COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Corona-Impfstoff AZD1222 von AstraZeneca: Wirksam und verträglich auch bei älteren Menschen

Vor Astrazeneca-Logo befinden sich 1 Vial und eine aufgezogene Spritze
Bei COVID-19 erkranken Ältere meist schwerer und versterben häufiger als jüngere Menschen. Da ist es umso erfreulicher, dass AstraZeneca über positive Zwischenergebnisse zur Antikörperbildung nach Impfung mit seinem Corona-Impfstoffkandidaten AZD1222 (ChAdOx1 nCoV-19) gerade auch bei älteren Menschen berichtet. | Bild: MiS / Imago Images

Ältere Menschen haben in der Regel ein trägeres Immunsystem – es gibt sogar einen speziellen Fachausdruck für die langsame Verschlechterung des Immunsystems: Immunoseneszenz. Diese macht Senioren anfälliger für Infektionskrankheiten und lässt sie meist auf Impfstoffe weniger effizient reagieren. Auch bei COVID-19 erkranken Ältere meist schwerer und versterben häufiger als jüngere Menschen. Mit diesem Wissen ist es umso erfreulicher, dass AstraZeneca über positive Zwischenergebnisse zur Antikörperbildung nach Impfung mit seinem Corona-Impfstoffkandidaten AZD1222 (ChAdOx1 nCoV-19) gerade auch bei älteren Menschen berichtet. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht. Es ist die fünfte publizierte Studie eines SARS-CoV-2-Impfstoffes, der an Älteren geprüft wird.

Gute Antikörperbildung und Verträglichkeit

In einer Subgruppe von 552 Patienten waren auch 240 Menschen, die 70 Jahre oder älter waren, zwei andere Altersgruppen umschlossen Patienten im Alter von 18 bis 55 Jahren und 56 bis 69 Jahren. Sie erhielten entweder den Corona-Impfstoff ChAdOx1 nCoV-19 oder einen Kontrollimpfstoff (Meningokokken-Impfstoff MenACWY), entweder eine oder zwei Dosen und diese im Abstand von 28 Tagen. An den Tagen 0, 7, 14 und 28 nach der Haupt- und Auffrischungsimpfung wurde die Immunantwort der Patienten untersucht: Alle drei Altersgruppen sprachen ähnlich gut auf die Impfung an. Bereits zwei Wochen nach der zweiten Impfdosis hatten 99 Prozent der Probanden neutralisierende Antikörper gebildet. Auch die Antikörpertiter gegen das Spikeprotein – eine wichtige Struktur auf der Oberfläche von SARS-CoV-2 und das enthaltene Antigen im Corona-Impfstoff AZD1222 – erreichten nach zwei Impfdosen ähnliche Werte.

Nur gesunde Menschen eingeschlossen

Die Studie hat auch Schwächen: So durften nur gesunde und keine hoch gebrechlichen Menschen an der Studie teilnehmen – gerade Ältere mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und/oder Diabetes mellitus zeigen jedoch ein besonders hohes Risiko für schwere Corona-Verläufe. Zudem war die Untersuchung nur einfach verblindet, das heißt: Nur die Teilnehmer und die Prüfärzte wussten nicht, welche Probanden AZD1222 und welche den Vergleichsimpfstoff MenACWY erhielten. Das Personal, das den Impfstoff verabreichte, war hingegen informiert, welchen Impfstoff es applizierte.

Wirksamkeiten von 62 bis 90 Prozent

Neben Daten zur Immunogenität bei älteren Menschen legte AstraZeneca aus der COV002-Studie am Montag auch neue Daten zur Wirksamkeit von AZD1222 vor: Die Patienten hatten zunächst eine halbe Dosis AZD1222, gefolgt von einer ganzen Dosis erhalten. Hier zeigte AZD1222 eine Wirksamkeit von 90 Prozent. In einer weiteren klinischen Studie (Phase 3) erhielten die Probanden zwei volle Dosen AZD1222, und es ergab sich eine Wirksamkeit von 62 Prozent. AstraZeneca warf diese beiden Ergebnisse zusammen und „poolte“ die Daten, sodass aktuell von einer Wirksamkeit von 70 Prozent bei AZD1222 ausgegangen wird.

Biontech/Pfizer und Moderna: Corona-Impfstoffe wirken zu 95 und 94,5 Prozent

Zuvor hatten bereits Biontech/Pfizer und Moderna die aktuell angenommenen Wirksamkeiten ihrer mRNA-Impfstoffe vorgelegt: Biontech/Pfizer bescheinigt BNT162b2 eine Impfeffektivität von 95 Prozent, Moderna geht bei mRNA-1273 von 94,5 Prozent aus. Im Gegensatz zu AZD1222 von AstraZeneca handelt es sich bei BNT162b2 und mRNA-1273 um RNA-Impfstoffe – das bedeutet, man impft die genetische Information für das Antigen, das Spikeprotein auf der Oberfläche von SARS-CoV-2. Der menschliche Körper „produziert“ so das Antigen selbst und auch die Antikörper darauf. Der Impfstoff von AstraZeneca basiert auf einem Schimpansen-Adenovirus, in das das Gen für das SARS-CoV-2-Spike-Protein integriert wurde. Auch hier wird jedoch das Impfantigen vom Geimpften selbst produziert.

AZD1222 kann in den Kühlschrank

Für Diskussionen sorgten in den letzten Tagen immer auch die erforderlichen Liefer- und Lagertemperaturen der Corona-Impfstoffe. Moderna und AstraZeneca reklamieren für mRNA-1273 und AZD1222, dass Lagerung und Transport bei Kühlschranktemperaturen (2 bis 8 °C) genügen, die Vakzine von Biontech/Pfizer (BNT162b2) muss aktuellen Daten zufolge bei -70 °C transportiert und gelagert werden, was logistisch äußerst herausfordernd ist. Doch auch bei BNT162b2 tüftelt man bereits an einer Variante, die höhere Temperaturen toleriert.

EMA prüft AZD1222, BNT162b2 und mRNA-1273 bereits

Alle drei Corona-Impfstoffe prüft die EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) bereits in einem Rolling-Review-Verfahren, einer fortlaufenden Überprüfung. Dieses Instrument kann die EMA nutzen, um – wie im Falle der aktuellen Corona-Pandemie – die Zulassung zu beschleunigen und Arzneimittel oder Impfstoffe so schnell als möglich verfügbar zu machen. Pfizer hat zudem am Freitag einen Antrag auf eine Notfallgenehmigung (Emergency Use Authorization, EUA) bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA gestellt und erwartet die EUA noch in diesem Jahr.

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