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ADEXA und BVpta kritisieren PTA-Reformgesetz scharf

Von links: Michaela Freudenfeld, Ingrid Heberle (beide Adexa), Sabine Pfeiffer (BVpta), Andreas May (Adexa), Bettina Schwarz und Katja Hennig (beide BVpta). | Bild: Adexa / BVpta

Der vor Ostern vom Gesundheitsministerium vorgelegte Gesetzesentwurf zur Reform des PTA-Berufs stieß bei der Apothekengewerkschaft Adexa und dem Bndesverband PTA (BVpta) von Anfang an auf heftige Kritik. Die von beiden Organisationen seit Jahren geforderte Ausbildungsverlängerung wurde im Entwurf ausdrücklich abgelehnt. Nun werfen sie Spahns Vorgängern vor, die Ausbildungsnovellierung jahrelang verschleppt zu haben. Der Entwurf jetzt sei mit so heißer Nadel gestrickt worden, dass das Ziel eines attraktiveren Berufsbildes mit mehr Befugnissen deutlich verfehlt werde.

Dazu ADEXA-Vorstand Andreas May: „Wir haben den Eindruck, dass die Weiterentwicklung des PTA-Berufs vom Ministerium im Wesentlichen an finanziellen Fragen festgemacht wird. Die von ADEXA und BVpta favorisierte Verlängerung der schulischen Ausbildung wird mit erhöhtem Organisationsaufwand der Schulen sowie möglicherweise entstehenden Mehrkosten abgelehnt. Damit geht der Entwurf an der Praxis sowie an den Wünschen und dem Bedarf der Betroffenen vorbei.“ In zwei Umfragen hatten sich jeweils rund 80 Prozent der Befragten für eine Verlängerung ausgesprochen, um den umfangreichen Lernstoff für die Apothekenpraxis aufnehmen zu können.

Angekündigte „Kompetenzerweiterungen“ sind ein Rückschritt

Auch bei der Frage der erweiterten Kompetenzen springe der Referentenentwurf nicht nur zu kurz, sondern sogar zurück. Mit der geplanten Neuregelung der Apothekenbetriebsordnung (§ 3 Abs. 5b und 5c sowie § 17 Abs. 6 ApBetrO), in der es unter anderem um ein Arbeiten ohne Aufsicht eines Apothekers geht, wenn PTA mindestens die Abschlussnote „Gut“, drei Jahre Berufstätigkeit und ein gültiges Fortbildungszertifikat besitzen, würde die bestehende Möglichkeit aufgehoben, nach der schon jetzt Apothekenleiter einer PTA die Abzeichnungsbefugnis übertragen können. Und zwar aktuell unabhängig von bestimmten Vorgaben, allein auf Basis ihrer Einschätzung der Qualifikation der jeweiligen PTA. Für PTA, die die vom BMG formulierten Bedingungen nicht erfüllen, wäre dies ein Rückschritt und Verlust an beruflicher Befugnis. Dazu Katja Hennig, Bundesvorsitzende des BVpta: „Die Pläne des BMG engen Mitarbeiter und Apothekenleitung unnötig ein. Das bedeutet eine im Vorfeld zu keinem Zeitpunkt erwähnte Kompetenzbeschneidung der PTA. Das ist nicht zukunftsweisend!“

Kürzung beim Chemieunterricht schafft Probleme in der Rezeptur

Mit der inhaltlichen Ausrichtung bei der Beschreibung des Berufsbildes und der veränderten Schwerpunktsetzung bei den schulischen Unterrichtsstunden können sich BVpta und ADEXA dagegen eher arrangieren. Dazu die Leiterin der ADEXA-Berufsgruppe PTA, Ingrid Heberle: „Grundsätzlich ist es positiv, dass das Berufsbild der pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten konkretisiert wird. Über die Reihenfolge der Tätigkeiten kann man streiten: Aus unserer Sicht sollten sie den realen Gegebenheiten in der Apotheke angepasst werden. Aber wenn die Aufgaben in der Apotheke umfangreicher und anspruchsvoller werden, muss auch klar sein, dass man mit bloßen Stundenverschiebungen nicht weiter kommt! Unter dem Strich sehen wir insbesondere die Stundenkürzung im Fach Chemie angesichts der gestiegenen Anforderungen an Analyse und Rezeptur sehr kritisch.“ Dies bekräftigt auch Sabine Pfeiffer, Leiterin der Novellierungsgruppe BVpta. „Eine Kürzung der grundlegenden Unterrichtsfächer ist nicht hinnehmbar. Gerade bei Chemie handelt es sich um den Kern einer pharmazeutischen Ausbildung. Jetzt ist die Chance, die Grundlage einer hochwertigen PTA-Ausbildung neu zu schaffen. Dazu benötigen wir eine Reform, die inhaltlich diesem Begriff standhält und einer qualifizierten Arzneimittelversorgung in Deutschland gerecht wird.“ Aus Sicht von BVpta und ADEXA gehört dazu auch die Verlängerung der Ausbildungszeit.

Unverständnis für die nicht berücksichtigte Verlängerung der Ausbildung

Katja Hennig: „Wir verstehen nicht, warum sich das Bundesgesundheitsministerium auch nach vielen durchaus zielführenden Gesprächen nicht dazu durchringen konnte, die Ausbildungszeit von zweieinhalb auf drei Jahre zu verlängern. Wenn, wie im Entwurf vorgesehen ist, die pharmazeutische Kompetenz der PTA ausgebaut werden soll, dann ist dazu auch eine Verlängerung der Ausbildungszeit notwendig. Mehr Qualität in der Ausbildung bedingt notwendigerweise auch mehr Ausbildungszeit! Das, was für die anderen wesentlichen, bundesrechtlich geregelten Gesundheitsfachberufe gilt, soll uns PTA weiterhin verwehrt bleiben, nämlich eine dreijährige Ausbildungszeit? So kann man aber kaum mehr qualifizierte junge Menschen dafür gewinnen, sich für unseren Beruf zu entscheiden.“