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Probiotische Cremes: Schaden Cremes dem Hautmikrobiom?

Probiotische Kosmetik kann helfen, das Mikrobiom der Haut zu stärken und zu schützen. | Bild: goodluz / AdobeStock

Der menschliche Körper ist mit Billionen von Bakterien besiedelt. Diese Vielzahl von Mikroorganismen hat zahlreiche positive Eigenschaften und steht in ständigem Austausch mit unseren Körperzellen. Dass Medikamente wie Antibiotika das Darmmikrobiom verändern oder gar negativ beeinflussen können, ist schon länger bekannt. Eine neue Studie weist darauf hin, dass auch unsere Hautbarriere durch Cremes und Co. verändert werden kann. 

Natürliche Bakterienvielfalt stärken

Unsere Haut ist mit einer Vielzahl von Bakterien bedeckt. Dabei ist es wichtig, dass das Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Mikroorganismen stimmt, damit unsere Haut viele Jahre gesund bleibt. 

Zu den Bakteriengattungen, die den Großteil unserer äußeren Hautflora ausmachen, gehören Staphylokokken, Mikrokokken, Propionibakterien und Corynebakterien. Sie sind in unterschiedlichen Mengen vorhanden, wobei hier die Untergruppen und Stämme entscheidend sind. 

Studien zufolge gehört zu den wichtigsten förderlichen Vertretern Staphylococcus epidermidis, das viele positive Einflüsse auf unsere Haut hat: 

  • Es schützt die Haut vor pathogenen Eindringlingen,
  • unterstützt die Regeneration, beispielsweise bei kleinen Verletzungen, und
  • scheint eine positive Rolle bei der Verhinderung von weißem Hautkrebs zu spielen.

Was ist für eine gesunde Haut wichtig?

Eine Hautpflege, die unsere wichtigen Bakterien fördert und deren Stoffwechsel unterstützt, würde die aktuellen Inhaltsstoffe der Kosmetika optimal ergänzen. 

Charakteristisch für eine gesunde Haut sind ein leicht saurer pH-Wert, Entzündungsfreiheit, eine intakte Oberfläche, ein hoher Feuchtigkeitsspeicher und eine häufige Erneuerung der Strukturen. All diese Dinge werden unter anderem vom Hautmikrobiom beeinflusst. Beispielsweise regulieren die Stoffwechselprodukte der Bakterien, wie Milchsäure, den sauren pH-Wert und stärken somit deren Barrierefunktion. 

Eine nicht intakte Haut begünstigt das Eindringen von potenziell schlechten Bakterien, die Entzündungsreaktionen auslösen können. Auch Umwelteinflüsse wie UV-Licht, Stress, übermäßige Hygiene bzw. Desinfektion oder Verletzungen können unsere gesunde Haut angreifbar machen. 

Dies fördert wiederum die Vermehrung von Staphylococcus aureus, einem Keim, dessen starke Vermehrung vor allem bei Neurodermitis-Patienten zu beobachten ist. Dieses Bakterium scheint Entzündungen auszulösen, weshalb seine Ausbreitung verhindert werden sollte. 

Studien zeigen, dass eine starke Besiedlung mit Staphylococcus epidermidis die Ausbreitung von Staphylococcus aureus verhindern kann. Davon profitieren Patienten mit Neurodermitis, Akne, Psoriasis oder Rosacea.

Die optimale Hautpflegecreme

Unter den Gesichtspunkten des Hautmikrobioms sollte die optimale Pflege folgende Kriterien erfüllen: 

  • Schutz des Hautmikrobioms,
  • Erhaltung der Barrierefunktion,
  • Förderung der gesunden Hautfunktion und
  • vorliegende Störungen ausgleichen.

Die Inhaltsstoffe von Cremes sollten nicht antibakteriell wirken, denn dies führt zu einer dauerhaften Veränderung der Hautflora. Das häufige Desinfizieren der Hände, wie derzeit aufgrund der Corona-Pandemie notwendig, entfernt jedes Mal die Bakterienschicht der Haut, welche sich nach circa vier Stunden langsam erneuert. 

Stark beanspruchte Bereiche wie die Hände bedürfen demnach besonderer mikrobiomfreundlicher Pflege. Optimalerweise ist die verwendete Hautcreme zusätzlich mikrobiomstärkend, da die Haut direkt wieder mit geeigneten Mikroorganismen versorgt wird. 

Wichtiger Vertreter der Lactobazillen identifiziert

In einer Studie wurden 400 verschiedene Lactobazillen-Arten getestet. Einen positiven mikrobiom-stärkenden Effekt zeigte Lactobazillus brevis. Das Bakterium kann die Vermehrung guter Bakterien auf der Haut begünstigen, die Hautbarriere stärken und die Haut vor Austrocknung schützen. 

Bei dem Versuch wurde Lactobazillus brevis in Form verschiedener Cremes, Lotionen oder Akutprodukte auf die Haut aufgetragen. Vor allem bei bereits erkrankter Haut von Neurodermitis-Patienten konnte der Juckreiz gelindert und das Erscheinungsbild generell verbessert werden. Auch Personen, die an Akne leiden, können davon profitieren.

Probiotische Cremes noch nicht verbreitet

Wie so häufig steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen, wobei die bisherigen Ergebnisse viel Aufmerksamkeit bekommen sollten. Die „probiotische Kosmetik“ stellt einen ganz neuen Bereich der Hautpflege dar und ist noch weit von gängiger Praxis entfernt. 

Die verwendeten Bakterien könnten sehr gut mit anderen förderlichen Hautsubstanzen wie Vitaminen oder Hyaluronsäure kombiniert werden. Konservierungsmittel, kritische Wirkstoffe oder gar desinfizierende Zusätze sollen vermieden werden, um den positiven probiotischen Effekt nicht aufzuheben. 

Hinzu kommt, dass die Aussage „Bakterien auf der Haut“ noch recht negativ besetzt ist, weshalb weiterhin Aufklärungsarbeit besteht. Verstanden werden muss, dass die guten Bakterien, vergleichbar mit dem Darm, essenziell sind und geschützt werden sollten. Quellen:
https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_lifestyle/article157962643/Die-besten-Cremes-entstehen-aus-Bakterien.html
https://www.youtube.com/watch?v=gfcmasDbYRg&t=1s