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Rückblick: Pionier am Operationstisch: Theodor Billroth

Bild: Sergey Kohl / Adobe Stock

Ein grausamer Tod

Es war eine schreckliche Art zu sterben: Die Patienten litten unter stärksten Schmerzen, immer wieder erbrachen sie den Inhalt ihres Magens. Unstillbarer Durst und Hunger stellten sich ein. – So erging es noch vor 150 Jahren Menschen, die an einem Magenkarzinom im Endstadium litten. Das Magenkarzinom war im 19. Jahrhundert die häufigste zum Tode führende Krebserkrankung. Ein Grund für diese Häufigkeit bestand vermutlich darin, dass man Lebensmittel kaum kühlen und haltbar machen konnte. Viele Menschen verzehrten daher immer wieder verdorbene Nahrung, was dem Magen zusetzte.

Die Chirurgie erobert das Innere des Menschen

Patienten mit inneren Tumorerkrankungen hatten früher schlechte Chancen. Operationen beschränkten sich meist auf den äußeren Menschen. Chirurgische Eingriffe dienten etwa dazu, Knochenbrüche zu heilen oder Gliedmaßen zu amputieren. Das änderte sich erst, als es in der Medizin entscheidende Fortschritte gab. Dazu gehörten insbesondere die Einführung der Anästhesie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und die Antisepsis. Mit diesen Neuerungen war es nun möglich, auch im Inneren des Körpers zu operieren. Sogar langdauernde Baucheingriffe schienen nun realisierbar.

Erste erfolgreiche Magenoperation – vom Krebs befreit

Dem Chirurgen Theodor Billroth gelang erstmals eine aufsehenerregende Operation: Am 29. Januar 1881 entfernte er in Wien einem Tumorpatienten den Magen. Dank dieser Operation konnte der Patient noch jahrelang leben. Billroth gilt damit als Begründer der Magen-Darm-Chirurgie. Heute noch gehören einige der von ihm entwickelten Techniken zu den gängigen Verfahren im Operationssaal. Auch auf anderen Operationsgebieten war Billroth ein Vorreiter. So entfernte er bereits 1874 erstmals einen von Krebs befallenen Kehlkopf und entwickelte neue Operationsmethoden bei anderen Tumoren.

Berühmter Mediziner und reger Musikfreund

Theodor Billroth kam 1829 in Bergen auf Rügen zur Welt. Er studierte in Greifswald, Göttingen und Berlin Medizin. Nach chirurgischer Tätigkeit in Berlin und Zürich übernahm er 1867 die Leitung der Chirurgischen Universitätsklinik Wien, wo er 27 Jahre lang wirkte. Neben seinen medizinischen Leistungen war Billroth auch ein sehr musikalischer Mensch. Mit dem Komponisten Johannes Brahms war er eng befreundet. Dessen Werke wurden in Billroths Haus uraufgeführt. Billroth starb am 6. Februar 1894 in Abbazia im heutigen Kroatien. 

Quellen: Universitätsklinikum Freiburg; Evangelisches Museum Österreich; W. U. Eckart: Geschichte der Medizin, Springer Medizin Verlag 2005