Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Tipps zum ersten ZL-Ringversuch 2020

Die Zubereitung mit Fantaschale und Pistill bietet sich beim ersten Ringversuch in 2020 besonders an. | Bild: imago images / Westend61

Auch beim ersten Ringversuch in 2020 soll das pharmazeutische Personal die geforderte Rezeptur im Rahmen des normalen Apothekenbetriebs anfertigen und an das Zentrallaboratorium der Deutschen Apotheker (ZL) zur Auswertung schicken. Geprüft wird diesmal folgende Zubereitung:

Betamethasonvalerat0,05 g
Kühlcreme DABzu 50,0 g

Rezepturen mit dem stark wirksamen Glucocorticoid Betamethasonvalerat kommen häufig im Apothekenalltag vor. Die übliche therapeutische Konzentration der Substanz liegt bei dermaler Anwendung zwischen 0,025 bis 0,1 %. Bei einer Verarbeitung mit Kühlcreme DAB wird eine W/O-Creme mit suspendiertem Wirkstoffanteil erhalten.

Korrekte Einwaage des Wirkstoffs

Gerade bei niedrig dosierten Arzneistoffen zählt die genaue Einwaage zu den entscheidenden Schritten während der Herstellung einer Zubereitung. Betamethasonvalerat ist als mikronisierter Rezepturgrundstoff erhältlich. Beim Abwiegen kann aufgrund der Arzneibuchspezifikation eine Einwaagekorrektur erforderlich sein. Das NRF empfiehlt dabei eine Korrektur ab einem Mindergehalt der Substanz von mehr als 2 %. Der Korrekturfaktor wird direkt bei der Eingangskontrolle berechnet und auf drei Stellen nach dem Komma festgelegt. 

Um die tatsächlich abzuwiegende Soll-Einwaage zur erhalten, muss die verordnete Menge an Betamethasonvalerat mit diesem Faktor multipliziert werden. Anschließend kann der mikrofein gepulverte Wirkstoff auf einer Wägeunterlage auf der Analysenwaage abgewogen werden. Zur Inprozessprüfung empfiehlt es sich, die Wägeunterlage zurückzuwiegen, der angezeigte Wert darf dabei nicht höher als 1,0 % der Wirkstoffmasse sein.

Kühlcreme DAB als Grundlage

Betamethasonvalerat soll in eine lipophile Creme eingearbeitet werden. Bei der Kühlcreme DAB handelt es sich genau genommen um eine Quasi-W/O-Creme, da das enthaltene Wasser nicht durch einen Emulgator, sondern rein mechanisch gebunden wird. Der Arzneistoff löst sich weder in Wasser noch in Lipiden ausreichend und liegt daher in der Grundlage überwiegend suspendiert vor. Zwar ist die Kühlcreme von ihrer galenischen Zusammensetzung her nicht ohne weiteres zur Einarbeitung von Wirkstoffen gedacht, bei niedrig dosierten Glucocorticoiden ist dies aber problemlos möglich.

pH-Korrektur nötig?

Der rezeptierbare pH-Bereich von Betamethasonvalerat liegt bei pH 2 bis 5. Deswegen werden Dermatika-Grundlagen, in die der Wirkstoff eingearbeitet werden soll, normalerweise mit einem Citrat-Puffer versetzt. Eine Herstellung von Betamethasonvalerat 0,1 % in Kühlcreme DAB ist aber ohne eine Einstellung des pH-Wertes möglich. Das ZL hat bereits im Jahr 2013 die chemische Stabilität dieses Glucocorticoids in der Grundlage überprüft. Dabei wurde der Wirkstoffgehalt bei unterschiedlichen pH-Werten über einen Zeitraum von vier Wochen untersucht. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass eine pH-Einstellung im sauren Bereich keine Vorteile gegenüber einer Zubereitung ohne pH-Korrektur besitzt. 

Die Aufbrauchsfrist einer entsprechenden Rezeptur sollte jedoch auf vier Wochen beschränkt werden. Dies gilt unabhängig vom gewählten Primärpackmittel für Tuben, Spenderdosen und Kruken gleichermaßen. Eine Einarbeitung von Konservierungsmitteln in die Kühlcreme DAB ist übrigens nicht vorgesehen. Antioxidantien zur Stabilisierung sind zwar erlaubt, diese haben jedoch keinen Einfluss auf die mikrobiologische Qualität. Auch aus diesem Grund ist die Haltbarkeit der Zubereitung relativ kurz.

Scherempfindliche Grundlage

Aufgrund der physikalischen Labilität der Kühlcreme DAB erfolgt eine Herstellung der Rezeptur am besten klassisch mit Fantaschale und Pistill. Eine Verarbeitung mit Hilfe automatischer Rührsysteme ist zwar möglich, allerdings darf dabei die Umdrehungsgeschwindigkeit nicht zu hoch gewählt werden. 

Die Einwaage der Rezepturbestandteile erfolgt beim TopiTec® Mischsystem im Sandwich-Verfahren. Dazu wird die Hälfte der Grundlage vorgelegt und der gering dosierte Arzneistoff rundherum an den Rand der Kruke eingefüllt. Danach kann die restliche Grundlage ergänzt werden. Gerührt wird anschließend für sechs Minuten bei 700 Umdrehungen pro Minute. Durch diese Art der Verarbeitung wird einer Anhaftung des Feststoffs an der Krukenwand oder der Rührwelle vorgebeugt. 

Bei Verwendung eines Unguator® Rührers erfolgt die Herstellung nach einem ähnlichen Prinzip. Dabei wird mit einem Teil der Grundlage und dem Wirkstoff eine Anreibung durchgeführt. Diese wird vor Zugabe der restlichen Kühlcreme auf Agglomerate geprüft.

Tipps zur Beschriftung

Bekanntermaßen werden nach Apothekenbetriebsordnung alle Arzneistoffe einer Rezeptur auf dem Etikett nach Art und Menge angegeben. Auch alle eingesetzten Hilfsstoffe müssen namentlich genannt werden. Die ausschließliche Angabe einer offizinellen Grundlage ist dabei nicht ausreichend. Wird die Kühlcreme DAB vorgefertigt verwendet und enthält diese einen antioxidativen Zusatz zur Stabilisierung, so muss dieser auch auf dem Etikett angegeben werden. Nicht mehr nötig ist dagegen der Hinweis „Cortison-haltig“, da die Empfehlung, dermale Zubereitungen mit einem Glucocorticoid auf diese Weise zu kennzeichnen, schon seit einigen Jahren nicht mehr gilt.