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Notfallmedikament, Antidot und Rauschdroge: Poppers – die Schnüffeldroge

Pipettenflasche in männlicher Hand
Als z. B. „Raumduft“ oder „Lederreiniger“ gelangen Poppers auf den Markt und werden dann missbräuchlich als Schnüffeldroge verwendet. | Bild: Luca Lorenzelli / AdobeStock

Der Hauptbestandteil von „Poppers“ ist Amylnitrit. Zusammen mit meist nicht deklarierten Beimischungen wie weiteren Nitriten (z. B. Butylnitrit oder Isopropylnitrit) sowie Duftstoffen wird die gelbliche, leicht brennbare Flüssigkeit in kleinen Fläschchen illegal vertrieben. 

Der Besitz und der Konsum von Amylnitrit sind nicht strafbar. Aufgrund der Einstufung als verschreibungspflichtiger Stoff ist eine legale Abgabe jedoch nur über die Apotheke bei korrekt vorliegender Verordnung möglich. Mit der Kennzeichnung als „Raumduft“ versuchen entsprechende Shops dieses Verbot allerdings zu umgehen.

Gut zu wissen: Poppers – woher kommt der Name?

Der Name „Poppers“ leitet sich vom englischen Wort „pop“ für „Knall“ ab. Aufgrund des hohen Dampfdruckes der Flüssigkeit entsteht dieses laute Geräusch, wenn die Glasampullen (in denen das Medikament zunächst auf den Markt kam) bzw. die Drogenfläschchen geöffnet werden.

Verwendung als Notfallmedikation und Antidot

Als Stickstoffdonator führt Amylnitrit zu einer Steigerung der Herzfrequenz, zu einer verbesserten Durchblutung des Herzmuskels und zu einer Vasodilatation der peripheren Gefäße. So erklärt sich der ursprüngliche Einsatz ab Ende des 19. Jahrhunderts als Notfallmedikament bei einem Angina-pectoris-Anfall. Inzwischen gibt es mit z. B. Glyceroltrinitrat bessere Wirkstoffe für diese Indikation.

In der Schweiz ist Amylnitrit des Weiteren als Antidot bei Cyanid-Vergiftung gelistet, in Deutschland werden dazu andere Stoffe wie z. B. Hydroxocobalamin verwendet.

Rauschwirkung und sexuelle Stimulierung durch missbräuchliche Anwendung

Die missbräuchliche Nutzung als Party- und Sexdroge erklärt sich durch verschiedene Wirkungen, die direkt nach der Inhalation der Flüssigkeit auftreten. Dazu gehören euphorische Stimmung, intensiviertes Berührungsempfinden und sexuelle Stimulierung. Herzklopfen und ein Wärmegefühl stellen sich ein, der Oberkörper und das Gesicht röten sich. Die schmerzstillende Wirkung erleichtert zudem verschiedene Sexualpraktiken wie z. B. den Analverkehr.

Lebensbedrohliche Nebenwirkungen von Poppers

Neben diesen eher harmlos klingenden Wirkungen können auch gefährliche Nebenwirkungen auftreten. Der Blutdruckabfall kann zu Kopfschmerzen, Schwindel und schlimmstenfalls zu Bewusstlosigkeit führen. Verstärkt wird die Gefahr, wenn weitere blutdrucksenkende Wirkstoffe konsumiert werden – ein gleichzeitiger Konsum von Amylnitrit und Sildenafil kann sogar tödlich enden.

Des Weiteren können Poppers auch zu einer Methämoglobinbildung führen: Das im Hämoglobin befindliche zentrale zweiwertige Eisenatom wird dabei zu dreiwertigem Eisen oxidiert und steht in Folge nicht mehr für den Sauerstofftransport zur Verfügung. Eine Unterversorgung v. a. des Gehirns mit Sauerstoff ist die Folge. 

Nach häufigem oder langfristigem Gebrauch kann es zu einer Toleranzentwicklung und psychischer Abhängigkeit kommen. Auch Herzrhythmusstörungen, Verätzungen der Nasenschleimhäute und Impotenz können auftreten.

Lebensbedrohliche Verätzungen durch Verschlucken

Akut lebensbedrohliche Verätzungen sind zu erwarten, wenn die Flüssigkeit nicht inhaliert, sondern geschluckt wird. Auch wenn der Konsum nicht tödlich enden sollte, kann schon ein Schluck aus einem Fläschchen zu jahrelangen Beschwerden durch Narbenbildung führen und das Risiko für die Entstehung eines Tumors erhöhen. Quellen:
https://www.thieme.de/de/presse/drogenkonsum-poppers-92903.htm
https://www.drugcom.de/wissenstests/andere-themen/weitere-informationen-zu-anderen-drogen/poppers/
https://toxinfo.ch/customer/files/32/MB-Zyanide-2020_d.pdf
 

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