar tödlich enden kann. Als besonders gefährdet gelten in diesem Zusammenhang Kinder und ältere Männer, weil ihr Kopf noch nicht bzw. nicht mehr ausreichend durch eine dichte Haarbedeckung geschützt ist.

Auch wenn der gesamte Körper überhitzt (Körpertemperatur > 40 Grad), droht eine Gehirnschwellung. So ein „Hitzschlag“ kann ebenfalls tödlich enden. Schwere körperliche Belastungen im Freien sollte man daher vermeiden und sich weitestgehend im Schatten aufhalten. Besonders zu beachten ist dies bei im Freien ausgeübten körperlichen Berufen (z. B. Bauarbeiter, Gärtner). Betroffene sollten regelmäßige Pausen und Abkühlungen einplanen und die Arbeit nach Möglichkeit auf die kühleren Morgenstunden verlegen.

Ozon-Belastungen an heißen Tagen

Hohe Lufttemperaturen und intensive Sonneneinstrahlung begünstigen nach Aussage des Umweltbundesamtes (UBA) zudem die Bildung von bodennahmem Ozon. An heißen und sonnigen Tagen litten viele Menschen deshalb an Tränenreiz, Husten und Kopfschmerzen – und zwar unabhängig von der körperlichen Aktivität. 

Eine mit den Beschwerden einhergehende verminderte Lungenfunktion klinge zwar meist nach Ende der Hitzeperiode vollständig ab, doch könne das Ozon bei körperlicher Anstrengung tief in das Lungengewebe vordringen und dort Gewebe schädigen sowie Entzündungen hervorrufen. Solche Reaktionen des Lungengewebes bilden sich dann nur teilweise zurück, so die UBA-Experten, weshalb Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen drohten. Auch aus diesem Grund sollte an heißen Tagen körperliche Anstrengung gemieden werden. 

Zusätzliche Beanspruchung bei Schwangerschaft

Auch Schwangere werden durch Hitze besonders belastet. Bei ihnen kommen zu den normalen Hitzesymptomen noch zusätzlich Schwangerschaftserscheinungen (z. B. Müdigkeit, Kreislaufprobleme, geschwollene Füße) sowie ein erhöhter Stoffwechsel und eine gesteigerte Blutzirkulation hinzu. „Die Blutgefäße der Haut sind erweitert und geben Wärme nach außen ab. Das ist gemeinsam mit hormonellen Veränderungen einer der Gründe, warum manche Schwangere auch bei kalten Temperaturen Schweißausbrüche und Hitzewallungen haben. Kommen dann noch das Gewicht des ungeborenen Kindes und heiße Temperaturen dazu, kann das schnell zur Herausforderung werden“, erklärt Prof. Dr. Tanja Fehm, Direktorin der UKD-Frauenklinik.

Schwangere sollten daher ausreichend Ruhepausen einplanen und sprichwörtlich die Füße hochlegen. Dies stabilisiert den Kreislauf und reduziert die Schwellungen der Beine. Zudem sollte in der Schwangerschaft auch direkte Sonneneinstrahlung gemieden werden, denn die Schwangerschaftshormone ließen die Haut lichtempfindlicher werden, so Fehm. Dadurch würden Hautreizungen und Sonnenallergie begünstigt.Quelle: PM Universtitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM), dpa, Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD)