Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Nasenspray gegen Opioid-Überdosierung

Naloxon-haltige Nasensprays werden bei Heroin- und weiteren Opiat-Überdosen als lebensrettende Maßnahme eingesetzt. | Bild: PixieMe / AdobeStock

92 Mal hat ein spezielles Nasenspray Menschen in Bayern bei Heroin- und anderen Opiat-Überdosen das Leben gerettet. „Bei richtiger Anwendung wirkt es schnell und kann die Wirkung von Opioiden vorübergehend ganz aufheben“, sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).

Naloxon-haltige Nasenprays als Notfallmedikament

Seit 2018 wurden 537 Menschen – vor allem Drogenabhängige – im Rahmen des Modellprojekts „Take-Home-Naloxon in Bayern“ im Umgang mit den Naloxon-haltigen Nasensprays geschult. Das Mittel durften davor nur Ärzte verabreichen. „Die Anwendung des Nasensprays ist sehr, sehr einfach“, sagte Olaf Ostermann vom Suchthilfeverein Condrobs. „Packung auf, Fläschchen in die Nase stecken und draufdrücken – fertig.“ Im Zuge des Projektes sollen die Teilnehmer mit aktuellem Opiatkonsum oder bestehender Substitution ein Naloxon-Notfallkit mit einem Naloxon-haltigen Nasenspray erhalten. Bestenfalls haben sie dies immer dabei und ihre Begleitung darüber informiert. Denn: „Wenn es zur Überdosis kommt, dann können sich die Konsumenten das Naloxon nicht mehr selbst verabreichen“, erklärt Ostermann. Bis das Spray wirkt, müsse man Wiederbelebungsmaßnahmen wie Beatmung und eine Herzdruckmassage durchführen.

Zur Erinnerung: Was ist Naloxon?

Naloxon ist ein Arzneimittel, das die Wirkung von Opioiden – wie beispielsweise Morphin oder auch Heroin – aufhebt und bei Überdosierungen eingesetzt wird, um die Atemdepression zu lösen. In fixer Kombination ist Naloxon beispielsweise mit dem Schmerzmittel Tilidin erhältlich, um die missbräuchliche Anwendung von Tilidin zu verhindern.

Schulungen sind sinnvoll

Schulungen, die der Suchthilfeverein Condrobs anbietet, sind laut Ostermann rechtlich nicht nötig, um das Nasenspray zu verwenden. Ein Aufklärungsgespräch beim Arzt genüge. Trotzdem hält er Schulungen für sinnvoll: „Zum einen gibt es bei Naloxon ein paar Dinge, die man wissen sollte. Zum anderen können in den Schulungen weitere wichtige Themen der Ersten Hilfe vermittelt werden.“ Von Oktober 2018 bis Anfang Mai 2019 sind fast 180 Nutzer geschult und ausgestattet worden. Die gute Nachricht: Bislang hat Naloxon im Rahmen des Modell-Projekts 11 Menschenleben gerettet. Die Nasensprays dürfen bisher nur an Opiatgebraucher als Notfallmedikament verschrieben werden.

Wie kommt es zu einer Überdosierung?

Gründe für Überdosierungen gibt es viele. „Meistens passieren zu hohe Dosen unabsichtlich, nach Phasen langer Abstinenz wegen Therapie oder Haft“, erklärt Olaf Ostermann, Leiter der Einrichtung Condrobs in München. „Die Leute werden rückfällig und sind nicht mehr an das Heroin gewöhnt.“

Hinzu kommt häufig die unbekannte Stoffqualität – wer an stark gestrecktes Heroin gewohnt ist, kann sich leicht mit reinem Heroin überdosieren. Auch der Mischkonsum von Opioiden mit Alkohol, Tabletten und weniger bekannten Substanzen sowie der Konsum von Fentanyl aus Schmerzpflastern können zu Überdosen führen.

Förderung von bundesweiten Angeboten

Der Freistaat hatte das Modell-Projekt, das mittlerweile beendet ist, mit 300.000 Euro gefördert. Holetschek will auch zukünftig Naloxon-Schulungen unterstützen. Auch bundesweit sollen laut der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig, solche Angebote gefördert werden. dpa / vs