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Was ist eigentlich Morbus Menière?

Mann fasst sich an Kopf vor Schwindel und stützt sich an der Wand ab
Menschen, die unter Morbus Menière leiden, erfasst ein plötzlich auftretender Drehschwindel. | Bild: Krakenimages.com / AdobeStock

Schwindel ist allgemein ein verbreitetes Störungsbild und kann vielerlei unterschiedliche Ursachen haben. Doch der Schwindel bei Morbus Menière nimmt eine Sonderstellung ein. Von einem Moment auf den anderen kommt es zu einem Anfall von Drehschwindel, der äußerst heftig ausfallen kann. 

Betroffenen ist es während der akuten Attacke oft nicht mehr möglich, sich auf den Beinen zu halten. Viele erleiden gleichzeitig Übelkeit und müssen erbrechen. Ein solcher Schwindelanfall hält mindestens 20 Minuten, mitunter auch Stunden an. Die Attacken treten in unregelmäßigen Abständen von Tagen, Wochen oder Monaten immer wieder auf.

Druckerhöhung im Innenohr löst Schwindel aus

Die Ursache der Erkrankung findet sich im Labyrinth des Innenohrs. Dieses häutige und knöcherne Labyrinth und ist mit einer klaren, kaliumreichen lymphatischen Flüssigkeit gefüllt, der Endolymphe. Umgeben von der Perilymphe (natriumreiche lymphähnliche Flüssigkeit) liegt das häutige Labyrinth innerhalb des knöchernen Labyrinths. 

Beim Morbus Menière liegt nun eine Störung in der Produktion oder Resorption der Endolymphe vor. Dies hat zur Folge, dass sich zu viel Endolymphe ansammelt und das häutige Labyrinth zu stark gedehnt wird. Dies wird als Endolymphatischer Hydrops bezeichnet. 

Durch den erhöhten Druck kann die Trennmembran zwischen Endo- und Perilymphe – die Reißnersche Membran – immer wieder einreißen. Dadurch vermischen sich die kaliumreiche Endolymphe und die natriumreiche Perilymphe, was zu akuten Schwindelattacken führen kann.

Hörminderung, Ohrgeräusche und Druckgefühl

In der Regel findet dieses Krankheitsgeschehen nur einseitig in einem Ohr statt. Die eigentlichen Gründe oder Auslöser für die pathologischen Vorgänge sind noch unklar. Man nimmt aber an, dass eine erbliche Veranlagung zumindest mitbeteiligt ist. 

Ungefähr eine von 1.000 Personen leidet an einem Morbus Menière. Meist tritt die Erkrankung zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr auf. Typischerweise kommt es am betroffenen Ohr auch zu einer Hörminderung. Außerdem nimmt der Patient meist Ohrgeräusche wahr und empfindet ein Druckgefühl auf diesem Ohr.

Benannt wurde die Erkrankung nach dem französischen Arzt Prosper Menière , der sie im Jahr 1861 erstmals beschrieb.

Medikamentöse Behandlung von Morbus Menière

Zur Behandlung akuter Beschwerden werden Antiemetika und Antivertiginosa (z. B. Dimenhydrinat, Sulpirid) eingesetzt, eventuell Benzodiazepine. Langfristig gilt es, die Häufigkeit der Attacken zu reduzieren. Dazu dient vor allem die langdauernde Gabe des H3-Antihistaminikums Betahistin. 

Eine weitere therapeutische Option ist die Applikation des Antibiotikums Gentamicin durch das Trommelfell hindurch. Dadurch wird das Gleichgewichtsorgan ausgeschaltet. 

Besserungen wurden auch durch Glukokortikoid-Injektionen ins Ohr beschrieben. Quellen: HNO-Ärzte im Netz; www.apotheken.de; Techniker Krankenkasse; C. Werning: Medizin für Apotheker, WVG 2008 

Morbus Menière in Kürze

  • Anfallsartiger Drehschwindel; wiederkehrende starke Schwindelattacken, häufig begleitet von Übelkeit und Erbrechen; weitere Symptome: Hörminderung, Tinnitus, Ohrdruck.
  • Ursache: Störung im Innenohr: Stau von Endolymphe im Labyrinth, dadurch Membranrisse mit der Folge von Flüssigkeitsverlagerungen als Anfallsauslöser.
  • Zugrunde liegende Krankheitsursache unbekannt, genetische Komponente vermutet.
  • Nur symptomatische Therapie: im Akutfall Behandlung von Übelkeit und Schwindel, langfristige Anfallsprophylaxe mit Betahistin.
  • Circa 1 von 1.000 Personen betroffen, Erkrankungszeitpunkt meist zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr.