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Zum Tag des Rotweins am 28. August: Ist Rotwein gesund?

Frau hält Glas Rotwein in der Hand
Ein Gläschen Wein am Tag sei gesund – so wird unter Weinliebhabern gern gemunkelt. Stimmt das? | Bild: Maksim Shebeko / AdobeStock

Anfang der 1990er-Jahre entzückte eine wissenschaftliche Nachricht die Weinliebhaber: das sogenannte französische Paradoxon. Man hatte festgestellt, dass Franzosen trotz ihres cholesterinreichen Essens eine geringere Herzerkrankungsrate aufwiesen als etwa die Bevölkerung in Deutschland. Als Grund dafür wurde der Rotweingenuss im Nachbarland ausgemacht. 

Insbesondere dem phenolischen Inhaltsstoff Resveratrol schrieb man die herzschützende Wirkung zu. Da für Rotwein – im Gegensatz zu Weißwein – die Traubenhäute und -kerne zusammen mit dem Saft gären, gelangt Resveratrol mit in den Wein.

Wirkung von Resveratrol umstritten

In verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Resveratrol antientzündliche Eigenschaften hat, indem es etwa die Bildung von Entzündungsfaktoren hemmt. Allerdings hat die Resveratrol-Euphorie mittlerweile Dämpfer bekommen. So zeigten Studienergebnisse bei Weintrinkern keine Korrelation zwischen Resveratrol-Spiegeln und Serum-Entzündungsmarkern. 

Außerdem führen Kritiker ins Feld, dass die Resveratrol-Mengen in einem Glas Rotwein zu gering seien, um sich gesundheitsfördernd auszuwirken. Und um Resveratrol aufzunehmen, könne man ebenso gut roten Traubensaft trinken oder dunkle Beeren wie Blaubeeren oder Brombeeren essen.

Schützt mäßiger Alkoholkonsum das Herz?

Auch der regelmäßige Konsum kleiner Mengen Alkohol stand lange Zeit im Ruf, einen gesundheitsfördernden Effekt zu haben. Gerade wer allabendlich ein Gläschen (Rot-)Wein genießt, führt sich stetig moderate Alkoholmengen zu. 

Studien zeigten, dass damit tatsächlich ein gewisser Schutz vor Herzinsuffizienz und Herzinfarkt verbunden war. Mittlerweile ziehen aber andere Studien die herz- und gefäßschützende Wirkung wieder in Zweifel. Es konnte kein Zusammenhang mit einer verringerten Arteriosklerose-Entstehung gefunden werden. 

Als erwiesen gilt aber inzwischen, dass regelmäßiger Konsum selbst geringer Alkoholmengen das Risiko für Vorhofflimmern erhöht – auch bei gesunden Menschen. Einer neueren Studie zufolge steigert schon das tägliche Gläschen Wein (12 Gramm Alkohol pro Tag) die Gefahr für Vorhofflimmern um 16 Prozent im Vergleich zu Alkoholverzicht.

Wenig Alkohol nicht besser als kein Alkohol

Ein zwar mäßiger, aber regelmäßiger Alkoholkonsum kann sich auch negativ auf das Gehirn auswirken. Insbesondere der für die Gedächtnisbildung wichtige Hippocampus ist davon betroffen. Auch die Leber kann bekanntlich durch regelmäßige Alkoholzufuhr Schaden nehmen. 

Die immer wieder geäußerte Meinung, wer täglich ein Gläschen Rotwein trinke, lebe länger als Nicht-Weintrinker, ist wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Wer etwas Wirksames für die Herzgesundheit tun möchte, sollte sich vielmehr ausgewogen ernähren, viel bewegen und möglichst wenig Alkohol zu sich nehmen. Dennoch betonen Wissenschaftler, dass gegen ein gelegentlich genossenes Glas Wein aus gesundheitlicher Sicht nichts einzuwenden sei.

Gut zu wissen: Wie viel Alkohol maximal?

Als risikoarme Grenzwerte für Alkoholkonsum gelten in Deutschland, gemäß den Empfehlungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (kurz: DHS), 24 Gramm Alkohol pro Tag für Männer und 12 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen. (24 Gramm Alkohol entsprechen ungefähr 0,25 bis 0,3 Liter Wein oder 0,5 bis 0,6 Liter Bier.) Dabei soll jedoch an mindestens zwei Tagen pro Woche ganz auf Alkohol verzichtet werden. 

Vorsicht bei Migräne

In einigen Fällen kann jedoch auch ein gelegentlicher Weingenuss negative Folgen haben. So zählt insbesondere Rotwein als möglicher Migräne-Trigger. Inhaltsstoffe wie Histamin, Tyramin oder Phenylethylamin werden hierfür verantwortlich gemacht. Einer Studie zufolge löst Rotwein bei 8,8 Prozent der Migräne-Patienten immer einen Migräneanfall aus.