Rezeptur
Praxiswissen
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Frage aus der Rezeptur: Einarbeitung von Wirkstoffen in Kühlcreme DAB

PTA hält Fantaschale und Pistill
Die Kühlsalbe DAB nimmt als Quasi-W/O-Creme in der Rezeptur eine Sonderstellung ein. | Bild: benicoma / AdobeStock

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Aufgrund der guten Verträglichkeit verordnet unser Hautarzt häufig Zubereitungen mit Kühlcreme DAB als Grundlage, dabei sollen wir Wirkstoffe wie Harnstoff oder Zinkoxid einarbeiten. Wir sind uns unsicher, ob in die Kühlcreme DAB überhaupt andere Arzneistoffe eingearbeitet werden können oder wir auf eine andere Grundlage ausweichen müssen?

Ausschließlich mechanischer Halt

Die lipophile Kühlcreme DAB gehört zu den sogenannten Quasi-W/O-Cremes. Das enthaltene Wasser wird also nicht durch einen Emulgator gebunden, sondern rein mechanisch durch Bienenwachs und rückfettende Verdickungsmittel wie Cetylpalmitat oder gehärtetes Erdnussöl eingeschlossen. 

Zusammensetzung Kühlcreme DAB

  • Gelbes Wachs 7,0 g
  • Cetylpalmitat 8,0 g
  • Erdnussöl 60,0 g
  • Gereinigtes Wasser 25,0 g

Ihren Namen trägt die Kühlcreme deshalb, da beim Auftragen auf die Haut das Emulsionssystem bricht und das austretende Wasser verdunsten kann. So kommt es zu einem leichten Kühleffekt. Dieser Kühleffekt ist allerdings im Vergleich zu O/W-Emulsionen oder Hydrogelen deutlich weniger ausgeprägt. 

Für empfindliche Haut gut geeignet

Da die Kühlcreme frei von Emulgatoren und Konservierungsmitteln ist, wird sie vor allem von Menschen mit empfindlicher Haut geschätzt. Im Vergleich zu manch anderen Cremes ist auch die Zahl ihrer Inhaltsstoffe überschaubar. Aufgrund ihrer guten Verträglichkeit wird die Kühlcreme DAB häufig als Basistherapeutikum bei Juckreiz, trockener Haut und Atopischer Dermatitis eingesetzt. 

Um längere Haltbarkeiten zu erreichen, sind fertig erhältliche Kühlcremes meist mit Antioxidantien stabilisiert. Häufig kommt dabei das Produkt Oxynex® 2004 zum Einsatz. Diese Vormischung besteht aus Citronensäure-Monohydrat, Butylhydroxytoluol, Palmitoylascorbinsäure, Propylenglycol und Glycerolmonostearat und wird in 0,05-prozentiger Konzentration verwendet. Durch Zugabe dieser Substanzen steigt jedoch die Gefahr von allergischen Reaktionen. Zur Anwendung an der empfindlichen Haut ist daher nach wie vor eine Eigenherstellung der Kühlcreme unter Verzicht dieser Zusätze empfehlenswert. 

Zubereitungen mit Kühlcreme DAB

Die Kühlcreme stellt auch ohne enthaltene Arzneistoffe ein für sich wirkendes System dar. Zur Einarbeitung weiterer Substanzen ist sie grundsätzlich nicht geeignet. Warum ist das eigentlich so? Schließlich ist die DAB-Grundlage frei von Emulgatoren, entsprechende Inkompatibilitäten mit Wirkstoffen sind also ausgeschlossen. Auch der rezeptierbare pH-Bereich bei nicht stabilisierter Kühlcreme ist mit pH 2 bis 12 eigentlich für die meisten Arzneistoffe unproblematisch. 

Physikalisch labil

Die Antwort liegt in der physikalischen Labilität der Grundlage: Wegen der nur schwach stabilisierten Wasserphase von 25% ist die Kühlcreme empfindlich gegenüber vielen weiteren Wirkstoffen. Grenzflächenaktive Wirkstoffe wie Ammoniumbituminosulfonat, Lauromacrogol 400 und Steinkohlenteer-Lösung lassen sich beispielsweise nicht mit Kühlcreme DAB verarbeiten. Auch wasserlösliche Wirkstoffe wie Harnstoff oder Natriumchlorid, die das Phasenvolumen-Verhältnis verändern, sind problematisch. Allerdings können lipophile Wirkstoffe wie Menthol, niedrig dosierte Glucocorticoide und auch Zinkoxid meist ohne Probleme in die Kühlcreme DAB eingearbeitet werden. 

Einarbeitung von Harnstoff zum Teil möglich

Auch eine Einarbeitung von Harnstoff ist in einer Konzentration von bis zu 5% unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Der Wasseranteil der Grundlage darf allerdings nicht erhöht werden. Deshalb wird der kristalline Feststoff direkt aufgestreut und kann sich so unter Rühren direkt in der Kühlcreme DAB lösen. Eventuell ist für diesen Lösevorgang Geduld nötig und die Creme muss über Nacht stehen gelassen werden. 

Achtung: Scherempfindlich!

Weiterhin muss bei einer Weiterverarbeitung der Kühlcreme ihre Scherempfindlichkeit beachtet werden. Bei einem Einsatz von automatischen Rührsystemen darf eine maximale Drehzahl von 700 Umdrehungen pro Minute nicht überschritten werden. 

Zur Abgabe an den Patienten werden Kühlcreme-haltige Rezepturen am besten in Spenderkruken oder Aluminiumtuben verpackt. Wegen der mikrobiellen Anfälligkeit ist eine Lagerung im Kühlschrank empfehlenswert. 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

Jetzt einsenden

Zurück