Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Alzheimer-Krankheit: Fehlinformationen ausräumen

Welche Irrtümer gibt es bezüglich der Alzheimer-Krankheit und welche Fakten stimmen? | Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock

Rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland sind an Alzheimer-Demenz erkrankt. Die Stigmatisierung der Krankheit ist heute zwar nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren. Dennoch gibt es in der Bevölkerung immer noch viel Verunsicherung und Unwissen zum Thema Alzheimer. 

So ist beispielsweise zu wenig bekannt, dass die Erkrankung einen jahrzehntelangen Vorlauf hat, dass sie sich schleichend entwickelt und dass man einiges tun kann, um die Selbstständigkeit der Betroffenen lange zu erhalten. 

Oft stößt man zudem auf Fehlannahmen, die über die Alzheimer-Demenz kursieren. Zu den sieben klassischen Irrtümern sollte man Fakten parat haben:

Sind Alzheimer und Demenz das Gleiche? 

Demenz bezeichnet einen Überbegriff. Mehr als 50 verschiedene Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit werden unter Demenz zusammengefasst. Alzheimer stellt mit rund zwei Drittel aller Fälle die häufigste Form der Demenz dar. 

Weitere Demenzformen sind unter anderem die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz, die frontotemporale Demenz oder die Demenz bei Parkinson. Sie unterscheiden sich in Ursache, Symptomatik und Verlauf von der Alzheimer-Krankheit. 

Ist Alzheimer ansteckend?

Die Alzheimer-Krankheit ist nach derzeitigem Wissensstand nicht zwischen Menschen übertragbar. Kürzlich konnten Lübecker Forscher an Mäusen den Verdacht einer Übertragbarkeit ausräumen: Sie verwendeten das Alzheimer-typische Eiweiß Beta-Amyloid, das sie von an Alzheimer erkrankten Mäusen gewonnen hatten. 

Dieses Beta-Amyloid spritzten sie in gesunde Tiere und verfolgten dessen Weg im Körper. Es zeigte sich, dass das krankmachende Beta-Amyloid nicht bis ins Gehirn der gesunden Tiere vordringen konnte. 

Diese Erkenntnis ist vor allem wichtig für Angehörige und Pflegepersonal. Sie müssen also keine persönlichen Schutzmaßnahmen im Umgang mit Alzheimer-Patienten treffen.

Verursacht Aluminium Alzheimer?

Bei Gehirn-Autopsien verstorbener Alzheimer-Patienten wurden zwar erhöhte Aluminium-Konzentrationen gefunden. Forscher gehen jedoch davon aus, dass es sich um eine Begleiterscheinung und nicht um eine Ursache der Krankheit handelt. 

Bisher konnte wissenschaftlich kein ursächlicher Zusammenhang zwischen erhöhter Aluminiumaufnahme und dem Auftreten der Alzheimer-Krankheit nachgewiesen werden.

Ist Alzheimer eine normale Alterserscheinung? 

Immer mal wieder taucht in populärwissenschaftlichen Debatten die Behauptung auf, Alzheimer sei gar keine Krankheit, sondern einfach eine Alterserscheinung. Für Alzheimer ist das Alter zwar der größte Risikofaktor. Doch es handelt sich um keinen altersphysiologischen Zustand, sondern um eine Krankheit, die diagnostiziert werden kann. 

So ist es mit bildgebenden Verfahren möglich, die für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Eiweiß-Ablagerungen aus Beta-Amyloid und Tau-Protein sichtbar zu machen.  

Ist Alzheimer tödlich?

Die Alzheimer-Krankheit führt nicht unmittelbar zum Tod. Die Betroffenen vergessen auch nicht einfach zu atmen. Sie sterben vielmehr an Begleiterkrankungen. Im letzten Krankheitsstadium ist das Immunsystem erheblich geschwächt. Viele Patienten sterben durch Atemwegsinfektionen. 

Ist eine Behandlung sinnlos?

Nach wie vor ist Alzheimer nicht heilbar. Mit Antidementiva kann jedoch der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Auch Begleiterscheinungen wie Depressionen oder Aggressionen lassen sich medikamentös lindern. 

Nichtmedikamentöse Maßnahmen wie geistige, körperliche und emotionale Mobilisierung können das Wohlbefinden verbessern und die Selbstständigkeit des Patienten länger erhalten. 

Mit Hilfe psychosozialer und psychotherapeutischer Maßnahmen lassen sich die demenzbedingten Veränderungen des Alltags besser bewältigen und Stress reduzieren. 

Habe ich Alzheimer vererbt bekommen?

Wenn ein Elternteil an Alzheimer erkrankt, haben Tochter oder Sohn oft Angst, dass die Krankheit an sie vererbt wurde. Doch nur rund ein Prozent aller Alzheimer-Erkrankungen ist eindeutig erblich bedingt. In diesen Fällen erkranken die Betroffenen sehr früh – zwischen dem 30. und 65. Lebensjahr. Generell stellt das Alter das größte Erkrankungsrisiko dar. 

Die Symptome beginnen meist erst ab dem 65. Lebensjahr. Auch hier gibt es allerdings genetische Vorbestimmungen, die das Erkrankungsrisiko erhöhen können. Zu einem sicheren Ausbruch der Krankheit führen sie jedoch nicht. Quellen: Alzheimer Forschung Initiative e.V.; Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.; Universitätsklinikum Würzburg; Universität zu Lübeck  

Gut zu wissen: typisch Alzheimer

Erste pathologische Veränderungen im Gehirn können schon 25 Jahre vor Ausbruch der eigentlichen Alzheimer-Erkrankung stattfinden.

Typische Symptome einer beginnenden Alzheimer-Demenz sind: 

  • Vergesslichkeit, was das Kurzzeitgedächtnis betrifft
  • Schwierigkeiten, etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen
  • Probleme mit gewohnten Tätigkeiten  
  • Schwierigkeiten bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung
  • Wahrnehmungsstörungen (z. B. beim Wiedererkennen vertrauter Gesichter)
  • Neu auftretende Sprach- und Schreibschwäche (z. B. Wortfindungsstörungen oder häufige Wiederholungen)
  • Verlegen von Gegenständen
  • Eingeschränkte Urteils- und Entscheidungsfähigkeit (z. B. bei der Kleiderwahl)
  • Verlust von Eigeninitiative und Rückzug aus dem sozialen Leben
  • Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen (z. B. Aggressivität, Traurigkeit, Rastlosigkeit)

In Einzelfällen leben Patienten 20 Jahre mit einer Alzheimer-Demenz. Die durchschnittliche Krankheitsdauer von der Diagnosestellung bis zum Tod beträgt jedoch sieben Jahre.  

Ein gesunder Lebensstil wirkt demenzpräventiv. Dazu gehören Faktoren wie gesunde Ernährung, geistige und körperliche Aktivität, soziale Kontakte, Rauchverzicht und geringer Alkoholkonsum.