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Was tun bei Reisedurchfall?

Frau fasst sich an Bauch vor Schmerzen
Milder Durchfall kann gut in der Selbstmedikation therapiert werden. | Bild: nfuru / AdobeStock

Eine Reisediarrhö tritt häufig in Urlaubsländern mit warmem Klima und teils mäßigen hygienischen Bedingungen auf. Dazu zählen tropische Regionen wie z. B. Süd-Ost-Asien, Mittel- und Südamerika oder Afrika. Kommen beide Parameter zusammen, kann die Chance, während einer 14-tägigen Reise an einem Durchfall zu erkranken, bereits bei 40–50 % liegen. 

Bakterien verbreiten sich besonders schnell bei hohen Temperaturen und stellen somit die Hauptursache für eine Reisediarrhö dar. Folgende Bakterienarten lösen häufig Durchfälle und gastrointestinale Beschwerden aus:

  • Escherichia coli
  • Shigellen
  • Salmonellen
  • Campylobacter

Laut der aktualisierten S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen vom November 2023 wurden in den letzten Jahren zunehmend auch Noroviren bei Reisenden beschrieben. Noro- oder Rotaviren als Auslöser befallen bevorzugt Kinder. 

Symptome bei Reisedurchfall

Im Urlaub tritt der Durchfall meist drei bis fünf Tage nach Erregerkontakt in Erscheinung. Zu den typischen Symptomen zählen wässriger Stuhl – der mehrmals täglich abgegeben wird –, Übelkeit, Erbrechen sowie Schmerzen oder Blähungen. Normalerweise heilt die Erkrankung nach circa drei Tagen von alleine aus.

Dauert die Diarrhö länger als zwei bis vier Wochen, kann dies ein Indiz für eine Protozoen-Infektion (besonders Lamblien und Entamoeba histolytica) sein. „Mit zunehmender Dauer der Diarrhö wird eine parasitäre Genese der Durchfallepisode wahrscheinlicher“, heißt es in der aktualisierten Leitlinie.

Tritt zu dem Durchfall auch Fieber auf, könnte es sich auch um eine Malaria-Erkrankung handeln. Etwa 25 Prozent der Fälle von Malaria tropica gehen mit diesem Symptom einher.

Wann bei Durchfall zum Arzt?

Ein Arztbesuch ist daher in Erwägung zu ziehen, wenn

  • Fieber über 39 °C vorliegt,
  • sich die Beschwerden nach drei Tagen nicht bessern oder verschlimmern,
  • starker Flüssigkeitsverlust eintritt – Vorsicht vor allem bei Kindern und Senioren –,
  • Krämpfe oder Schmerzen auftreten oder
  • der Durchfall blutig bzw. schleimig ist.

Fallen diese Symptome mild aus, können sie im Urlaub auch selbst behandelt werden. Ständiger Durchfall kann sehr lästig sein, denn man möchte doch eigentlich am Pool liegen und das köstliche regionale Essen genießen.

Bei Durchfall immer Elektrolythaushalt auffüllen

Um den erhöhten Flüssigkeitsverlust auszugleichen, sollte die Trinkmenge erhöht werden. Da der Körper zusätzlich vermehrt Mineral- und Nährstoffe ausscheidet, ist Wasser mit elektrolytischen Zusätzen besonders geeignet. Daher sollte Kundschaft, die vor einer Fernreise zur Beratung in die Apotheke kommt, dringend empfohlen werden, Pulver zur Herstellung von oralen Rehydratationslösungen in der Reiseapotheke mitzunehmen.

In Oralpädon® oder Elotrans® befinden sich zum Beispiel Natrium- und Kaliumsalze, die dem Körper die benötigten Elektrolyte wieder beifügen. Sie unterstützen gleichzeitig das Herz-Kreislauf-System und können Schwindel vorbeugen. 

Steht kein Arzneimittel zur Verfügung, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Mischung aus Salzen wie Kochsalz, Natriumcitrat und Kaliumchlorid sowie Traubenzucker (Glucose) in einem definierten Verhältnis.

Trinklösung gemäß WHO-Empfehlung zum selber Herstellen:

  • 4 Teelöffel Zucker (= Saccharose; wird im Körper in Glucose und Fructose gespalten)
  • ¾ Teelöffel Salz (Kochsalz = Natriumchlorid)
  • circa 250 ml Orangensaft oder ersatzweise zwei Bananen dazu essen (enthält Kalium)
  • 1 l Mineralwasser oder abgekochtes Wasser (in Deutschland)

Die jeweilige Menge an Zucker und Salz wird in die Mischung aus Wasser und Orangensaft eingerührt. Pro kg Körpergewicht sollten etwa 40 ml der Trinklösung innerhalb von 24 Stunden eingenommen werden. Quelle: DAP ´Elektrolytmischung bei Durchfallerkrankungen´ 

Kann der Durchfall gestoppt werden?

Möglicherweise fragen die Reisenden auch nach „Durchfall-Blockern“ für die Reiseapotheke. Die Leitlinie spricht Motilitätshemmern wie Loperamid oder Racecadotril eine „Kann“-Empfehlung für die kurzfristige Einnahme (maximal zwei Tage) bei ausgeprägter Symptomatik aus. 

Die Reisenden sollen bei Abgabe informiert werden, dass beide nur symptomatisch und nicht kausal wirken. Außerdem sollte darauf hingewiesen werden, dass die Präparate bei schweren Verläufen (Fieber, Blutbeimengungen) kontraindiziert sind. 

Hinsichtlich weiterer gängiger Durchfallmittel heißt es in der Leitlinie: „Es gibt keine Evidenz für den Einsatz von Tannin, Kaolin, Pektin oder medizinischer Kohle.“

Gut zu wissen: Probiotika oder Antibiotika bei Durchfall?

Zum prophylaktischen Einsatz von Probiotika gibt die Leitlinie aufgrund unzureichender Daten keine Empfehlung ab. 

Ein Antibiotikum für die prophylaktische Einnahme gehört hingegen nicht in die Reiseapotheke. Nebenwirkungen sowie die Befeuerung der Resistenzproblematik sprechen gegen den vorbeugenden Einsatz.

So kann man Reisedurchfall vorbeugen

Häufig werden die Krankheitserreger durch kontaminierte Lebensmittel übertragen. Salat oder Obst sollte vor dem Verzehr immer gut gewaschen und wenn möglich geschält werden. Bei hohen Temperaturen sollte auf rohe und leicht verderbliche Lebensmittel verzichtet werden, denn darin vermehren sich die Keime besonders schnell.

Ein relativ hohes Risiko geht aus von

  • ungekochtem Fisch oder Fleisch (z. B. Sushi oder Carpaccio),
  • rohem Gemüse und Obst,
  • Eiswürfeln in Getränken,
  • Speiseeis und aufgetauten Gerichten sowie
  • Leitungswasser.
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