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Wenn Essen krank macht – was ist eine Histaminintoleranz?

Zahlreiche Käsesorten enthalten viel Histamin und sollten daher bei bestehender Histaminintoleranz gemieden werden. | Bild: goir / Adobe Stock

Der Neurotransmitter Histamin wird vom menschlichen Körper selbst synthetisiert. Er wird in Vesikeln gespeichert, bei Bedarf ausgeschüttet und erzielt seine Wirkung über verschiedene Histaminrezeptoren. Histamin spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen, ist an der Regulation der Magensäureproduktion und der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt.

Endogene Histaminsynthese

Auch die Darmflora ist in der Lage, Histamin zu produzieren. Um den Histaminspiegel auf dem richtigen Level zu halten, baut der Körper dieses Histamin jedoch relativ schnell wieder ab. Für den Abbau sind mehrere enzymatische Wege bekannt, das wichtigste Enzym ist die Diaminooxidase, kurz DAO.

Intoleranz oder Allergie – gleiche Ursache unterschiedliche Mechanismen

Ist diese Regulation gehemmt, steigt der Histaminspiegel über einen kritischen Wert an. Eine Histaminintoleranz (kurz HIT) liegt vor, wenn der Anstieg des Histaminspiegels im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme steht. Deutlich abzugrenzen ist die HIT von einer Allergie – zwar ist in beiden Fällen der Neurotransmitter Histamin Ursache der Beschwerden, jedoch unterscheiden sich die Mechanismen merklich.

Für eine Histaminintoleranz kommen verschiedene Störungen im Stoffwechsel in Frage. Am häufigsten tritt ein Mangel des Enzyms Diaminooxidase (DAO) und eine dadurch bedingte Abbaustörung von Histamin auf.

Darm, Haut und Nerven betroffen

Die Symptome eines erhöhten Histaminspiegels sind sehr vielfältig und treten nicht bei jedem Betroffenen im gleichen Maße auf. Typisch sind Beschwerden

  • am Magen-Darm-Trakt: z.B. Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit
  • im Herz-Kreislauf-System: z.B.Herzrasen, plötzlicher Blutdruckabfall, Rhythmusstörungen
  • an der Haut: z.B. Juckreiz, Ausschläge
  • an den Schleimhäuten: z.B. verstopfte oder laufende Nase, Hustenreiz, Atemnot
  • am Nervensystem: z.B. Kopfschmerzen, Schwindel, Nervosität

Doch was können Betroffene tun, um das Auftreten dieser Symptome zu vermeiden?

Gezielte Lebensmittelkarenz als Therapie der Wahl

Wer unter einer Histaminintoleranz leidet, sollte Lebensmittel, die einen hohen Histamingehalt aufweisen, meiden oder zumindest nur in geringen Maßen verzehren. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass sich der Histamingehalt der Lebensmittel während der Lagerung verändern kann. Als Faustregel gilt daher: Nahrungsmittel sollten möglichst frisch verarbeitet und in kleinen Portionen gekocht werden, um Reste zu vermeiden. Auch die Zubereitungsart hat einen Einfluss auf die Verträglichkeit.

Zur Erleichterung im Alltag finden Sie hier eine Übersicht über Lebensmittel mit hohen Histamingehalt.

Steigerung der Histaminfreisetzung durch Lebens- und Arzneimittel

Neben Nahrungsmitteln mit hohem Histamingehalt gibt es auch solche, die zur vermehrten Freisetzung von körpereigenem Histamin führen oder dessen Abbau durch die DAO hemmen. Diese Nebenwirkung zeigen auch viele Medikamente, wie z.B. ASS oder Novaminsulfon. Eine Auflistung betroffener Wirkstoffe finden Sie hier.

Therapie bei Bedarf mit Antihistaminika

Konnte z.B. bei einer Einladung zum Essen oder einem Restaurantbesuch der Histamingehalt der Nahrung einmal nicht optimal gestaltet werden, so bleibt noch die Möglichkeit, die Symptome mit Antihistaminika wie Cetirizin, Loratadin, Dimenhydrinat oder bei vorrangigen Magenproblemen auch Ranitidin zu dämpfen.

Ist ein Mangel an DAO Ursache der Histaminintoleranz, kann dieses Enzym in Kapselform zugeführt werden (z.B. Daosin®). Die Einnahme sollte ca. 15 Minuten vor der histaminhaltigen Mahlzeit erfolgen.