Verhütungstrends: Alternativen zu Pille und Kondom?
Kritik an hormonellen Kontrazeptiva löst Hype um Zyklus-Apps aus
Hormonale Verhütung schützt sehr sicher vor einer ungewollten Schwangerschaft, allerdings sind ihre Risiken für bestimmte Krebsformen und Thrombosen gefürchtet. Mehrere Fälle von Thromboembolien bei Pillenanwenderinnen führten im Jahr 2013 zu einem gesundheitsbehördlichen Risikobewertungsverfahren kombinierter hormonaler Kontrazeptiva auf europäischer Ebene. In Abhängigkeit von der Gestagenkomponente wurden Unterschiede hinsichtlich des Thromboserisikos festgestellt. Zudem ist im ersten Anwendungsjahr das Risiko für venöse Thromboembolien am höchsten. Auch bei einem geringen Thromboserisiko, kann aufgrund der Menge an Verordnungen nicht von Einzelfällen gesprochen werden. Ein solches Ereignis kann lebensbedrohlich werden und zu lebenslangen körperlichen Beeinträchtigungen führen. In den Medien wurden hormonale Kontrazeptiva in den letzten Jahren stark kritisiert. In Konsequenz sinkt seit 2015 die Abgabe hormonaler Kontrazeptiva um jährlich über 4%. Gynäkologen befürchten, dass ein Teil der Frauen alternativ Verhütungs-Apps anwendet. Allerdings sind die Berechnungen dieser Apps zur Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ungenau, so dass die Anwenderinnen sich in Sicherheit wähnen und ungewollt schwanger werden können. Im Jahr 2017 hat Stiftung Warentest 23 dieser Zyklus-Apps bewertet: Die meisten Apps fielen im Test durch. Demnach sind Zyklus-Apps ohne körpereigene Beobachtungen kein geeignetes Verhütungsmittel.
Unterstützung der natürliche Familienplanung
Aufgrund des schlechtes Rufes von Hormonen nutzen immer mehr Frauen alternativ die natürliche Familienplanung – kurz NFP. Bei der NFP werden Signale des Körpers über den Zyklus hinweg beobachtet, um die fruchtbaren Tage abschätzen zu können. Mit der sogenannten symptothermalen Methode werden die Körpertemperatur, der Schleim des Gebärmutterhalses (Zervixschleim) und/oder die Beschaffenheit des Muttermundes untersucht. Für die Beobachtung der Körpertemperatur über den Zyklus hinweg wird die Aufwachtemperatur, die sogenannte Basaltemperatur, gemessen. Zyklusblätter oder eine Online-Kurve werden für die Zyklusbeobachtung verwendet. Zur Unterstützung der NFP können auch Apps genutzt werden. Drei auf der symptothermalen Methode beruhende Zyklus-Apps bewertete die Stiftung Warentest mit „gut“. Da noch keine aussagekräftigen Studien zur NFP vorliegen, konnte nicht mit „sehr gut“ bewertet werden. Auch Zyklusmonitore, sogenannte Verhütungscomputer, erleichtern Frauen die NFP. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen: basierend auf der thermalen Methode und auf der symptothermalen Methode mit zusätzlicher LH-und E3G-Messung im Urin.
Tipps für die Beratung zur NFP
- Das verwendete Thermometer muss zwei Nachkommastellen haben. Es kann digital sein oder auch ein Quecksilberthermometer. Spezielle Thermometer sind nicht notwendig, sondern nur unnötig teuer.
- Bei korrekter Anwendung kann ein hoher Verhütungsschutz erzielt werden.
- Es ist eine konsequente Körperbeobachtung erforderlich.
- Stress, Schlafmangel, starker Alkoholkonsum und Medikamente können die Genauigkeit der NFP beeinträchtigen.
- Die NFP ist nur bei Frauen mit regelmäßigem Zyklus geeignet.
- Sehr jungen Frauen sollte von der NFP abgeraten werden.
- Die NFP ist geeignet für Frauen in fester Partnerschaft, für die eine Schwangerschaft trotz NFP keine totale Katastophe wäre.
- Eine fachkundige Beratung zur Wahl der geeigneten Verhütungsmethode erhalten Frauen bei ihrem Gynäkologen.
Hormonale Verhütung ist einfach anzuwenden und bietet einen hohen Verhütungsschutz. Daher wird sie neben dem Kondom noch immer sehr häufig angewendet. Allerdings ist sie nicht für alle Frauen geeignet. Nicht-hormonale und natürliche Verhütung bieten diesen Frauen geeignete Alternativen. Daher ist ein Trend zu diesen alternativen Verhütungsmethoden erkennbar. Generell sollte bei der Wahl des Verhütungsmittels unbedingt fachkundige Beratung in Anspruch genommen werden.