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Zum Welt-Asthma-Tag am 2. Mai: Asthmaanfall – so funktionieren Notfallsprays

Älterer Mann hält Asthmaspray in der Hand
Notfallsprays können einen Asthmaanfall schnell lindern, sind aber nicht als Dauermedikation geeignet. | Bild: bymandesigns / AdobeStock

Asthma bronchiale gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Es handelt sich dabei um eine chronische Entzündung der Atemwege, verbunden mit einer Überempfindlichkeit des Bronchialsystems und zeitweiliger Atemwegsobstruktion. Typische Symptome der Erkrankung sind Luftnot, Brustenge, Hustenreiz und Abhusten von glasig-zähem Schleim. 

Als Ursache von Asthma können allergische Auslöser eine Rolle spielen. Allergene wie Pollen oder Ausscheidungen von Hausstaubmilben führen zu einer Freisetzung verschiedener entzündungsfördernder Substanzen. Aber auch nichtallergische Faktoren wie kalte Luft oder Nebel lösen eine Hyperreagibilität des Bronchialsystems aus. 

Welt-Asthma-Tag am 2. Mai

Der Welt-Asthma-Tag findet am 2. Mai in diesem Jahre zum 25. Mal statt. Unter dem Motto „Die Lücken in der Asthmaversorgung schließen“ soll auf den unausgeglichenen Zugang medizinischer Behandlungen von Menschen mit Asthma aufmerksam gemacht werden. Außerdem soll mit dem Aktionstag das Wissen über die Erkrankung und die korrekte Anwendung von Medikamenten gestärkt werden. 

Zwar stagnieren in Deutschland die Zahlen der Asthmaerkrankten, dennoch leidet etwa jedes zehnte Kind hierzulande an Asthma bronchiale. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern Afrikas, Lateinamerikas und Teilen Asiens nimmt die Zahl an Betroffenen stetig zu. 300 Millionen Menschen leiden Schätzungen zufolge weltweit an Asthma bronchiale. /vs

Was passiert bei einem Asthmaanfall?

Bei einem akuten Asthmaanfall kommt es durch plötzliche, krampfartige Verengung der Atemwege zu einer starken Atemnot. Meist spüren die Betroffenen ein Engegefühl in der Brust und einen starken Hustenreiz. Durch die eingeschränkte Atmung kommt es häufig zu massiven Angstgefühlen, die die Luftnot noch verstärken können. Asthma-Patienten müssen daher ihre Notfallmedikamente immer bei sich tragen. 

Bei einer akuten Bronchialobstruktion können rasch wirkende ß2-Sympathomimetika innerhalb weniger Minuten Abhilfe schaffen. Die Substanzen werden inhalativ angewendet und sind bei einem akuten Asthmaanfall Mittel der Wahl. Zu den rasch wirksamen ß2-Sympathomimetika zählen die Wirkstoffe Salbutamol, Fenoterol und Terbutalin. 

Wie wirken ß2-Sympathomimetika bei Asthma?

ß2-Sympathomimetika erregen ß2-Rezeptoren in der Bronchialmuskulatur. Daraufhin wird durch Stimulation eines Enzyms vermehrt cyclisches Adenosinmonophosphat gebildet, welches zur Aktivierung der Proteinkinase A führt. Infolgedessen nimmt die Konzentration an interzellulären Ca2+-Ionen ab und es kommt zu einer Erschlaffung der Bronchialmuskulatur. 

Die spastisch verengten Atemwege erweitern sich nach inhalativer Applikation auf diese Weise innerhalb weniger Minuten, die Wirkung hält etwa 3 bis 6 Stunden an. 

Bei Asthmaanfall: Einsatz in Form von Dosieraerosolen

Bei einem akuten Asthmaanfall kommen meist Dosieraerosole zum Einsatz. Mithilfe dieser Inhalationsapparate können Suspensionen oder Lösungen inhalativ appliziert werden. 

Nach Betätigen eines Abgabemechanismus breitet sich ein druckverflüssigtes Gas aus, wobei das eigentliche Aerosol (Dispersion eines Feststoffs/einer Flüssigkeit in einem Gas) entsteht. Durch die Düse des Sprühkopfs werden Partikel von definierter Größe abgegeben. 

Als Treibmittel (druckverflüssigtes Gas) kommen dabei keine schädlichen Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) mehr zum Einsatz, sondern vielmehr Hydro-Fluor-Alkane, die die Ozonschicht nicht schädigen. 

Worauf bei der Anwendung zu achten ist

Soll eine Suspension inhaliert werden, muss das verwendete Dosieraerosol vor der Anwendung aufgeschüttelt werden. Denn nur so kann eine gleichmäßige Dosierung gewährleistet werden. 

Wichtig für die Aufnahme der gewünschten Dosis ist auch, dass direkt nach der Betätigung des Auslösemechanismus aktiv inhaliert wird. Für Patienten, denen dies schwerfällt, gibt es sogenannte Autohaler®. Bei diesen Systemen wird automatisch beim Einatmen ein Sprühstoß ausgelöst. 

Gut zu wissen: Pulverinhalatoren bei akutem Anfall problematisch

Auch Pulverinhalatoren werden durch die Atemluft des Patienten betrieben. Eine spezielle Koordination bei der Anwendung ist somit nicht erforderlich. Zur Auslösung dieser Darreichungsformen ist allerdings eine gewisse Atemstromstärke notwendig. Im akuten Anfall sind viele Patienten dazu nicht mehr in der Lage. 

