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Erkältung oder Allergie?

Allergischer Schnupfen oder doch eine Erkältung? Und wie können die Symptome von Corona unterschieden werden? | Bild: Robert Kneschke / AdobeStock

Wenn ein Kunde mit der Eigendiagnose Schnupfen und einem Arzneimittelwunsch wie beispielsweise „Nasenspray“ in die Apotheke kommt, gilt es – wie immer – zunächst diese Eigendiagnose zu hinterfragen. Denn die Indikation Schnupfen ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein und dasselbe Symptom je nach Ursache zwei völlig unterschiedliche Behandlungsansätze erfordert.

Erkältung oder Allergie?

Während einer Erkältungssaison kursieren etwa 20 verschiedene Rhinoviren. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass man sich – auch mehrfach – einen Erkältungsschnupfen einfängt. Hellhörig sollten Sie werden, wenn ein Kunde Ihnen gegenüber typische Allergiesymptome äußert. Hier sollte auf jeden Fall geklärt werden, ob es sich um eine Allergie – beispielsweise die Reaktion auf Pollen – handelt. Und auch, wenn der Pollenflugkalender noch nichts hergibt, könnte es sich um eine allergische Reaktion handeln, beispielsweise durch eine Hausstaubmilbenallergie. 
 

Plötzlich einsetzende oder schleichende Beschwerden

Eine Erkältung kündigt sich meistens durch Unwohlsein, Schlappheit, Kratzen im Hals und Kopfschmerzen an. Abends oder in der Nacht beginnt dann meist die Nase zu laufen, die typischen Beschwerden setzen nach und nach ein. Meist dauert eine Erkältung circa eine Woche. Oft gehen die Beschwerden nach drei bis vier Tagen wieder zurück. 

Anders ist dies bei einer allergischen Reaktion. Hier setzt der Schnupfen sehr plötzlich und ohne Vorwarnung ein. Außerdem gehen die Beschwerden nicht langsam zurück, sondern die Symptome bleiben hartnäckig, bis die Ursache aus dem Weg geräumt ist. Bei einem allergischen Schnupfen jucken oft Nase und Rachen und die Betroffenen fühlen sich ansonsten nicht krank. Das Schnupfensekret bei Pollenallergikern ist meist klar und ziemlich wässrig. Im Rahmen einer Erkältungskrankheit ist das Sekret oft dickflüssiger. 

Wetterbedingte Symptome

Wenn bei einem Schnupfen die Augen stark jucken, kann auch dies ein Hinweis auf eine allergische Reaktion sein. Auch die Niesattacken sind bei Heuschnupfen oft heftiger. Länger anhaltender Regen kann einen Großteil der Pollen aus der Luft waschen, sodass Heuschnupfensymptome danach oft nachlassen. Wenn bei Schneefall oder Regen die Schnupfensymptome abnehmen, spricht das also für Heuschnupfen (allergische Rhinitis). Denn bei diesem Wetter ist der Pollenflug geringer. 

Ein „echter“ Schnupfen dagegen wird durch Kälte und Nässe begünstigt oder schlimmer. Allergiker beschweren sich oft, dass sie die Beschwerden „jedes Jahr Ende Januar“ haben, sprich der Schnupfen jedes Jahr zu einer bestimmten Jahreszeit wieder auftritt. 

Auch wenn die Hinweise, die sich im Beratungsgespräch ergeben, eindeutig sind, sollten Sie Ihren Kunden dazu anhalten, einen Arzt aufzusuchen. Er kann anhand verschiedener Hauttests oder Blutuntersuchungen die genaue Allergiediagnose stellen.

Symptome bei allergischer Rhinitis und erkältungsbedingter Rhinitis im Vergleich

Allergische Rhinitiserkältungsbedingte Rhinitis
Beschwerden gehen nicht nach ein paar Tagen zurück sondern bleiben bis zur Beseitigung der UrsacheBeschwerden werden von Tag zu Tag besser
Beschwerden treten sehr plötzlich aufBeschwerden kommen schleichend
Besserung bei Regen oder SchneefallRegen/Kälte verschlimmert die Beschwerden
Heftige Niesattacken (mindestens dreimal hintereinanderKeine heftigen Niesattacken, eher laufende, verstopfte Nase
juckende Augenkeine juckenden Augen
klares, wässriges Schnupfensekretdickflüssiges, oft zusätzlich durch bakterielle Infektion grün-gelblich verfärbtes Sekret
wiederkehrend zu einer bestimmten Jahreszeitkeine jahreszeitliche Regelmäßigkeit

Selbstmedikation für den Akutfall

Für den akuten Zustand können Sie – bei sicherer Indikationsstellung – in der Selbstmedikation etwas empfehlen, um die Beschwerden des Kunden zu lindern. Neben der Empfehlung geeigneter Produkte freuen sich Allergiker auch über zusätzliche Tipps, um die Allergie in den Griff zu bekommen. 

Cetirizin, Azelastin, Mizolastin und Loratadin sind Antihistaminika der zweiten Generation. Sie können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und machen daher weniger müde wie die Antihistaminika der ersten Generation, die heute praktisch nur noch bei Schlafstörungen eingesetzt werden. Antihistaminika gelten bei allergischer Rhinitis als Mittel der ersten Wahl für eine systemische Therapie. Für die Lokaltherapie werden vor allem Azelastin und Levocabastin eingesetzt. Glucocorticoide werden ebenfalls zur Behandlung von Allergien eingesetzt. 

In der Selbstmedikation findet vor allem Beclometason als Nasenspray zur Kurzzeitbehandlung von Heuschnupfen Verwendung. Beclometason verbessert die Symptome etwa nach fünf bis sieben Tagen, das Wirkoptimum wird nach etwa zwei Wochen erreicht. Daher sollten Betroffene, soweit möglich, etwa zwei Wochen vor der erwarteten Allergenexposition mit der Therapie beginnen. Seit Oktober 2016 stehen auch mometasonhaltige und fluticasonhaltige Nasalia zur intranasalen Anwendung bei der symptomatischen Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis ohne ärztliche Verordnung zur Verfügung. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die „Erstdiagnose einer saisonalen allergischen Rhinitis durch einen Arzt“ erfolgt ist. 

Bei milder Symptomatik sollte zunächst eine lokale Therapie ausprobiert werden. Werden die Beschwerden stärker, sollte man den Kunden empfehlen, mit einer systemischen Therapie mit Antihistaminika zu beginnen.

Tipps für Allergiker:

  • Allergiker sollten sich über den aktuellen Pollenflug informieren. Hierfür gibt es inzwischen zahlreiche Apps fürs Smartphone. Auch in den Tageszeitungen ist der Pollenflug abgedruckt.
  • Nach dem Aufenthalt im Freien sollte die Kleidung gewechselt, die Brillengläser gereinigt und die Haare vor dem Schlafengehen gewaschen werden.
  • Die tagsüber getragene Kleidung sollte nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden.
  • Wenn der Pollenflug am stärksten ist am besten drinnen aufhalten und Fenster/Türen geschlossen halten.
  • Bei Hausstaubmilbenallergie besser feucht wischen als staubsaugen um nicht unnötig Staub aufzuwirbeln.
  • Vorhänge, Teppiche und ähnliche Staubfänger möglichst reduzieren und milbenundurchlässige Matratzenüberzüge verwenden.
  • Auf Federbetten sollten alle Allergiker verzichten und auch Kunstfaserbetten müssen regelmäßig gewaschen werden, um Hautschüppchen zu entfernen, die Milben als Nahrung dienen können.
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