Begleiterscheinungen der Pandemie
Corona-Pandemie
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Warum der zweite Lockdown schwerer fällt

Frau mit Atemschutzmaske im Supermarkt
Für etwas Abwechslung vom Corona-Alltag gehen viele mittlerweile nicht mehr wöchentlich, sondern täglich einkaufen. | Bild: rawpixel.com / AdobeStock

Schwindende Angst vor einer Erkrankung und fehlende Erfolgserlebnisse angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen untergraben nach Einschätzung des Psychologen Stephan Grünewald die Einhaltung der Coronamaßnahmen. Auch die als intransparent und inkonsistent erlebten Regeln trügen ihren Teil dazu bei, dass sich die Menschen derzeit anders verhielten als im ersten Lockdown im Frühjahr, teilte Grünewald in Köln mit. Diese Ergebnisse gingen aus einer tiefenpsychologischen Untersuchung seines Rheingold-Instituts hervor.

Dank „Corona-Routine“ weniger Sorge vor Ansteckung

„Bei den Menschen hat sich mittlerweile eine Corona-Routine eingespielt“, erläuterte Grünewald. Im Frühjahr hätten viele unter dem Eindruck der schrecklichen Bilder aus Bergamo in Italien gestanden. Die damalige Situation sei als „abenteuerliche Ausnahmesituation“ erlebt worden, die Ängste heraufbeschworen habe. Heute sei Corona dagegen für viele Teil ihrer Alltagswirklichkeit geworden.

Unterschiede ließen sich zum Beispiel im Einkaufsverhalten beobachten: Sei man im Frühjahr bemüht gewesen, möglichst alles in einem wöchentlichen Großeinkauf zu erledigen, so sei jetzt der tägliche Einkauf vielfach das soziale oder sinnliche Highlight des Tages. Möglichen Ausgangssperren sehe man daher äußerst besorgt entgegen.

Zermürbend: Trotz Bemühungen bleiben Infektionszahlen hoch

Nach der langen Zeit im Lockdown äußerten auch Bürger aller Altersgruppen zunehmend das Gefühl, „dass ihnen das Leben durch die Finger rinnt, sie unwiederbringlich ihre Jugend oder die Freuden des Alters verpassen“, so Grünewald. Als zunehmend zermürbend erlebten es die Menschen, dass ihre Opfer scheinbar nicht von Erfolg gekrönt seien, da die Infektionszahl hoch bleibe.

„Während im letzten Frühjahr die Zahlen sehr schnell runtergingen und zunehmend das Wetter besser wurde – was wie eine himmlische Belobigung erlebt wurde – wähnen sich die Menschen jetzt in einer Endlos-Dauerschleife, in der die guten Nachrichten wie der Impfstart sogleich wieder durch die Hiobsbotschaften von Virus-Mutationen überschattet werden“, erläuterte Grünewald. Das schüre eine resignative Stimmung.

Hintergrund: Lockdown bis Mitte Februar verlängert

Der bis Ende Januar befristete Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland wird angesichts weiter hoher Infektions- und Todeszahlen bis Mitte Februar verlängert. Das haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder am Dienstag bei ihrer Schaltkonferenz beschlossen. Zugleich vereinbarten sie weitere folgende Maßnahmen:

  • OP-Masken oder Mund-Nasen-Bedeckungen der Standards KN95/N95 oder FFP2 müssen künftig in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften getragen werden. Normale Alltagsmasken sind dort nicht mehr zugelassen.
  • Ein weitgehender Anspruch der Arbeitnehmer auf Homeoffice, wo es die Tätigkeiten zulassen, soll eingeführt werden. Durch mehr Homeoffice würden Kontakte am Arbeitsort, aber auch auf dem Weg zur Arbeit reduziert.
  • Schulen sollen weiterhin bis zum 14. Februar grundsätzlich geschlossen bleiben beziehungsweise die Präsenzpflicht ist ausgesetzt. In Kindertagesstätten soll analog verfahren werden.
  • Weiterhin bleiben Restaurants und Kneipen, Theater und Opernhäuser sowie weite Teile des Einzelhandels geschlossen. Ausnahmen gelten weiterhin zum Beispiel für Apotheken und Supermärkte.

Quelle: dpa/mia/vs 

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