So werden Notfallsprays bei Asthma angewendet

Zeichnung Anwendung von Dosieraerosol
Abb. 1: Das Dosieraerosol wird zur Inhalation zwischen Daumen und Zeigefinger, mit dem Behälterboden nach oben, gehalten. | Screenshot: Fachinformation zu Salbutamol-ratiopharm N Dosieraerosol

Ein Salbutamol-Dosieraerosol enthält 0,1 mg Wirkstoff pro Sprühstoß. Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren inhalieren bei anfallsweise auftretender Atemnot 1 bis 2 Sprühstöße. 

Anschließend wird durch die fast geschlossenen Lippen ausgeatmet (Lippenbremse). Dadurch kann die Luft länger in der Mundhöhle verbleiben und es entsteht dort ein leichter Druck, der sich auf die unteren Atemwege ausbreitet und diese erweitert. 

Das Dosieraerosol sollte nach Möglichkeit im Sitzen oder Stehen angewendet werden. Unabhängig von der Körperposition ist dieses dabei stets senkrecht mit dem Boden nach oben zu halten (siehe Abbildung 1). 

 

Tritt 5 bis 10 Minuten nach der Anwendung des Notfallsprays keine wesentliche Besserung ein, sollte die Anwendung wiederholt werden. Bleibt die Atemnot auch weiterhin bestehen, muss unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.  

Tipps zur Applikation von Dosieraerosolen:

  1. Schutzkappe vom Mundstück entfernen.
  2. Das Dosieraerosol kräftig schütteln.
  3. So tief wie möglich langsam ausatmen.
  4. Das Mundrohr mit den Lippen fest umschließen.
  5. Gleichmäßig einatmen und den Wirkstoffbehälter dabei fest nach unten drücken.
  6. Den Atem so lange wie möglich anhalten.
  7. Durch die Lippenbremse ausatmen.
  8. Vor der Inhalation einer weiteren Einzeldosis 30 Sekunden warten.

ß2-Sympathomimetika kommen allerdings nicht nur als Notfallarzneimittel zum Einsatz. Sie werden auch zur gezielten Vorbeugung von Anstrengungsasthma verwendet. Dazu werden 10 bis 15 Minuten vor der Anstrengung oder dem Allergenkontakt 1 bis 2 Sprühstöße inhaliert.

Vorsicht vor Übergebrauch der Notfallsprays

Die schnellwirksamen ß2-Sympathomimetika können einen akuten Asthmaanfall meist rasch beenden. Doch nicht wenige Asthmatiker nutzen ihr Akutspray zu häufig und verzichten stattdessen auf die Anwendung des Cortison-Sprays. 

Die aktuellen Leitlinien zur medikamentösen Asthmatherapie empfehlen keine Monotherapie mit kurz wirksamen ß2-Sympathomimetika wie Salbutamol. Denn diese Arzneistoffe zeigen keine antiphlogistische Wirkung und können auch bei Daueranwendung eine inhalative Applikation von Glucocorticoiden nicht ersetzen. Zudem kommt es bei zu häufiger Anwendung der rasch wirksamen ß2-Sympathomimetika zu einem erhöhten Risiko für schwere Asthma-Entgleisungen. 

Cortison-Spray bei Asthma äußerst wichtig

Inhalative Glucocorticoide sind bereits bei leichtem Asthma das Mittel der Wahl zur Dauertherapie und sollten regelmäßig angewendet werden. Darauf sollten die Patienten bei der Abgabe unbedingt hingewiesen werden. 

Die Verbindungen vermindern die entzündliche Reaktion des Gewebes. Da diese Wirkung allerdings – im Gegensatz zu den ß2-Sympathomimetika – nicht unmittelbar gespürt werden kann, neigen Asthma-Patienten oftmals dazu, die Anwendung der inhalativen Glucocorticoide zu vernachlässigen. 

Hinzu kommt, dass cortisonhaltige Medikamente bei einigen Patienten immer noch einen schlechten Ruf besitzen: Die Sorge vor Nebenwirkungen wie Osteoporose oder Gewichtszunahme hält viele Asthmatiker von der regelmäßigen Anwendung ab. Dabei spielen diese systemischen Nebenwirkungen bei der Asthmatherapie praktisch keine Rolle. Zwar sind Mundsoor und Heiserkeit möglich, doch mit der richtigen Inhalationstechnik können auch diese vermieden werden. 

Bei regelmäßiger Anwendung der Cortison-Sprays müssen zusätzliche Notfallmedikamente meist deutlich weniger bis gar nicht mehr angewendet werden. Quellen:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2014/daz-24-2014/entspannt-durchatmen
Fachinformation
 

Schulung zum richtigen Inhalieren als pharmazeutische Dienstleistung

Apotheken können Asthma-Patienten im Umgang mit ihrem Inhalator schulen. Die Kosten dafür übernimmt seit Kurzem die Krankenkasse. Die Patienten können dabei unter fachlicher Anleitung durch das pharmazeutische Personal die Anwendung üben. 

Neben der korrekten Applikation der inhalativen Arzneimittel können im Kundengespräch auch weitere wichtige Punkte der Asthma-Therapie angesprochen werden. Die Patienten können daran erinnert werden, dass Notfallsprays für den akuten Asthmaanfall gedacht und nicht zur Dauertherapie geeignet sind. Zur Langzeittherapie werden inhalative Glucocorticoide eingesetzt, die regelmäßig anzuwenden sind. 

Um den Verlauf der Erkrankung im Blick zu behalten, spielen zudem regelmäßige Peak-Flow-Messungen eine wichtige Rolle. Liegen die erhaltenen Werte häufiger zwischen 50% und 80% des Sollwerts, kann das ein Zeichen sein, dass die bisherige Dauermedikation nicht mehr ausreicht und der Behandlungsplan vom Arzt überprüft werden muss.

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